Sport: „Wir wollen noch Platz zwei erkämpfen“
Turbine-Trainer Bernd Schröder im Interview
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Am kommenden Wochenende wird die Frauenfußball-Bundesliga-Saison mit dem zehnten Spieltag fortgeführt. Turbine Potsdam greift als Tabellendritter in das weitere Geschehen ein. Dann gastiert die Mannschaft um Cheftrainer Bernd Schröder beim Hamburger SV.
Mit welchem Ziel starten Sie in die weitere Saison, Herr Schröder?
Der zweite Platz ist für uns noch in Reichweite. Den streben wir an, um im besten Fall im nächsten Jahr wieder international dabei sein zu können. Wenn Frankfurt den UEFA-Cup gewänne, wäre der Vizemeister anschließend ebenfalls im Europacup dabei.
Ist Ihre Mannschaft optimal darauf vorbereitet?
Leider nicht. Wir konnten insgesamt nur vier Vorbereitungsspiele bestreiten – zwei gegen Männer-Mannschaften und zwei gegen unterklassige Frauen-Mannschaften. Die waren vor allem von unserem spielerischen Vermögen her alle nicht zufriedenstellend. Wir haben dort nur dreißig bis vierzig Prozent unseres Leistungsvermögens gezeigt; das hatten wir uns anders vorgestellt. Wo wir wirklich stehen, werden wir erst am Sonntag nach dem Spiel in Hamburg sehen.
In den letzten Wochen hatten Sie zahlreiche Spielerinnen bei Länderspielen, allein sieben bei einem U23-Turnier in La Manga. Inwieweit beeinflusste das die Vorbereitung?
Wir konnten zumindest nicht in dem Rhythmus trainieren, den wir uns vorgestellt hatten. Natürlich können wir davon profitieren, wenn unsere jungen Leute – von denen fünf Stammspielerinnen in der Bundesliga sind – mit der U23 aktiv sind. Aber wir konnten dadurch nicht die gewünschte Homogenität erreichen. Zumal auch unsere Ausländerinnen noch unterwegs sind. Leni Larsen Kaurin weilt mit Norwegens Auswahl zu zwei Länderspielen auf Zypern, Essi Sainio ist bei einem Lehrgang der finnischen Nationalmannschaft, Gaelle Thalmann mit der Schweizer Auswahl zu einem Länderspiel in der Türkei. Wir haben erst am Donnerstag wieder alle Spielerinnen beisammen. Das trägt natürlich nicht gerade dazu bei, spielerische Harmonie in die Mannschaft zu bekommen. Die ersten vier Wochen konnten wir uns kontinuierlich vorbereiten, die letzten beiden liefen holperig, obwohl es in denen um den Feinschliff gehen sollte.
Stichwort Gaelle Thalmann: Wie hat sich die Schweizerin in ihrem ersten Monat in Potsdam gezeigt. Könnte sie schon am Sonntag das Turbine-Tor hüten?
Sie wird es sogar müssen, weil unsere Torhüterin Desiree Schumann weiter verletzt ausfällt. Sie plagt sich schon seit vier Wochen mit einer Oberschenkelverletzung herum, die unsere medizinische Abteilung nicht in den Griff bekommt. Deshalb hoffen wir, dass Thalmann gesund vom Länderspiel wiederkommt und am Sonntag eingesetzt werden kann. Sie hat gut trainiert und muss nun ins Feuer geworfen werden.
Stehen Ihnen denn für die Auftaktpartie bis auf Schumann alle Spielerinnen zur Verfügung?
Das müssen wir abwarten. Kaurin hatte in Zypern anfangs eine Grippe – mal sehen, wie sie zurück kommt. Jennifer Zietz zog sich im Testspiel gegen den Zweitligisten Lok Leipzig eine Außenbanddehnung im rechten Knie zu und konnte in dieser Woche noch nicht trainieren. Außerdem müssen wir sehen, wie unsere Nachwuchsspielerinnen nach dem U23-Turnier in La Manga, das sie ohne Blessuren überstanden, jetzt den Klimaunterschied zwischen Spanien und hier verkraften.
Wie schätzen Sie den Hamburger SV ein?
Er steht ziemlich weit hinten und nach der 1:5- Heimniederlage am vergangenen Sonntag gegen Frankfurt fast schon mit dem Rücken zur Wand. Unterschätzen darf man die junge Truppe aber nicht, und es wird schwer für uns werden, zumal der HSV mit Tanja Vreden immer noch eine gute Stürmerin und mit Silva Saländer eine gute Mittelfeldspielerin hat. Ich sehe uns dort nicht als Favoriten, trotzdem wollen wir natürlich gewinnen. Alles andere wäre eine Enttäuschung. Wenn wir unser Ziel erreichen wollen, müssen wir drei Punkte aus Hamburg mitbringen.
Es war zu hören, dass der HSV im Sommer Babett Peter von Potsdam an die Alster holen will. Besteht für Turbine die Gefahr, die Nationalspielerin zu verlieren.
Nein. Peters Vertrag läuft zwar am 30. Juni aus, aber wir hatten schon Gespräche miteinander und sie hat erklärt, dass sie bleiben wird. Wir streben mit allen wichtigen Spielerinnen längerfristige Verträge an, die zum Teil schon unterschrieben wurden.
Interview: Michael Meyer
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