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Landeshauptstadt: „Wir bedauern es sehr“

Mutmaßliches Gewaltopfer hat Potsdamer Elite-Sportschule „auf eigenen Wunsch“ verlassen

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Verkehrte Welt an der Elite-Schule des Sport „Friedrich Ludwig Jahn“: Während die beiden Schüler, gegen die von der Staatsanwaltschaft wegen sexueller Nötigung ermittelt wird, an der Schule weiter lernen dürfen, hat nun eines ihrer mutmaßlichen Opfer die Einrichtung verlassen. Das bestätigte Schulleiter Rüdiger Ziemer den PNN auf Anfrage. Der Achtklässler habe die Schule „auf eigenen Wunsch“ beziehungsweise den seiner Eltern verlassen. „Wir bedauern es sehr, dass er die Schule verlassen hat und hätten uns gewünscht, dass der Schüler seine schulische und sportliche Entwicklung bei uns fortführt“, so Ziemer. Dazu hätten sowohl die Schule als auch die anderen Partner des Verbundsystems „Eliteschule des Sports“ – konkret das Internat und die Trainer im Sport – ihre Hilfe angeboten.

Damit widerspricht Ziemer auch Eltern von Schülern, die zuletzt gegenüber den PNN erklärten, die mutmaßlichen Opfer hätten offenbar längst nicht so viel Aufmerksamkeit seitens der Schule erhalten wie die möglichen Täter. Schwächere Kinder würden so erneut Opfer von Stärkeren, so ein Vorwurf. Mit Namen wollten sich die Eltern nicht nennen lassen – aus Sorge, dass ihren Kindern Nachteile in der Schule entstehen könnten.

Seit dem Herbst steht das Verbundsystem der Schule in den Schlagzeilen. Damals war der Verdacht publik geworden, zwei Elftklässler hätten sich im Schulinternat an zwei jüngeren Mitschülern vergangen. Obwohl es mittlerweile laut Bildungsministerium Zweifel daran gibt, ob der Vorfall in seiner Schwere tatsächlich so stattgefunden hat – dass es zumindest einen gewaltsamen Übergriff gegeben hat, scheint nach Aussagen der Beteiligten unstrittig. Laut Ziemer aus „pädagogischen Gründen“ hatte schließlich die Lehrerkonferenz der Schule mehrheitlich entschieden, dass die mutmaßlichen Täter an der Schule bleiben dürfen, ihnen wurde aber ein Verweis angedroht. Zuletzt war dazu bekannt geworden, dass einer der mutmaßlichen Täter schon früher mit einem Gewaltdelikt gegen Mitschüler auffällig geworden sein soll – was aber den Lehrern bei ihrer Entscheidung zu dessen Zukunft nicht bekannt war. Ziemer sagte, es werde derzeit „noch geklärt“, wer für diese Informationspanne verantwortlich sei. Zu weiteren Konsequenzen aus dem Geschehen würden derzeit Gespräche mit den Partnern des Verbundssystems laufen.

Zumindest die Stadt, die bis Sommer direkt und nun über die kommunale Luftschiffhafen GmbH für das Internat der Schule mitverantwortlich ist, hat bereits Konsequenzen gezogen. So wurde die Leitung des Wohnheims suspendiert, weil die von den mutmaßlichen Opfern erhobenen Anschuldigungen der Nötigung über zwei Wochen lang im Wohnheim bekannt gewesen sein sollen, aber Erzieher nichts unternahmen. Zudem hat die Stadt den anerkannten Jugendhilfeträger Start gGmbH eingeschaltet, um für das Wohnheim ein neues Konzept zu erarbeiten – und für die mutmaßlichen Täter gilt ein Hausverbot für das Wohnheim. Einem ihrer mutmaßlichen Opfer werden sie im Alltag nach dessen Abgang von der Schule aber so und so nicht mehr begegnen. HK

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