
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: „Wir leben von Gerüchten“
Geplanter Umzug des Theaterschiffs: Beteiligte fühlen sich allein gelassen
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Innenstadt - Die Zukunft des Theaterschiffs ist weiterhin ungewiss. Fest steht bisher, dass es nicht mehr lange am derzeitigen Standort an der Alten Fahrt bleiben kann. „Die Stadt Potsdam wird in den nächsten Tagen weitere, wohl abschließende Gespräche mit dem Theaterschiff über einen künftigen Standort führen“, hieß es jetzt ohne weitere Angaben aus dem Rathaus.
Mathias Iffert, Vorsitzender des Theaterschiff Potsdam e.V., sagt dazu: „Man sagt uns nichts, obwohl es im Kulturausschuss im Mai 2011 hieß, es werde eine enge Abstimmung mit den Beteiligten geben.“ Derzeit hofft die Besatzung des „Sturmvogel“, noch einige Zeit an der Uferpromenade verbleiben zu dürfen. Ein Umzug, egal wohin, sei ohnehin nicht von gleich auf jetzt zu realisieren. „Dazu braucht man Tiefwasser, um unter der Langen Brücke durchzupassen. Das gibt es nur für wenige Wochen im Zeitraum von Juni bis August“, so Iffert.
Er befürchte allerdings, dass mit Baubeginn des Palais Barberini der Umzug an Dringlichkeit gewinnen werde. „Dann müssen wir aus Lärmschutzgründen weg und weil die Zuwegung unter Umständen nicht mehr gewährleistet werden kann.“
Aus neun Alternativstandorten sind mittlerweile zwei in der engeren Auswahl: Der Tiefe See an der Schiffbauergasse und die Havelhöhe gegenüber dem Hafen der Weissen Flotte. Gut möglich, dass sich dieser Ort als einzig machbarer herauskristallisiert, auch wenn der Verein bemängelt, dass es hier kaum Parkmöglichkeiten gibt.
Denn in der Schiffbauergasse komme es unter Umständen zu einer Konkurrenzsituation mit dem Schiffsrestaurant John Barnett, befürchtet Iffert: Eine Klausel im Vertrag verhindere das Anlegen innerhalb eines bestimmten Radius’. „John Barnett“-Geschäftsführer Clemens Lambrecht wollte sich dazu nicht äußern. „Wir wissen nichts“, sagte er auf Anfrage. Ein Brief von ihm an Baudezernent Matthias Klipp sei nach drei Monaten mit der Aussage beantwortet worden, dass es noch nichts zu sagen gebe. „Wir leben von Gerüchten“, so Lambrecht.
Die Theaterleute befürchten am Standort Schiffbauergasse noch ein weiteres Problem: Wegen des dort geplanten Boarding-Hauses, das zwar pro forma kein Hotel ist, aber dennoch Übernachtungsgäste beherbergen wird, müssten höchstwahrscheinlich gewisse Lärmschutzauflagen erfüllt werden. „Wir sind aber auf die Einnahmen von Tanz- und Musikveranstaltungen angewiesen“, so Iffert. Nach wie vor sei zum Beispiel die Fördersituation für das laufende Jahr ungewiss. Die Stadt hat einer Erhöhung ihrer Unterstützung nicht zugestimmt – wie bereits 2011 gibt es 65 000 Euro; vom Land liegt noch keine Förderaussage vor.
Seit 1995 liegt das 52 Meter lange und sechs Meter breite Theaterschiff „Sturmvogel“ in der Alten Fahrt. Mitglieder der 1992 gegründeten „Stadt-Spiel-Truppe Potsdam“ steckten damals über 4500 freiwillige Arbeitsstunden in den Ausbau des 1924 gebauten Kahns zur schwimmenden Bühne. Seitdem realisierte das Ensemble aus freien Schauspielern und semiprofessionellen Akteuren etwa 50 Inszenierungen. Regelmäßig werden die Theateraufführungen durch Auftritte namenhafter Kabarettisten und Musiker ergänzt – über 10 000 Besucher jährlich wissen das zu schätzen. Steffi Pyanoe
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