Homepage: „Wir werden Innovationstrüffelschwein“
Im Oktober starten HFF und IBF eine Gründungsberatung für Absolventen im Medienbereich
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Jungunternehmer im Medienbereich organisieren sich oft unprofessionell. Zu diesem Ergebnis kommt eine noch nicht veröffentlichte Studie des Instituts für Berufsforschung und Unternehmensplanung Medien (IBF) e.V. in Babelsberg, die im Auftrag der Medienboard Berlin-Brandenburg GmbH durchgeführt wurde: Von 37 befragten Jungunternehmen im Bereich Medien haben nur zehn Prozent Fremdkapital für ihre Gründung verwendet, erklärt Jörn Krug vom IBF. Fast jede dritte Firma gab demnach an, Schwierigkeiten bei der finanziellen Umsetzung gehabt zu haben. Ein typischer Existenzgründer im Medienbereich nehme die Risiken der Selbstständigkeit auf sich, nutze aber nicht deren Vorteile, so Krug. Eine Existenzgründerberatung, wie sie zum Beispiel der Lotsendienst an der Uni Potsdam anbietet, habe nur ein Fünftel der befragten Unternehmen in Anspruch genommen. „Keiner versteht etwas von Marketing“, sagt Klaus-Dieter Müller, IBF-Chef und Honorarprofessor an der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ (HFF) in Babelsberg.
Das will Müller jedoch bald ändern: Denn er ist der Leiter des Projekts „Media Exist“, das im Oktober 2007 startet. Diese Existenzgründerberatung für Medienschaffende organisiert das IBF zusammen mit der HFF. Das Projekt wird vom Bundeswirtschaftsministerium mit 500 000 Euro unterstützt und soll vorerst drei Jahre laufen. Außer Müller wird es zwei feste Mitarbeiter und zusätzliche studentische Hilfskräfte geben.
Geplant ist unter anderem das Pflichtseminar „Selbstständig in den Medien“ für HFF-Studenten. Gründungen im Medienbereich müssten „nachhaltiger“ geplant werden, erklärt Müller. Der Kurs – für Müller „Teil der Fürsorgepflicht von Hochschulen“ – werde „in absehbarer Zeit“ angeboten.
Neben der „klassischen“ Existenzgründerberatung sollen aber auch neue Arbeitsbereiche für Medienschaffende erschlossen werden, sagt Müller. Das Projekt solle zum „Innovationstrüffelschwein“ werden – auch auf internationaler Ebene: Dafür will Müller mit seinen Mitarbeitern auf die bereits bestehenden Kooperationsprojekte der HFF zurückgreifen. „Wir suchen mit den Partnerhochschulen nach spannenden Geschäftsideen im Bereich Medien“, erklärt er. Diese Ideen sollen dann am Standort Potsdam realisiert werden.
Bis Ende 2008 soll außerdem ein Internetportal erstellt werden, über das Medienschaffende weltweit Arbeitsproben austauschen und Projekte planen können. Eine solche Kontaktplattform gebe es bisher „weltweit“ noch nicht.
Das Existenzgründerprogramm wird allerdings nur für HFF-Studenten kostenlos sein: Andere Studenten könnten die Leistungen gegen „überschaubare“ Kosten nutzen, so Müller. Er rechnet mit bis zu 100 Ratsuchenden pro Jahr: „Ein Großteil der Studenten wird selbstständig tätig sein müssen“, glaubt er. „Die Zahl der Festanstellungen im Bereich Medien und IT hat in erschreckendem Maße abgenommen.“ Damit gelte für Medienschaffende zunehmend, was im Bereich Film schon Gang und Gäbe ist: Projektorientierte Arbeit. Jana Haase
Eine Informationsveranstaltung zu „Media Exist“ gibt es am kommenden Mittwoch um 17 Uhr im großen Kinosaal der HFF, Marlene-Dietrich-Straße 11.
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