Landeshauptstadt: Wirbelsturm in Studio A
TeamWorx produziert in Babelsberg für Pro 7 den TV-Zweiteiler „Tornado“
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Babelsberg - Der Himmel ist bedrohlich schwarz, Blitze zucken durch die Panorama-Fenster des Fernsehturms, 40 sommerluftig bekleidete Komparsen stürzen in Panik zu den zwei winzigen Aufzügen. „Danke“, ruft Regisseur Andreas Linke. Wer jetzt Hunger hat, könne schon Mittagspause machen. Es sind die letzten Drehtage für den Fernseh-Zweiteiler „Tornado“.
Dort, wo einst Vera Int-Veen in ihrem Mittagstalk für turbulente Wortgefechte sorgte, schickt die Television & Film GmbH TeamWorx jetzt einen Wirbelsturm durch das Studio A. Der Tornado, der sich in zwei 90-Minütern langsam Berlin nähert und schließlich eine Schneise durch die Stadt schlägt, schüttelt beim großen Showdown die Kugel des Fernsehturm mächtig durch. Dabei fliegen auch alle acht Panorama-Fenster auf einmal heraus. „Das muss beim ersten Mal klappen“, das sei unwiederholbar, erklärt Szenenbildner Lars Lange, der mit viel Liebe zum Detail ein Achtel der Aussichtskugel vom Alexanderplatz originalgetreu in Babelsberg nachgebaut hat. Wenn man nach „draußen“ guckt, schaut man auf Scheinwerfer und den Bluescreen, auf den später digital der Hindergrund projiziert wird. Die Computertechnik mache auch deutsche Produzenten mutiger, sagt Ariane Krampe, deren TV-Zweiteiler „Die Luftbrücke“ gerade Premiere im deutschen Fernsehen feierte. „Die Computeranimation erlaubt uns, größer zu denken. Wir trauen uns mehr, Dinge zu wagen“, meint Produzentin Krampe. Bei der „Luftbrücke“ habe man beispielsweise nur zwei echte Rosinenbomber gehabt und den Himmel mit computergenerierten Flugzeugen gefüllt. Bei „Tornado“ würden etwa 20 Prozent der Bilder am PC hergestellt. Mit der neuen Technik könne man das Ausmaß der Verwüstung glaubhaft machen; früher habe man sich öfter der Lächerlichkeit preis gegeben. Warum sie das große Finale in Babelsberg produziere, sei schnell beantwortet. „Hier sitzen einfach jene Spezialisten, die einen solchen anspruchsvollen Kulissenbau professionell umsetzen“, lobt Ariane Krampe die Gewerke auf dem traditionellen Filmgelände, die sie schon mehrfach in Anspruch genommen hat.
Schauspieler Harald Schrott, der in „Tornado“ den Nachrichtenredakteur Karl Zimmer spielt, verbindet mit Babelsberg ein ganz anderes Erlebnis. „Ich habe hier schon tot am Eingang zum Studio gelegen“, bei seinem Debüt als Filmdarsteller in Volker Schlöndorffs „Stille nach dem Schuss“. Das war 1999 und er spielte einen Touristen, der an der deutschen Grenze erschossen wird. Auf seine „Tornado“-Rolle hat sich Harald Schrott gut vorbereitet. Er habe viele Sendungen über Wirbelstürme und stürmische Katastrophenfilme gesehen. Außerdem habe er einen ganzen Tag bei N24 hospitiert, um sich in die Arbeit eines Fernsehjournalisten einzuarbeiten. „Ganz schön hektischer Job, obwohl mein Tag in der Redaktion ein vergleichsweise ruhig gewesen sei“, erzählt der Mime, der die Schauspielerei im Vergleich als überwiegend beschaulich empfindet.
Auch Lisa Martinek, die Karl Zimmers blinde Freundin Sophie Berger spielt, hat sich in ihre Rolle eingearbeitet. Sie sei als Vorbereitung auf die Rolle im Blindenzentrum in Berlin gewesen und hätte sich von einer Frau, der seit der Geburt das Augenlicht fehlt, beraten lassen. „Wenn die gewohnte Welt aus den Fugen gerät, ist ein blinder Mensch – mehr als ein sehender – völlig hilflos“, schildert Lisa Martinek ihre Erkenntnis. Es sei ihr Wunsch gewesen, einmal eine blinde Frau spielen zu dürfen. Als nächstes würde sie gerne in aufwändige Kostüme schlüpfen, in einem Mantel- und Degen-Film. Zunächst zeigt sie aber Schauspieltalent hoch oben im Fernsehturm, mitten im Tornado. Zu sehen im kommenden Jahr auf Pro 7.
Nicola Klusemann
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