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Landeshauptstadt: „Wir trudeln bis das Gelbe kommt“ Traditionelles Eiertrudeln in Fahrland Saison auf dem Pfingstberg hat begonnen Flügelmauern bis Ende Mai komplett saniert

Fahrland - Die kleine Ronya Faacke hockt mit einem grünen Osterei in der Hand an der Startlinie der freigeschaufelten Piste für das traditionelle Ostereiertrudeln am Spitzen Berg. Nach dem Startschuss kullern ihr grünes Ei und das rote ihrer Mitstreiterin den kleinen Abhang hinunter.

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Fahrland - Die kleine Ronya Faacke hockt mit einem grünen Osterei in der Hand an der Startlinie der freigeschaufelten Piste für das traditionelle Ostereiertrudeln am Spitzen Berg. Nach dem Startschuss kullern ihr grünes Ei und das rote ihrer Mitstreiterin den kleinen Abhang hinunter. Ronya rennt hinter ihrem Osterei her um ihm auf die Sprünge zu helfen, falls es auf der Strecke liegen bleibt. Das Ei ihrer Konkurrentin hüpft und rollt langsamer. Der Abstand wird immer kleiner, fast glückt ein Überholmanöver, doch dann das Aus: Ronya zerquetscht das rote Hühnerei unter ihren Füßen. Wenn auch nicht mit Absicht hat die Vierjährige ihre Gegnerin souverän ausgeschaltet, ihr Ei trudelt als erstes ins Ziel. „Nach unseren Regeln sollten eigentlich nur die Eier auf die Strecke und die Gegner neben der Bahn laufen“, sagt Jörg Walter, Vorsitzender des Bürgervereins Fahrland und Umgebung, der 1996 gegründet wurde. Für Ronya aber sprechen mildernde Umstände. „Immerhin ist das gegnerische Ei hinter ihr hergerollt und nicht umgekehrt. Außerdem trudeln wir sowieso bis das Gelbe kommt.“ 1998 hat sich der Bürgerverein mit derzeit 30 Mitgliedern entschieden, die uralte Tradition des Eiertrudelns wieder zum festen Bestandteil seiner Aktivitäten zu machen. „Wir wollten dieses vergessene sorbische Brauchtum wieder aufleben lassen“, erklärt Sieglinde Franke, Gründungsmitglied des Vereins. Zuvor habe man in Fahrland am Mühlenberg getrudelt, der aber durch den Krieg zerstört worden sei. „Deshalb machen wir es jetzt am Spitzen Berg in der Döberitzer Heide.“ Das Ostereiertrudeln ist mittlerweile fest verankert mit der Familiengeschichte vieler Vereinsmitglieder. „Wir sehen wie unsere Kinder miteinander aufwachsen und bekommen die Entwicklung unserer Schützlinge von Jahr zu Jahr mit“, erklärt Sieglinde Franke. Die Tochter von Jörg Walter, die 19-jährige Davina, ist auch dieses Jahr dabei. „Mein Vater ist hier engagiert, deshalb bin auch ich hier.“ Die beiden Schwestern Anne und Lisa Querhammer stimmen zu. „Das liegt in der Familie, dass wir hier teilnehmen. Uns macht es sehr viel Spaß und wir kennen alle sehr gut“, erklärt die 18-jährige Lisa. Leider seien an diesem Ostersonntag nicht so viele gekommen, nur etwa 15. Aber das liege vermutlich an der Umstellung zur Sommerzeit.ag Nauener Vorstadt - Das Belvedere auf dem Pfingstberg hat seit Karfreitag wieder Saison. Als erste Besucher wurden Heinz Block (82) und seine Schwägerin Elinor Fengler (80) begrüßt. Die beiden Urberliner haben schon vor dem Krieg als Schulkinder Potsdam besucht. Nach der Wende nahmen sie diese Tradition wieder auf und sind bald jedes zweite Wochenende hier. Dabei haben sie auch die Rettung des Belvederes verfolgt. Diesmal konnten sie sehen, dass die beiden den Vorhof einfassenden Flügelmauern, von denen die Gerüste bereits gefallen sind, fast komplett saniert sind. Ende Mai endet diese letzte Etappe der Rettung des unter Friedrich Wilhelm IV. errichteten Aussichtsbauwerkes, das zu DDR-Zeiten fast völlig verfallen war. Aus diesem Anlass wird der Förderverein Pfingstberg, der mit Hilfe der Otto- und der Reemtsma-Stiftung dieses „Wunder“ bewirkt hat, am 28. und 29. Mai das Publikum zu einem Fest mit Märchen von Hans Christian Andersen, klassischer Musik, Blechblasmusik und einem Konzert der Chorgemeinschaft Rehbrücke einladen. Das Belvedere mit seinen beiden Aussichtstürmen war 2004 von mehr als 90 000 Interessenten aufgesucht worden. Damit lag es hinter den großen Schlössern Sanssouci, Neues Palais, Charlottenburg und Cecilienhof in der Spitzengruppe der Besuchergunst. Als Betreiber will der Förderverein durch ein vielfältiges Angebot kultureller Veranstaltungen dazu beigetragen, dass diese Position verteidigt wird. Deshalb bietet er unter anderem eine Walpurgisnacht (30. April), das Pfingstbergfest (3./4. Juni), einen Liederabend mit Kammersänger Jochen Kowalski (23. Juli) und als Sommertheater Shakespeares „Maß für Maß“ mit dem „Poetenpack“ an. Bei „Mondnächten“ kann man das Belvedere ohne Begleitprogramm genießen. Im nahe gelegenen Pomonatempel wurde die Ausstellung „Italienische Impressionen“ von Marion Krüger eröffnet. Sie ist am Wochenende jeweils ab 15 Uhr zu besichtigen. Hier finden die Saison über auch eintrittsfreie Kleinstkunstveranstaltungen statt. Nach wie vor können Unternehmen das Belvedere für Empfänge nutzen und Brautpaare im Maurischen Kabinett heiraten. E. Hohenstein Das Belvedere ist ohne Ruhetag täglich von 10 bis 18 Uhr, ab Juni bis 20 Uhr geöffnet. Eintritt: 3,50 Euro, ermäßigt 2,50 Euro.

E. Hohenstein

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