Landeshauptstadt: Winterdienst wegen zu starkem Frost blockiert

Warum Potsdams Hauptstraßen nach dem jüngsten Wintereinbruch trotz Winterdienst glatt blieben, ist aufgeklärt: Die in Potsdam verwendete Natrium-Chlorid-Lauge zum Abtauen von Eis wirkt nur bis zu Temperaturen von minus zehn Grad. Das wurde gestern Abend im Hauptausschuss deutlich. „Vom 5. bis zum 6. Januar sind die Temperaturen so extrem schnell in den Keller gegangen, dass die verwendete Feuchtsalztechnologie wirkungslos wurde“, sagte Norbert Praetzel, der in Potsdams Verwaltung für die Verkehrsflächen verantwortlich ist. Im angrenzenden Berlin – wo die Straßen weitestgehend eisfrei waren – würde eine kälteresistentere Salzlauge auf Calium-Basis verwendet, die aber auch teurer wäre, so Praetzel. Keine direkte Antwort konnte er auf Kritik von SPD-Chef Mike Schubert geben, der gefragt hatte, warum nicht schon vor dem von Meteorologen vorhergesagten Frosteinbruch reagiert wurde. „Für solche Extremfälle gibt es nie eine Garantie“, so Praetzel. Über vermehrte Unfälle sei ihm ebenso nicht bekannt, sagte er auf eine weitere Frage.

Als Lösungsmöglichkeiten für solche „Ausnahmesituationen“ in der Zukunft schlug Enrico Munder als Chef der für den Winterdienst zuständigen Stadtentsorgung (Step) vor, entweder auch die in Berlin verwendete Lauge einzusetzen und zu lagern oder dann sofort Split zu streuen, der die Straßen zwar nicht abtaut, aber Autoreifen mehr Griff verleihe. Mögliche Änderungen wird es aber wohl erst im nächsten Winter geben, hieß es im Ausschuss – erst im Verlauf dieses Jahres wird der Winterdienst und die darin enthaltenen Leistungen neu ausgeschrieben. Und längst nicht jeder im Ausschuss kritisierte den geleisteten Winterdienst. So fragte Grünen-Fraktionchef Nils Naber, ob wirklich Salz in solchen Mengen eingesetzt werden müsse – das erschiene ihm problematisch für die Umwelt. Henri Kramer