Landeshauptstadt: „Wir werden solche Sachen aufgreifen“
Parteien gehen auf Tour: Die Sozialdemokraten machen einen Spaziergang, die Christdemokraten wählten das Fahrrad
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Krampnitz/Am Stern – In Lebensgefahr schwebt Ernst Ruden, wenn er über die Straße muss, um seine Gänse auf der anderen Seite der Chaussee nach Fahrland zu füttern. „Hier wird viel zu schnell gefahren, 80 und 100 km/h sind keine Seltenheit“, sagt der Siebzigjährige, der einen Gehstock benutzen muss. Schon vor einer Woche hat Ruden, Oberhaupt einer Bauerndynastie, der Ordnungsbeigeordneten Elona Müller auf der SPD-Sommer-Radtour sein Leid geklagt und Tempo-Kontrollen gefordert. Denn auf der Chaussee ist Tempo 50 vorgeschrieben. Gestern waren es die CDU-Radler des Ortsverbandes Potsdam West /Brandenburger Vorstadt, denen er das Problem darstellte. Die Einwohnerzahl von Fahrland habe sich in den letzten Jahren verdoppelt. Viele Zuzügler sind Pendler, entsprechend stark habe der Durchgangsverkehr in Krampnitz zugenommen. Die völlig ungesicherte Bushaltestelle nahe seinem Gehöft sei eine Gefahrenquelle besonders für hier wartende Schulkinder. „Ich habe schon manchmal mit meinem Stock abgesperrt, um die Kinder zu schützen“, berichtet Ruden.
Der landwirtschaftliche Betrieb Rudens war gestern eine von fünf Stationen, welche die Christdemokraten abradelten. Dabei beteiligten sich auch die Kreisvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Katherina Reiche sowie ihr Ehemann Sven Petke, der zusammen mit Wieland Niekisch den Landtag repräsentierte.
Das Verkehrsproblem ist nur eines von vielen, die Ruden seit der Eingemeindung nach Potsdam bedrücken. „Viele Sachverhalte im ländlichen Raum begreifen die Potsdamer Stadtverordneten und die Stadtverwaltung nicht“, beklagt er. Als gravierende Beispiele führt er die immer noch nicht gelöste Situation bei der Abwasserbeseitigung sowie die ungeklärte Zuwegung zur Döberitzer Heide an. Landtagsabgeordneter Petke verspricht Unterstützung. „Wir werden uns den Eingemeindungsvertrag genau ansehen und darauf drängen, dass die Vereinbarungen eingehalten werden“, sagt er. Außerdem müsse die Stadtverordnetenversammlung aktiv werden.
Der Bauernhof gehört zu den landwirtschaftlichen Vorzeigebetrieben Potsdams. Seit 1729 sind die Rudens Landwirte, jetzt in vierter Generation. 220 Hektar bewirtschaftet das Familienunternehmen. Aktiv unterstützt der Bauernhof das Gemeinschaftsleben im Dorf und Landesinitiativen wie die Brandenburger Landpartie. Zusammen mit dem Krongut will Ruden auch auf der Berliner Grünen Woche ausstellen, wie er gestern verkündete. Vom Oberbürgermeister Jann Jakobs fordert er mehr Engagement für den ländlichen Raum. „Ministerpräsident Matthias Platzeck hat den Oberbürgermeister auf der diesjährigen Landpartie zum Oberbauern erklärt, nun muss Jakobs sich dieses Titels würdig erweisen“, sagt der Landwirt.
Auf der Radtour wurden viele Mängel in der Infrastruktur deutlich. Besonders gravierend: der Straßenzustand der Dorfstraße in Kartzow, die zur Hälfte aus Asphalt und zur anderen aus holprigen Natursteinen besteht. „Wir werden solche Sachen aufgreifen“, verspricht Maike Dencker, die seit vier Wochen Vorsitzende des CDU-Ortsverbandes ist. Dencker kandidiert bei der Kommunalwahl am 28. September für die Stadtverordnetenversammlung und hofft künftig von dort aus auch Probleme der neuen Ortsteile lösen zu können.
Die SPD zog es gestern vor, die Parforceheide vom Jagdschloss aus zu Fuß zu durchqueren. Stadtverordneter Harald Kümmel hatte den Rundgang vorbereitet, die Bundestagsabgeordnete und kommunale SPD–Spitzenkandidatin für Potsdam Andrea Wicklein zog das Resümee: Die SPD will sich für die Gestaltung des Waldstückes am Stern einsetzen und ganz speziell zur Aktivierung des Kastellanhauses beitragen. „Wenn wir uns vor der nächsten Kommunalwahl an der Pirschheide treffen, dann möchte ich hier im Kastellanhaus ein Bierchen trinken können“, meinte Wicklein. Um das zu erreichen soll es im November ein Treffen von Schlösserstiftung, Wirtschaftsförderung der Stadt und Hotel- und Gaststättenverband (Hoga) geben. Nachdem eine dreimalige Ausschreibung durch die Stiftung nichts gebracht habe, sollen nun auch das Knowhow der Wirtschaftsförderung und die Kenntnisse des Hoga genutzt werden, um einen Gastwirt als Erbbaupächter des Kastellanhauses zu finden. „Die Stiftung muss sich vielleicht auch von überzogenen Vorstellungen trennen“, sagte Kümmel. Laut Bauplanung stehe einem Ausbau des Hauses zur Erhöhung der Wirtschaftlichkeit nichts im Wege, betonte er. Bei der Gestaltung des Vorplatzes sei die Stadt schon in Vorleistung gegangen, der SPD geht es nun noch um den Ausbau von Parkplätzen in den Seitenstraßen, um die Aufstellung von Papierkörben und Bänken an den sternförmig auf den Platz hinführenden Wegen. Andrea Wicklein will sich zudem in ihrer Eigenschaft als Bundestagsabgeordnete dafür einsetzen, dass die Zusatzmittel, die die Stiftung vom Bund für Sanierungsaufgaben erhält, auch für die Schadstoffbeseitigung im Jagdschloss eingesetzt werden.
Die Intentionen der SPD reichen aber noch weiter. So sollte laut Kümmel das Waldstück zwischen Murnaustraße, Autobahn- und Schnellstraßendreieck zu einer parkartigen Landschaft ähnlich dem Nuthepark ausgebaut werden, um den Stadtteilen Stern und Kirchsteigfeld als Erholungsgebiet zu dienen. Dann müssten allerdings die Waldwege geordnet und überarbeitet und die Unterführung an der Schnellstraße ansehnlich gestaltet werden, fordert er. Den Fontaneweg könnten Schulklassen als Projekt übernehmen, meinte Wicklein. Wieso trägt dieser Waldweg den Namen Fontanes und welche Besonderheiten bietet er, sollte die Aufgabe heißen. Und Wicklein will erreichen, dass die Zuwegung nach Steinstücken befestigt und beleuchtet wird. Auch die Sicherung des Grundwasserspiegels der Parforceheide soll als wichtiges Problem auf der Tagesordnung nach der Kommunalwahl stehen. Dazu sei eine Zusammenarbeit Potsdams mit den angrenzenden Gemeinden nötig, meinte Wicklein und hat schon Treffen mit den neugewählten Bürgermeistern in ihren Terminkalender eingetragen.
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