ZUR PERSON: „Wir haben jetzt eine gute Akustik“
Volkmar Raback über Tariferhöhungen, Intendantenwechsel und gutes Hören im Hans Otto Theater
Stand:
Herr Raback, das Hans Otto Theater erhält in diesem Jahr 282 000 Euro zusätzliche Förderung. Hilft dieses Geld längerfristig oder ist es doch wieder nur der berüchtigte Tropfen auf den heißen Stein?
Das Geld hilft wirklich. Denn seit zehn Jahren, das ist jetzt wirklich kein Witz, hatte das Hans Otto Theater trotz Tariferhöhungen und Preissteigerungsraten keinerlei Erhöhungen erhalten.
Und warum jetzt der Sinneswandel in der Verwaltung?
Weil die Gewerkschaft Verdi einen Tarifabschluss von insgesamt 9,5 Prozent über zwei Jahre erreicht hat. Das hätten wir aus unserem Etat nicht mehr leisten können.
Bleibt von den 282 000 Euro noch etwas übrig, um beispielsweise die Preissteigerungsraten in anderen Bereichen ausgleichen zu können?
Nein, das Geld wird allein durch die Personalkosten aufgebraucht. Und Theater ist personalintensiv. Jede Inszenierung ist ein Unikat. Da muss die Dekoration entworfen, hergestellt, dann immer wieder auf- und abgebaut werden. Dann sechs Wochen Probe und vieles mehr. Das geht nur mit einem entsprechenden Personal.
Wie haben Sie in den vergangenen zehn Jahren die steigenden Personalkosten abgefangen?
Das haben wir aus unserem Etat herausgespart. Wir hatten das Glück, dass die Einnahmen in den Jahren 2006 und 2007 überdurchschnittlich gut waren. Damit konnten wir das zum einen Teil abfangen. Aber mittlerweile haben wir keinerlei Puffer mehr. Da sind wir am Ende. Die Besucherzahlen sind auf ein normales Maß zurückgegangen, die Ausgaben aber bleiben die gleichen. Ohne die zusätzliche Förderung für die Tariferhöhung hätte ich nicht gewusst, wie es weiter gehen sollte.
Wie viele Mitarbeiter hat das Hans Otto Theater?
Wir haben derzeit 159 Mitarbeiter.
Wird sich an der Zahl etwas ändern, wenn nach der Sommerpause der neue Intendant Tobias Wellemeyer aus Magdeburg seine Arbeit am Theater aufnimmt?
In der Größenordnung werden wir auch in die neue Spielzeit unter Wellemeyer starten. Das Ensemble wird aber durch einige Umwidmungen ein wenig größer.
Gibt es weitere sichtbare Veränderungen durch den neuen Intendanten?
Ja, bei unseren Plakaten arbeiten wir nicht mehr mit einem Werbebüro zusammen, sondern haben dann einen Hausgrafiker, der aus Magdeburg mit nach Potsdam kommt. Aber das ist üblich. Ein neuer Intendant bedeutet gleichzeitig auch ein Wechsel im Layout.
Sie sind also schon jetzt voll mit den Vorbereitungen für den Intendantenwechsel beschäftigt?
Absolut, es gibt Planungen, ich verhandle schon mit Gastregisseuren, in der vergangenen Woche fand ein Fotoshooting im Schlosstheater für das neue Spielzeitheft statt. Das greift alles ineinander.
Sie sprachen davon, dass sich die Besucherzahlen nach der Neueröffnung des neuen Hauses in der Schiffbauergasse wieder auf ein normales Maß eingepegelt haben. Erwarten Sie durch den Intendantenwechsel wieder einen Anstieg der Besucherzahlen?
Ja, ich erwarte da Neugier bei den Leuten. So ist das ja bei der Kunst, etwas Neues ist immer interessant. Die Frage ist dann nur, wie lange hält das an.
Wie sehen die aktuellen Besucherzahlen aus?
Im vergangenen Jahr hatten wir knapp 120 000 Besucher, inklusive der Gastspiele. Im Jahr 2007 waren es noch 132 000 Gäste. Diese Differenz erklärt sich durch die Zahl der Gastspiele, die im vergangenen Jahr zurückgegangen ist. Die 50 Gastspiele, die wir im Theaterverbund spielen, sind geblieben. Aber statt wie 2007, wo wir noch 31 Vorstellungen zusätzlich nicht nur deutschlandweit gespielt haben, waren es 2008 nur noch 19. Was für ein Sprechtheater, wie wir es sind, noch immer eine gute Zahl ist.
Wie sehen die Besucherzahlen konkret für Potsdam aus?
In Potsdam selbst ist die Auslastungsrate von 86 auf 80 Prozent zurückgegangen, aber wir haben 24 Vorstellungen mehr gespielt. Das waren dann insgesamt 104 000 Besucher, und das entspricht der Zahl im Vorjahr.
Sie vermieten das Theater auch für Fremdveranstaltungen. Sehen Sie hier noch Potenzial, um mehr Einnahmen zu erwirtschaften?
Da ist der Trend leider rückläufig. Im Jahr 2007 hatten wir 23 große Hausvermietungen, im vergangenen Jahr waren es nur noch sieben.
Haben Sie Erklärungen für diesen Rückgang?
Das hat unterschiedliche Gründe. Durch die Eröffnung hatten wir anfangs viele Anfragen. Die wollten alle hier in das Haus rein. Das hat dann natürlich nachgelassen. Hinzu kommt, dass sich Proben oder Spieltermine mit den Terminen für die Anfragen für die Vermietungen überschnitten haben. Und da sind wir zuerst immer Spielstätte. Ein weiterer Grund ist vielleicht auch die aktuelle Wirtschaftslage, die wir zu spüren bekommen. Aber ich muss zugeben, da hatten wir etwas mehr erwartet.
Was dagegen eines der größten Probleme nach der Eröffnung, die schlechte Akustik im Saal, betrifft, scheint die Lösung schneller als erwartet gefunden worden zu sein.
Das ist wirklich eine Erfolgsgeschichte. Durch die Verbesserungsmaßnahmen im vergangenen Sommer haben wir jetzt eine wirklich gute Akustik im Saal. Wir werden in diesem Sommer wie geplant noch eine kleine Nachrüstung durchführen, doch die in abgespeckter Form.
Es gibt keine Beschwerden mehr?
Nein. Nach der ersten Nachrüstung gab es keine Eintragungen mehr in unser Gästebuch.
Im zweiten Bauabschnitt in diesem Sommer war auch der Einbau eines so genannten Akustikelements unterhalb der offenen, muschelförmigen Beleuchterbrücke im vorderen Bühnenbereich geplant, das doch erheblich den architektonischen Gesamteindruck im Saal verändert hätte. Gehört dieses Akustiksegel auch zu den Einsparmaßnahmen?
Ja, denn auf die großen Eingriffe können wir jetzt verzichten. Durch die Einsparungen können wir dann auch gleich die Akustik im oberen Foyer verbessern, die ursprünglich erst für das kommende Jahr geplant war. Dort können dann Lesungen oder Matineen stattfinden, was derzeit ja gar nicht möglich ist.
Und das Problem, dass es einfach zu wenig Damentoiletten gibt?
Das haben wir natürlich immer noch. Aber auch das werden wir in Angriff nehmen, doch zuerst einmal wollen wir die Akustik abhaken.
Die Probleme in Ihrem Haus haben Sie fast im Griff. Die Probleme am Standort Schiffbauergasse haben sich mittlerweile zu einer Groteske entwickelt. Da genügt nur das Stichwort Standortmarketing und -management.
Ich wäre froh, wenn da endlich eine Lösung gefunden wird. Ob ein vernünftiges Lichtkonzept, die notwendige Beschilderung, da gibt es so viel, das muss ein Dritter tun, denn das können wir nicht auch noch leisten. Hier muss endlich was passieren.
Das Gespräch führte Dirk Becker
Volkmar Raback, 1954 in Thüringen geboren, ist Geschäftsführender Direktor im Hans Otto Theater in der Schiffbauergasse.
Nach dem Abitur studierte Raback Volkswirtschaft an der Hochschule für Ökonomie in Berlin.
Von 1988 bis 1992 war er als Verwaltungsleiter und später als Verwaltungsdirektor an der Volksbühne Berlin tätig. 1993 leitete Raback als Geschäftsführer die Kammeroper Schloss Rheinsberg.
Ende 1993 wurde Volkmar Raback zunächst stellvertretender, im Jahr 1997 Geschäftsführender Direktor der Hans Otto Theater GmbH. D.B.
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