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Homepage: „Wir wurden als weltweit einmalig bewertet“

IASS-Gründungsdirektor Klaus Töpfer über das Votum des Wissenschaftsrates, der Nachbesserungsbedarf in dem Institut sieht

Stand:

Herr Töpfer, der Wissenschaftsrat empfiehlt Kurskorrekturen am IASS. Hat Sie das Votum in seinen weitreichenden Konsequenzen überrascht?

Zunächst: Der Wissenschaftsrat würdigt die von uns geleistete Aufbauarbeit. Er bestätigt unsere wichtige Modellfunktion für einen neuen Forschungsansatz und die Integration von wissenschaftlichem und praktischem Wissen. Diese Zielsetzungen sind in der kurzen Zeit, in der wir das IASS aufgebaut und arbeitsfähig gemacht haben, der Evaluierung bedürftig. Ich danke dem Wissenschaftsrat ausdrücklich dafür, dass er konkrete Kurskorrekturen erarbeitet hat und als Ergebnis empfiehlt, das Institut auch weiter zu fördern.

Braucht das Institut überhaupt eine solche Kurskorrektur?

Nochmals: Kurskorrekturen auf diesem, wie der Wissenschaftsrat ausführt, wichtigen, aber auch schwierigen und kontrovers diskutierten neuen Gebiet sind immer wieder zwingend erforderlich. Der Wissenschaftsrat selbst bewertet unser Institut als weltweit einmalig.

Es werden unter anderem ein neues Konzept, eine neue Gliederung der Forschungsarbeit und eine neue Leitungsstruktur gefordert. Waren die bisherige Ausrichtung und die Strukturen nicht bereits tragfähig?

Die bisherigen Strukturen spiegeln den Aufbauprozess wider. Nunmehr ist es erforderlich, die Arbeiten stärker programmbezogen zu integrieren. Dies ist sinnvoll und der organisatorische Umbau ist im IASS bereits intensiv in Angriff genommen worden.

Einige der Empfehlungen, etwa Interdisziplinarität und gesellschaftlicher Dialog, waren bereits bisher wichtige Elemente der Arbeit des IASS. Sind diese Anforderungen überzogen?

Der Wissenschaftsrat schlägt vor, in Zukunft zwei sozialwissenschaftliche Direktoren und einen naturwissenschaftlichen zu besetzen. Bisher war nur ein Direktor sozialwissenschaftlich ausgerichtet. Das belegt, dass Transdisziplinarität in Theorie und Methodik sowie Transformationsforschung zentrale Aufgaben im IASS sind.

Es wird auch viel am Auslaufen der Verträge der bisherigen zwei Gründungsdirektoren, Carlo Rubbia und Ihnen, festgemacht. Was muss die neue Führungsstruktur leisten? Was erwarten Sie von der empfohlenen Berufung mit der Uni Potsdam?

Die Mitgliederversammlung wird in Kürze die zwei Positionen für Sozialwissenschaftler ausschreiben. Unsere Verzahnung mit der Universität Potsdam wird dadurch noch intensiviert, dass ein Direktor gemeinsam mit ihr berufen werden soll.

Mit Ihnen geht eine international renommierte Galionsfigur, wird es das IASS ohne ihre Prominenz und ihr Sendungsbewusstsein schwerer haben?

Es war und ist mir eine Freude, das IASS aufzubauen. Es ist gelungen, viele höchstqualifizierte und begeisterte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen. Dies ist das Kapital des IASS.

In drei bis fünf Jahren soll das Institut erneut evaluiert werden. Ist das als Gnadenfrist oder als Chance für einen Neubeginn zu sehen?

Eine erneute Evaluierung ist keineswegs etwas Einmaliges. Die Umsetzung der vom Wissenschaftsrat zu Recht angemahnten Kurskorrekturen wird die erfolgte Evaluierung nun wesentlich zielgenauer ermöglichen, als dies so kurz nach dem wirklichen Arbeitsbeginn des IASS möglich war. Dies ist und bleibt Chance und Verpflichtung für das IASS.

Inwiefern werden Sie dem IASS erhalten bleiben?

Darüber wird unsere nächste Mitgliederversammlung zu bestimmen haben. Mein Ziel war und ist es, eine verlässliche Übergabe zu gewährleisten.

Wo sehen Sie das Institut in fünf Jahren?

Das IASS wird in fünf Jahren den Erwartungen des Wissenschaftsrates gerecht werden: „als Scharnier zwischen Wissenschaft und Gesellschaft“ und mit einer „wichtigen Modelfunktion für einen neuen Forschungsansatz und einer Integration von wissenschaftlichen und praktischen Wissen“. Dies war das Verständnis derer, die einmal dieses Institut gegründet haben.

Das Gespräch führte Jan Kixmüller

Klaus Töpfer (76) ist seit 2009 Gründungsdirektor des Potsdamer Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS). Die Amtszeit des ehemaligen Bundesumweltministers endet 2014.

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