
© M. Thomas
Iris Berben zu Besuch in Potsdam: „Wir sollen eher dafür sorgen, dass Frauen Familie und Beruf vereinbaren können"
Männer und Frauen sind gleichberechtigt, so ist es im Grundgesetz verankert. Die turbulente Geschichte hinter diesem einfach wirkenden Satz erzählt der Film "Sternstunde ihres Lebens". Iris Berben spielt darin die Hauptrolle - und kam zur Vorstellung des Films nach Potsdam.
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Potsdam - Ungeduldig hüpft Schauspielerin Eleonore Weisgerber von einem Fuß auf den anderen und streckt dabei ihren Zeigefinger in die Höhe. Immer wieder versucht sie, ihre Kollegin Iris Berben in ihrem Redeschwall zu unterbrechen, doch die lässt sich davon überhaupt nicht aus der Ruhe bringen und beendet konsequent ihren Satz, bevor sie das Mikrofon lachend an Weisgerber weitergibt.
Sehr lebendig gestaltete sich das Filmgespräch zu dem Film „Sternstunde ihres Lebens“, den Regisseurin Erica von Moeller zusammen mit den Darstellerinnen Iris Berben, Eleonore Weisgerber und Anna-Maria Mühe sowie der Produzentin Juliane Thevissen am gestrigen Sonntag im Thalia-Kino vorstellte. Der Film, der 2014 ursprünglich nur für das Fernsehen produziert wurde, startet nun auch bundesweit in zehn Kinos. Er erzählt die Geschichte von Elisabeth Selbert (Iris Berben), einer Juristin, die sich 1948 als Abgeordnete im Parlamentarischen Rat für die Aufnahme des Satzes „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“ in das Grundgesetz der zukünftigen Bundesrepublik Deutschland einsetzt. Unterstützung erhält sie dabei von ihrer lebenslustigen Sekretärin Irma (Anna-Maria Mühe), die nach anfänglicher Skepsis schnell von der Wichtigkeit des Vorhabens überzeugt ist.
Ein Porträt für eine unbekannte Frau, die Wichtiges geleistet hat
Wie Regisseurin von Moeller sagte, habe sie das Thema der historischen Entwicklung der Gleichberechtigung schon immer interessiert. Als sie dann noch auf die relativ unbekannte Elisabeth Selbert stieß, sei das wie ein Geschenk für sie gewesen. Bis zum fertigen Film war es dann aber noch ein harter Kampf, bei dem Berben sie ganz besonders unterstützt habe, sagte von Moeller. „Ich fand es wichtig, die Geschichte dieser Frau zu erzählen, die so Wichtiges geleistet hat, die aber niemand kennt“, so die Schauspielerin, die sich überhaupt für starke Frauen interessiert. Das führte auch dazu, dass sie unter anderem der russischen Dichterin Marina Zwetajewa in dem Film „Patriotinnen“ von Irina Roerig ihre Stimme lieh. Ein Film, der ebenfalls am gestrigen Sonntag im Thalia-Kino gezeigt wurde und den Berben als ebenso wichtig wie „Sternstunde ihres Lebens“ ansieht. Bei Letzterem habe sie, wie auch ihre Kollegin Mühe, der Ansatz sehr gereizt, die Geschichte aus der Sicht zweier Frauengenerationen zu erzählen.
Wie aktuell dieser Film trotz historischem Plot in seiner Thematik immer noch ist, zeigte die Diskussion nach der Vorführung, die sich sehr schnell um die jüngst beschlossene Frauenquote drehte. Während von Moeller und Produzentin Thevissen gerade in der Filmbranche für die bewusste Verpflichtung weiblicher Regisseure plädierten, äußerte Berben eher Bedenken. „Ich finde ja, wir sollen eher dafür sorgen, dass Frauen Familie und Beruf vereinbaren können. Für etwas Aufgezwungenes von oben bin ich nicht so“, sagte sie und erhielt dafür tosenden Beifall. Vielmehr sei es wichtig, gemeinsam mit den Männern nach Lösungen zu suchen und dass alle gemeinsam an einem Strang ziehen. Ihre Kollegin Weisgerber wandte dabei ein, dass durch die Frauenquote durchaus positive Erfahrungen gesammelt werden könnten, die wiederum dazu führten, dass insgesamt Veränderungen in der Arbeitswelt auftreten könnten. Damit überzeugte sie Berben zumindest zum Teil. „Gut, ich rudere fünf Prozent zurück“, sagte diese lachend. „Vielleicht verändert sich tatsächlich auch schon dadurch etwas, dass dieses Quotenschwert über uns hängt.“
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Auch dafür bekam sie tosenden Beifall, welchen das gut gelaunte – und größtenteils weibliche – Publikum überhaupt großzügig für die Filmcrew übrig hatte. Auch an Lob mangelte es nicht, natürlich vor allem für die Hauptdarstellerin. Eine Zuschauerin, die Elisabeth Selbert noch persönlich gekannt hatte, lobte vor allem Berbens originalgetreue Spielweise, welche den spröden Charakter der Juristin wohl gut wiedergebe. „Ich muss zugeben, das Spröde hätte ich Ihnen nicht zugetraut“, gesteht die Dame aus Kassel, die sich gleichzeitig als große Verehrerin von Berben outet. Die nimmt den Kommentar gelassen, erwidert mit einem Lachen: „Danke, ich kann auch spröde!“ – und wird erneut mit Beifall belohnt, bevor sie sich dann unter das Publikum mischte und geduldig ein Autogramm nach dem anderen schrieb.
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