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Sport: „Wir spielen nicht Fifa auf der Playstation“
Turbine Potsdams Johanna Elsig ist heute erstmals beim Leistungstest der A-Nationalmannschaft
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Eigentlich wollte sie nie zum 1. FFC Turbine Potsdam. „Weil Turbine so ein schlimmes Training hat“, verrät Johanna Elsig. Als im Jahr 2011 dann die Anfrage von Cheftrainer Bernd Schröder kam, konnte die 21-Jährige aber doch nicht nein sagen. „Es ist schon eine Ehre, in so einem guten Verein spielen zu können.“
Das blieb Elsig jedoch in ihrem ersten Jahr bei Turbine erst einmal verwehrt. Ein Kreuzbandriss, den sie sich während ihres letzten Spiels für ihren vorherigen Verein Bayer 04 Leverkusen zugezogen hatte, setzte die Defensivspielerin fast die gesamte Saison 2012/13 außer Gefecht. Erst zur laufenden Bundesligasaison lernte sie die gefürchtete, harte Saisonvorbereitung von Bernd Schröder kennen. „Es war sehr anstrengend, aber mit den anderen zusammen quält man sich da durch“, verrät der Blondschopf. Und die Quälerei hat sich gelohnt: Seit der zweiten Bundesliga- Partie stand Elsig in allen elf bisherigen Pflichtspielen Turbine Potsdams in der Startelf und erzielte dabei als Defensivspielerin in der Liga vier Tore. „Ich kann mich nicht beschweren“, so Elsig. „Und ich kann auch nicht sagen, dass es nicht gut läuft für mich.“ Es läuft sogar so gut, dass Turbines Nummer Vier neben Tabea Kemme, Jennifer Cramer und Julia Simic erstmals eine Einladung zum Leistungstest der Deutschen Nationalmannschaft bekommen hat. Per E-Mail bat Bundestrainerin Silvia Neid sie zum heutigen Test nach Frankfurt am Main. „Ich habe mich riesig über die Einladung gefreut“, sagt Elsig.
Heute morgen geht es für die vier Spielerinnen mit dem Flieger nach Frankfurt, wo sie sich unter den Augen der Nationaltrainerin einem Sprint-, Sprung- und Ausdauertest unterziehen. „Ich denke nicht weiter darüber nach, was danach kommen könnte oder wie es laufen wird. Ich freue mich, überhaupt dabei sein zu können“, so Elsig, die seit der U15 alle DFB-Teams durchlief, U17- und U19-Europameisterin wurde und 2011 als beste Nachwuchsspielerin Deutschlands mit der Fritz-Walter-Medaille in Gold ausgezeichnet wur- de. Das A-Nationalteam war durch ihre Verletzung zunächst kein Thema. „Natürlich war es immer mein Ziel, wieder nominiert zu werden, aber zum jetzigen Zeitpunkt hätte ich nie damit gerechnet“, verrät die defensive Mittelfeldspielerin.
Das spielfreie Wochenende nutzte „Jojo“ jedoch nicht, um sich explizit auf ihren ersten Test für die A-Nationalmannschaft vorzubereiten. „Ich denke es ist besser, wenn ich einfach mein Ding mache und auf meine Leistung vertraue.“ Anders als ihre männlichen Fußballkollegen, die sich in der Freizeit zum Playstation-Spielen treffen, schaut sie lieber DVD, geht bummeln oder kocht mit den Mitspielerinnen. „Wir spielen nicht Fifa auf der Playstation“, sagt sie.
Ihre Stärken sieht die aus Düren stammende Kickerin im aggressiven Zweikampfverhalten und bei Kopfballduellen. „Es ist aber noch viel Potenzial nach oben“, verrät Elsig, die selber meint, dass sie noch nicht wieder ihre alte Form habe. Ziele und Träume hat die 21-Jährige noch genug: Deutsche Meisterin will sie werden, am liebsten natürlich in dieser Saison mit Turbine Potsdam, und ins Champions-League-Finale will sie. „Auch in der Nationalmannschaft stecke ich mir die höchsten Ziele“, sagt sie.
Johanna Elsig denkt jedoch nicht nur an ihre sportliche Karriere. Auch für das Leben nach dem Fußball hat sie bereits einen Plan und studiert an der Europäischen Sportakademie Brandenburg. „Ich würde später gerne in der Rehabilitation mit Leistungssportlern arbeiten“, erzählt die Spielerin, die vor einem Jahr genau dort auf der anderen Seite stand.
Luisa Müller
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