Sport: „Wir sind bereit für Wolfsburg!“
Das Spitzenspiel in der Frauenfußball-Bundesliga sieht Stefanie Draws aus besonderer Perspektive
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Ob sie mit dem VfL Wolfsburg noch eine Rechnung offen haben oder das Team vor allem sich selbst gegenüber etwas gutmachen muss – festlegen will Stefanie Draws sich nicht. „Vielleicht ein bisschen von beiden, denn dort haben wir in der letzten Saison viel verspielt“, sagt die Spielerin des 1. FFC Turbine Potsdam. Nicht die besten Erinnerungen an die Auswärtsspiele in der Autostadt haben die Turbinen im Kopf, wenn sie am heutigen Samstag beim Spitzenspiel der ersten Bundesliga beim Tabellenzweiten VfL Wolfsburg antreten (12.15 Uhr): verpasster Einzug in das UEFA Women’s-Champions-League-Finale, verpasste Champions-League-Qualifikation, ein Rückschlag im Kampf um die Deutsche Meisterschaft.
Das gilt für Stefanie Draws ganz besonders: Im Rückspiel des Champions League-Halbfinals gegen die Wölfinnen im April zog sich die 24-Jährige einen Kreuzbandriss im rechten Knie zu. Nach ihren schweren Knieverletzungen 2008 und 2010, bei denen sie ebenfalls wegen Kreuzbandrissen monatelang pausieren musste, ist dies die dritte lange Zwangspause, aus der sich Draws wieder herauskämpfen muss. „Ich will nicht sagen, dass es einfacher wird, aber man weiß schließlich, was auf einen zukommt, wenn man so etwas öfter durchmachen muss“, meint sie. Die Motivation, erneut anzugreifen, zieht Draws aus dem Wissen, dass sie es schon zweimal geschafft hat, zu alter Leistungsstärke zurückzufinden. Mittlerweile gehe es auch wieder gut voran, erzählt sie über die Fortschritte in der Reha. Vor allem Koordinations- und Stabilisationsübungen stünden bei ihren drei täglichen Trainingseinheiten auf dem Plan. Sie arbeitet hart dafür, dass sie den Kader vielleicht zur Rückrunde wieder verstärken kann. „Es ist schließlich für jeden Sportler schlimm, wenn man nur von außen zugucken kann.“
Jedes Spiel erlebt sie, gerade weil sie nicht eingreifen kann, intensiv an der Außenlinie mit. Doch Draws hat viel Vertrauen in die Leistungsfähigkeit ihrer Mannschaftskolleginnen. Mit fünf Siegen im Gepäck reisen die Potsdamerinnen zum VfL, der bisher lediglich beim 0:0 gegen den FC Bayern München zwei Punkte liegen ließ. Mit Nadine Keßler und Lena Goeßling fehlen zwei Stammkräfte in der Elf von VfL-Trainer Ralf Kellermann, die beim Spiel gegen Turbine verletzungsbedingt nicht auflaufen werden. Zwei Spielerinnen, die sich nicht ohne Weiteres ersetzen lassen. „Das ist nicht einfach zu kompensieren, die beiden sind schließlich das Herzstück der Mannschaft“, meint Stefanie Draws.
Das sieht Bernd Schröder ähnlich. „Dieses Spiel wird im Mittelfeld entschieden, wer sich dort durchsetzen kann, hat die besten Chancen“, so der Cheftrainer der Turbinen. Seiner Mannschaft stehe ein schweres Spiel bevor, bei dem es hauptsächlich auf die Tagesform ankommt. „Nach zwei Niederlagen in Wolfsburg wären wir mal wieder mit einem Sieg dran, aber leider ist Fußball kein Wunschkonzert.“ Für Stefanie Draws ist vor allem wichtig, dass ihre Mitspielerinnen an die Leistung der vergangenen Wochen anknüpfen. Da kommt das Spiel gegen den VfL zum rechten Zeitpunkt – um eine alte Rechnung zu begleichen oder wieder etwas gutzumachen, sei dabei egal. „Wir sind bereit für Wolfsburg!“ Das ist das einzige, das für sie heute zählt. Ch. Willers
Ch. Willers
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