
© Thilo Rückeis
Landeshauptstadt: „Wir verstehen uns als Sehschule“
Jutta Götzmann, Direktorin des Potsdam Museums, über die speziellen Schüler-Programme ihres Hauses
Stand:
Frau Götzmann, seit zwei Jahren arbeitet das Potsdam Museum aktiv mit Grundschulen zusammen. Was genau tut das Museum für die schulische Bildung?
Als Museum sind wir eine Kultureinrichtung mit Bildungsauftrag. Besonders wichtig ist es uns, museumspädagogisch bei den Kindern und Grundschülern, den Museumsbesuchern von morgen, zu beginnen. Im Idealfall versteht sich das Museum als Komplement zur Schule, als Sehschule, um Bild und Objektkompetenz zu fördern und ästhetische Werte zu vermitteln. Unsere Objekte, ob nun Kunstwerk oder historisches Zeugnis, besitzen einen inhaltlichen Kontext, sie erzählen eine Geschichte und sind Teil der Geschichte. Wie gut sie ‚zum Sprechen' gebracht werden können, erleben wir in der museumspädagogischen Arbeit mit Grundschulen. Wir möchten die Kinder mit Führungen und praktischen Workshops an Themen von historischer, gesellschaftlicher und künstlerischer Relevanz heranführen. Dabei orientieren wir uns nahe an den Lehrplänen der Schulen, um den Lehrerinnen und Lehrern die Möglichkeit zu themenbezogenen Museumsveranstaltungen zu geben.
Wie sieht das in der Praxis aus?
Im Rahmen der Ausstellung ,Friedrich und Potsdam. Die Erfindung einer Stadt’ haben wir gemeinsam mit der Potsdamer Kinderbuchautorin Caroline Flüh unsere Ausstellungssektion zum Großen Militärwaisenhaus für Kinder pädagogisch aufbereitet. Der Workshop für Grundschüler galt dem Leben und Alltag der Waisenkinder im 18. Jahrhundert, sie erfuhren aber auch etwas über den damaligen Reformer und Vorsteher des Waisenhauses, Friedrich Wilhelm von Rohdich. Über Kostümnachbildungen versetzten sie sich in die vergangene Zeit. Anliegen des Workshops war es, den Grundschülern das Thema Kinderechte im 18. und 21. Jahrhundert zu vermitteln.
Mit wie vielen Schulen kooperieren Sie ?
Wir haben bereits mit mehr als 25 Schulen kooperiert, häufig mit denselben Schulen mehrmals. Es gibt auch Interessenten über Potsdam hinaus. Die konkreten Zahlen ermitteln wir in diesem Jahr, da erst jetzt das gesamte Museums- und Ausstellungshaus für museumspädagogische Angebote zur Verfügung steht. Unsere Ferienworkshops werden hingegen stärker von einzelnen Kindern gebucht, zudem bieten wir Familienführungen an, vermitteln Angebote für Kindergeburtstage und vieles mehr – somit beschränkt sich das pädagogische Konzept nicht nur auf die Schulen.
Bisher richtet sich Ihr Programm vorrangig an Grundschüler. Gibt es Pläne, das Konzept auf die Sekundarstufen zu erweitern?
Ja, nach den Programmformaten für Grundschulen orientieren wir uns an den Lehrplänen für die Sekundarstufen I und II, um unsere museumspädagogischen Konzepte zu entwickeln. Gerade unsere Ständige Ausstellung bietet langfristig sehr viel Raum für interessante und vielfältige Themen der Sekundarstufen I und II. Im Sonderausstellungsbereich wird unsere geplante Ausstellung ,Zuhause im Krieg. Im Krieg Zuhause. Potsdam und der Erste Weltkrieg’ viele Möglichkeiten für Schüler unterschiedlicher Jahrgangstufen eröffnen.
Wird das Angebot denn gut angenommen?
Ja, auf jeden Fall. Nun befinden wir uns noch ganz am Anfang, Einzelprojekte laufen seit Ende 2012, mit der Erarbeitung eines museumspädagogischen Gesamtkonzepts konnten wir erst vor zwei Monaten beginnen. Auch der finanzielle Rahmen musste uns dafür zur Verfügung stehen. Wir haben im letzen Jahr mehr als 250 eigene Veranstaltungen angeboten, circa 30 Prozent waren für Kinder und Jugendliche. Unsere Workshops sind bisher immer ausgebucht gewesen und wir bekommen äußerst positive Rückmeldungen. Ich freue mich sehr über den Start und bin aktiv am weiteren Ausbau unserer Vermittlungsangebote beteiligt.
Welche Projekte stehen in der Zukunft an?
Wir bieten zum Beispiel einen Workshop zu Max Dortu unter dem Titel ,Held oder Rebell’ an. Dabei wird das Leben des gebürtigen Potsdamers im Zentrum stehen – mit Blick auf das bürgerliche Leben im 19. Jahrhundert und konkret auf die Revolutionszeit 1848. Außerdem wollen wir in unserer Geschichtswerkstatt mit den Kindern Aspekte zur Stadtgeschichte erarbeiten. Im Rahmen der Sonderausstellung ,Carl Blechen und Carl Gustav Wegener im Dialog’ führen wir die Kinder an die Begriffe Romantik und Realismus heran, erschließen ihnen Themen der märkischen Landschaftsmalerei. Farbe, Licht und Schatten stehen ebenso im Fokus wie die vielen Motive in Potsdam und Brandenburg. Jeder Malworkshop beinhaltet natürlich auch einen praktischen Teil – in der museumspädagogischen Werkstatt werden die Kinder selbst tätig.
Die Fragen stellte Sarah Kugler
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