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Sport: „Wir können nicht mehr gewinnen als das Spiel“

Trainer Thomas Schaaf vor dem DFB-Pokalspiel über Ludwigsfelde, Pokalgesetze und Spieler, die sich für ein Spiel im Jahr aufreiben

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Trainer Thomas Schaaf vor dem DFB-Pokalspiel über Ludwigsfelde, Pokalgesetze und Spieler, die sich für ein Spiel im Jahr aufreiben Herr Schaaf, ein Quiz zu Beginn. Wo liegt Ludwigsfelde? In der Nähe von Berlin. In Brandenburg. In welcher Liga spielt der Gegner? Verbandsliga. Wer spielt für Ludwigsfelde? In der Mannschaft ist kein aktuell bekannter Name dabei. Das Ergebnis vom letzten Spieltag und der aktuelle Tabellenstand? Das war ein 5:2-Sieg gegen Velten und aktuell stehen sie auf Rang Drei. Alles richtig. Haben Sie den Gegner beobachtet? Wir haben unsere Informationen. Was dachten Sie, als Ihrer Mannschaft Ludwigsfelde zugelost wurde? Da musste ich gucken, wo das liegt. Anfangs denkt man schon, was ist das für ein Gegner? Aber die Informationen waren schnell bei der Hand und wir haben gesagt: okay, das ist sicher eine machbare Aufgabe. Zwar wissen wir, dass ein Pokal Überraschungen hervorbringen kann. Aber wir wollen keine liefern. Ist Ihnen der Name des Gegners im Pokal egal? Ich kann es nicht ändern, insofern ist es mir auf deutsch gesagt Wurscht. Ich denke wichtig ist, dass man ein Spiel hat, bei dem Atmosphäre ist. Davon lebt der Fußball und vor allem der Pokal. Das wird in Ludwigsfelde auch so sein. Schlecht ist, wenn nur zweihundert Zuschauer am Rand stehen. Als Saisonziel steht in der Bundesliga das Erreichen des internationalen Wettbewerbes. Wollen Sie überhaupt den Pokal gewinnen? Sicherlich. Erstens ist es eine Möglichkeit einen Titel zu holen. Zweitens ist das Erlebnis Berlin viel Wert. Wer das schonmal mitgemacht hat weiß, das ist sensationell. Wir Bremer haben dort schon einige Aktionen gehabt und auch einige Titel geholt, leider aber auch Endspiele mit schlechten Erfahrungen erlebt. Aber es war trotzdem immer wieder ein fantastisches Erlebnis. Welchen Wert hat der Deutsche Pokal? Es ist eine Möglichkeit, sich für den internationalen Wettbewerb zu qualifizieren. Gerade in den letzten beiden Jahren hat der Pokal dadurch an Wert gewonnen, jede Mannschaft nimmt ihn wieder ernst. Sie kommen als Tabellenführer der ersten Bundesliga, das erste Mal seit acht Jahren, nach Ludwigsfelde. „Der Tagesspiegel“ schrieb von „Werders wundersame Heilung“ und „Die Welt“ von „Bremen wieder so gut wie unter Rehhagel“. Lesen Sie nach solchen Spieltagen besonders gern die Schlagzeilen? Sie werden lachen, aber ich habe noch garnichts gelesen außer unserer Tageszeitung hier. Wir haben trainiert. Es ist so eine Sache, wenn man erfolgreich ist, kommt schnell euphorische Stimmung auf. Vor zwei, drei Wochen waren wir noch die Deppen, deshalb freue ich mich vor allem über die Leistung, die wir zuletzt gezeigt haben. Es muss unser Anspruch sein, diese zu wiederholen. Immer wieder. Die Schlagzeilen nehmen wir gerne mit, aber Fußball ist ein Tagesgeschäft. Einer guten Leistung in der Bundesliga folgt nun ein Spiel gegen einen Fünftligisten. Erwarten Sie eine ebenso konzentrierte Leistung wie zuletzt gegen Schalke? Wenn wir von Beginn an konzentriert in die Partie gehen, kann es ruhig werden. Wir können es uns aber auch schwer machen und davon lebt der Pokal. Grundsätzlich ist das Spiel eine klare Geschichte. Nur man weiß zum Einen, dass der Bundesligist vielleicht ein bisschen nachlässiger agiert. Und zum Anderen, dass es für den Verbandsligisten das Spiel des Jahres ist und die Jungs sich richtig reinknien. Ich habe immer gesagt: Wenn diese Mannschaften sich das ganze Jahr so anstrengen würden wie in diesem einen Spiel, würden sie aufsteigen. Bundesliga gegen Verbandsliga, da prallen technische und kämpferische Unterschiede aufeinander. Haben Sie vor so einem Spiel Angst um die Gesundheit ihrer Spieler? Ich denke die Regeln sind immer gleich. Wir wissen, dass sie sehr engagiert zu Werke gehen werden, aber ein Foul wird in der Verbandsliga genauso gepfiffen und geahndet wie in der Bundesliga. Werden Sie auf Teile aus der ersten Mannschaft verzichten und anderen Spielern aus der zweiten Reihe eine Chance geben? Wir haben einen Kader, in dem alle ihren Anspruch auf Spielzeit stellen. Schon am Wochenende haben beispielsweise Borowski und Friedrich gespielt. Es gibt schwer eine erste oder zweite Mannschaft. Im Moment machen die, die hinten anstehen mächtig Druck. Wie bereiten Sie dann einen Stürmer wie Ailton, der bereits vier Bundesligatore schoss, auf ein Spiel gegen einen Viertligisten vor? Indem man versucht ihm zu erklären, dass er in seinem Rhythmus bleibt. Und er muss wissen, dass er einen Verteidiger gegen sich haben wird, der nur auf ihn achtet und am Abend mit stolz berichten will, ich habe gegen den großen Ailton gespielt und ihn ausgeschaltet. Wir können in Ludwigsfelde nicht mehr gewinnen als das Spiel. Schlagzeilen kann der Gegner machen, wenn wir verlieren. Das Gespräch führte Jan Brunzlow

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