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Junge Journalisten. Laura Döricht (vorne) und Johannes Wehrle beim Erstellen der Texte für die ausgezeichnete Potsdamer Schülerzeitung „Oberlinexpress“.

© Johanna Bergmann

Schülerzeitungswettbewerb in Potsdam: „Wir lernen mit jeder Ausgabe dazu“

Die Macher des „Oberlinexpress“ treten heute beim Bundeswettbewerb der Schülerzeitungen an.

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Babelsberg - Als Laura Döricht vor zwei Jahren gefragt wurde, ob sie nicht Lust hätte, bei der Schülerzeitung mitzuarbeiten, musste sie nicht lange überlegen. „Ich habe gleich Ja gesagt“, erinnert sich die Achtklässlerin der Oberlin-Förderschule in Potsdam-Babelsberg. Seitdem ist sie Teil des sechsköpfigen Redaktionsteams des „Oberlinexpress“. Bereits zweimal in Folge haben die Macher der Schülerzeitung zuletzt in der Kategorie „Förderschule“ den brandenburgischen Landesvorentscheid zum Schülerzeitungswettbewerb der Bundesländer gewonnen und sich damit automatisch für den bundesweiten Endausscheid qualifiziert. Am heutigen Freitag heißt es für die jungen Zeitungsmacher aus Babelsberg erneut Daumen drücken: Am Mittag werden im brandenburgischen Landtag die diesjährigen Gewinner des Bundeswettbewerbs 2016 bekannt gegeben.

Doch auch der Sieg im Vorentscheid war für die 14-jährige Laura bereits ein spannendes Erlebnis. „Am Anfang hatten wir Angst, weil wir nicht aufgerufen wurden“, sagt sie. „Als wir dann doch gewonnen hatten, haben wir uns natürlich sehr gefreut“, erzählt die Nachwuchs-Journalistin. „Das hat ungemein motiviert“, bestätigt ihre Lehrerin und Leiterin der Schülerzeitungs-AG, Juliane Eisinger.

Schüler der Oberlin-Schule sind hoch motiviert

Die Oberlin-Schule ist laut Stefan Schwarz, der die AG Zeitung mit betreut, eine Schule für Kinder mit unterschiedlichsten körperlichen oder geistigen Behinderungen. Da sei es nicht immer einfach, Zeitungsthemen für alle Kinder zu finden. Doch die Schüler seien hoch motiviert. „Laura ist eine fleißige Schreiberin und besonders gerne schreibt sie über zwischenmenschliche Beziehungen und über kritische Themen, Mobbing zum Beispiel“, so Eisinger.

Der Schülerzeitungswettbewerb wird seit 2004 von der Jugendpresse Deutschland und den Bundesländern veranstaltet. Die Schirmherrschaft hat der Ministerpräsident Sachsens und Bundesratspräsident Stanislaw Tillich (CDU) übernommen. Die Jury besteht dieses Jahr unter anderem aus Hans-Ulrich Jörges, Mitglied der Chefredaktion des Magazins „Stern“, und Andrea Huber von der „Berliner Morgenpost“. Ebenfalls dabei sind Schülerinnen und Schüler aller Altersstufen und die oberste Schulbehörde. Aus 1900 Einsendungen ermitteln sie die Gewinner. In der Kategorie „Förderschule“ gehen insgesamt 60 Schülerzeitungen an den Start. Die ersten drei jeder Schul-Kategorie dürfen sich über Preisgelder von 250 bis 1000 Euro freuen.

"Oberlinexpress" wurde früher in der Schule kopiert und von Hand getackert

Das Geld könnte die Arbeitsgemeinschaft an der Oberlin-Schule gut gebrauchen. Die Zeitung drucken zu lassen ist teuer, 100 Exemplare kosten gut 250 Euro. Die letzten zwei Ausgaben wurden mit dem Gewinn des Landesvorentscheids finanziert. Weitergehen könnte es, wenn die Zeitung erneut ausgezeichnet werden sollte oder Sponsoren gefunden werden. „Früher haben wir den „Oberlinexpress“ in der Schule kopiert und von Hand zusammengetackert. Das war viel Arbeit, das muss nicht mehr sein“, sagt Lehrerin Eisinger. Gerne würden sie die Zeitung auch für sehbehinderte Kinder erlebbar machen – mit QR-Codes etwa. Eine Blindenschrift sei derzeit noch zu teuer.

Zudem haben die Schüler nicht viel Zeit für ihre Texte. Nur einmal die Woche trifft sich die Redaktion für eineinhalb Stunden im Computerraum. Lehrer Schwarz hilft bei der technischen Umsetzung und dem Layout. Für eine zusätzliche Online-Ausgabe reiche da leider nicht mehr die Zeit, sagt er.

Aktuelle Ausgabe: "Miteinander statt gegeneinander"

Strukturen wie bei einer echten Zeitung gibt es ebenfalls nicht. Keiner hat den Hut auf, es gibt keinen festen Chefredakteur, alle teilen sich die Aufgaben untereinander auf, allerdings mit Schwerpunkten. Johannes Wehrle etwa ist in derselben Klasse wie Laura. Er ist vor allem für die Fotos zuständig. Auch die Lehrer übernehmen eigene Aufgaben. Eisinger überprüft die Artikel und gibt den Schülern Verbesserungsvorschläge. Schwarz kümmert sich vorrangig um die Technik und das Layout der Zeitung. Jede Ausgabe hat ein spezielles Thema, zu dem die Schüler Beiträge erstellen. Die aktuelle Ausgabe heißt „Miteinander statt gegeneinander“. „Jeder sucht sich dazu etwas, was ihm gefällt“, sagt Schwarz. Laura und Johannes mögen gerne lustige Seiten wie eine Foto-Montage mit Sprechblasen. Es gibt Rätselseiten, Steckbriefe von neuen Schülern, Berichte aus anderen AGs und von Schulevents. Aufmacher der aktuellen Ausgabe war ein Interview mit Oberlin-Vorstand Matthias Fichtmüller.

Die Schüler hatten anfangs Probleme, bei den Interviews so schnell mitzuschreiben. Mittlerweile zeichnen sie das Gespräch mit einer Kamera auf, später tippen sie alles in Ruhe ab. Der Text muss dann nur noch umgeschrieben und verbessert werden. Das passt zum Motto „Miteinander statt Gegeneinander“. „Wir lernen mit jeder Ausgabe dazu“, sagt Eisinger.

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