Landeshauptstadt: Wirtschaft klagt: Notenschnitt der Azubis immer schlechter
Last-Minute-Ausbildungsbörse in der Agentur für Arbeit / 27. September: Ausbildungstag in Potsdam
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André Keller hat zwar „zum Glück“ die mittlere Reife und dennoch ein „Riesenproblem“: Eine „Vier“ in Mathematik – für viele Berufe offenbar zu schlecht, wie der 18-Jährige jetzt erfahren muss.
Um jungen Leute wie ihm zu helfen, fand gestern in der Agentur für Arbeit am Horstweg eine Last-Minute-Ausbildungsbörse statt – wobei Veranstalter und Aussteller über ähnliche Probleme klagten. „Es kommen nur noch 20 Prozent an Bewerbern bei den Betrieben an“, sagte Michael Oeter von der Potsdamer Industrie- und Handelskammer (IHK). Als einen Grund nannte Oeter, dass im Vergleich offenbar mehr Jugendliche als früher ein Studium aufnehmen würden. Eine Folge: Der Notenschnitt der Bewerber liege im Vergleich zu früheren Jahren um rund einen Punkt niedriger.
Dabei sind die Aussichten auf einen Ausbildungsplatz zur Zeit offenbar wesentlich besser als noch in den vergangenen Jahren – weil es laut Agentursprecherin Renee Ramm weniger Bewerber, aber auch mehr Stellen gäbe. „60 Prozent der Plätze sind aber schon besetzt.“ Demnach hätten 850 von rund 1600 Jugendlichen im Potsdamer Raum einen Platz als Azubi sicher. Um knapp 200 Azubi-Stellen ging es gestern, deren Anforderungen jeweils mit den Leistungen der jungen Menschen verglichen wurde. Angebote für den Beruf des Restaurantsfachmanns bis hin zum Gebäudereiniger waren zu besetzen, jeder Jugendliche bekam Adresse mit nach Hause.
Offenbar werden besonders im Handwerk junge Leute gesucht: Friseure, Lebensmittelhandwerker, Elektroniker, Bäcker, Anlagentechniker. Diese Reihe zählte Ingrid Lange von der Handwerkskammer (HWK) auf. „Diese Stellen sind wesentlich schwerer zu besetzten als früher noch“, sagte Lange. Denn mit etwa der Note 5 in Mathematik könne ein Unternehmen nichts oder nur wenig anfangen: „Im Handwerk ist nicht nur die rechte und linke Hand gefragt, sondern eben auch der Kopf.“ Sei die Note in bestimmten Bereichen zu schlecht, könnten Einstiegsqualifizierungen helfen. Noch 236 Angebote im Kammerbezirk waren gestern unbesetzt, schon 77 Stellen für das nächste Jahr gemeldet.
Um die noch vorhandenen Stellen mit jungen Bewerbern zu füllen, gibt es noch andere Bemühungen als die gestrige Börse. So hat die IHK auf ihrer Internetseite www.potsdam.ihk24.de eine Lehrstellenbörse eröffnet, in der sich potentielle Kandidaten informieren können. Ebenso findet beispielsweise am 27. September im Oberstufenzentrum I in der Jägerallee ein Ausbildungstag statt, an dem sich junge Leute schon im Vorfeld über eine mögliche Lehrstelle informieren können.
Dass solche einmaligen Angebote helfen können, hat gestern auch André Keller erfahren. Trotz seiner Mathe-„Vier“ konnte er mit mehreren Angeboten das Berufsinformationszentrum in der Arbeitsagentur verlassen, unter anderem für kurzfristig zu besetzende Azubi-Stellen als Mechatroniker oder Service-Kraftfahrer: „Da werde ich mich jetzt bewerben.“
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