Homepage: „Wir sind Kolumbianer“
Potsdamer Studentin vertritt probeweise das südamerikanische Land im UNO-Hauptquartier
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Wenn sie es sich hätte aussuchen können, wäre Marlies Hoenicke (21) am liebsten Jugend-Botschafterin von Ägypten geworden. Dass es nun stattdessen Kolumbien geworden ist, findet die Potsdamer Jura-Studentin aber auch nicht schlecht. „Immerhin ist es auch ein südliches Land, das sich in vielerlei Hinsicht vom westlichen Kulturkreis unterscheidet“, sagt sie pragmatisch.
Marlies ist eine von insgesamt 120 deutschen Schülern und Studenten, die an der jährlichen Jugendvollversammlung der Vereinten Nationen (NMUN) in New York teilnehmen darf. Sie und 16 weitere junge Leute werden bei diesem „Großereignis“ vom Verein „Jugendbildung in Gesellschaft und Wissenschaft“ begleitet, der schon seit Oktober bei den Vorbereitungen hilft. Die Simulation einer echten UNO-Vollversammlung soll so detailgetreu wie möglich werden.
Rund 3000 Jugendliche aus aller Welt treffen sich vom 11. bis 15. April in der Ostküsten-Metropole, um gemeinsam eine Woche lang wichtige Gremien der UNO, wie die Welthandelsorganisation und die Umweltorganisation UNEP nach zu stellen und über Weltpolitik zu debattieren. Eines der Themen, zu denen Marlies in New York sprechen wird und zu dem sie bis zum 10. März ein Thesenpapier entwickelt haben muss, lautet: Bildung in einer globalisierten Welt. Außerdem wird es um Menschenrechte, wirtschaftliche Strategien und Völkerverständigung gehen.
Die Jugendlichen im Alter von 16 bis 25 Jahren kommen aber dabei nicht als Repräsentanten des eigenen Landes nach Amerika. Das wäre zu leicht, geht es doch darum, sich in Sichtweisen anderer Länder hineinzuversetzen und in deren Sinne zu argumentieren, erklärt Marlies. „Wir sind für diese Zeit keine Deutschen mehr, sondern Kolumbianer“, erzählt sie. Jeder deutsche Teilnehmer musste deshalb ein spezielles Referat über Kolumbien ausarbeiten.
Zwar war das südamerikanische Land für Marlies früher auch kein weißer Fleck auf der Landkarte. Dennoch hat sie der eine oder andere Fakt verblüfft. „Ich wusste zum Beispiel nicht, dass es in Kolumbien 60 Parteien gibt und dass das Land die höchste Entführungsrate der Welt hat“, sagt sie. Sehr interessant sei der Besuch in der Kolumbianischen Botschaft in Berlin gewesen, obwohl die Diplomaten dort ein sehr positives Bild des Landes vermittelt haben. „Da war das Auswärtige Amt kritischer“, erzählt die Studentin. „Und wir müssen ja auch über weniger gute Dinge wie die Drogenproblematik Bescheid wissen um den Delegierten der anderen Länder Paroli bieten zu können.“Juliane Schoenherr
Für dieses Jahr sind zwar alle Plätze vergeben, aber für die Jugend-UNO 2007 können sich Schüler und Studenten bewerben unter www.nmunteam.de. Auch werden noch finanzielle Förderer gesucht.
Juliane Schoenherr
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