Landeshauptstadt: „Wir erwarten, dass man vorher mit uns spricht“
Jakobs wirft Bahn Versäumnisse vor / SPD-Landtagsabgeordnete Geywitz attackiert Rot-Rot
Stand:
Auch aus der brandenburgischen Politik wird heftige Kritik laut. Vertreter von Stadt und Land forderten am Donnerstag die Bahn auf, ihre Pläne nochmals zu überprüfen. „Die Interessen der Pendler, der Touristen und der Wirtschaft in dieser dynamischen Region müssen bei allen Planungen Berücksichtigung finden. Dazu gehört auch eine nochmalige Prüfung der Zeitpläne“, sagte Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD). „Zwar gibt es zu den Sanierungen keine Alternative. Es kann aber nicht sein, dass die Brandenburgerinnen und Brandenburger nun noch zusätzlich belastet werden“, kritisierte Landesverkehrsminister Jörg Vogelsänger (SPD).
Potsdams Oberbürgermeister Jann Jabobs (SPD) beklagte, dass die Stadt Potsdam bislang nicht einbezogen wurde. „Wir erwarten, dass man vorher mit uns spricht und Alternativangebote vorlegt.“ Sollten beide Baumaßnahmen, wie vorgesehen, parallel durchgeführt werden, bedeute dies ein „Schwächung des Wirtschafts- und Tourismusstandortes Potsdam“, so Jakobs. „Ich werde mich mit dem Land dafür einsetzen, dass eine annehmbare Lösung gefunden wird“, versicherte der Oberbürgermeister.
Vogelsänger stellte bereits klar: „Eine zeitgleiche Vollsperrung der Fernbahn und die gravierenden Einschränkungen auf der Avus sind vor allem in den Wintermonaten nicht zu verantworten.“ Das vorgelegte Bahnkonzept stehe und falle mit der S-Bahn. „Doch nach den Erfahrungen des Winters in diesem und im vergangenen Jahr hat selbst die S-Bahn-Geschäftsführung Zweifel an der Zuverlässigkeit ihrer Züge bei Schnee und Eis“, sagte der Minister. Da aus Sicherheitsgründen viel dafür spreche, endlich die Bahntrasse zu sanieren, habe er viel Verständnis für die IHK-Forderung, die halbseitige Avus-Sperrung um ein Jahr zu schieben. „Andernfalls müssten wir fordern, dass es erst nach Abschluss der Avus-Sanierung zur Unterbrechung der Fernbahn kommt“, meinte der Minister an.
Die Potsdamer Landtagsabgeordnete Klara Geywitz (SPD) dagegen griff die Landesregierung scharf an: „Die gleichzeitige Sanierung der Gleis- und Straßenverbindungen zwischen Potsdam und Berlin stellt den beteiligten Verantwortlichen in den Landesregierungen von Berlin und Brandenburg und bei der Deutschen Bahn ein Armutszeugnis aus. Koordinierte Verwaltungstätigkeit zum Wohle der Menschen sieht anders aus. Offenbar sind die Herren so sehr damit beschäftigt, berechtigte Bürgerproteste im Hinblick auf die BBI-Flugrouten zu bewältigen, dass sie weder Augen noch Ohren für weitere Probleme haben.“ Zudem forderte Geywitz eine umsteigefreie Direktverbindung zwischen dem Potsdamer und Berliner Zentrum.
Sascha Krämer, Kreisvorsitzender der Linken in Potsdam, warnte gestern davor, dass auch der Nahverkehr der Stadt mit den zusätzlichen Anforderungen überlastet werden würde. „Potsdam hat nicht die Kapazität an Bussen, um die Leute zum „Ersatzhauptbahnhof“ nach Golm zu bringen. Die Chaostage der Bahn, die man jetzt schon in Potsdam bei den selten fahrenden S-Bahnen erlebt, werden somit ausgeweitet“, meinte Krämer gestern und forderte: Die Deutsche Bahn müsse prüfen, ob sie ihre Reparaturarbeit bei laufen Betrieb durchführen kann.
Matthias Matern
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: