Landeshauptstadt: WM-Ziel erreicht
Rund 70 000 Besucher in Public Viewing Area / Potsdamer Hotels bis 20 Prozent mehr ausgelastet
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Die Stadt Potsdam hat ihr WM-Ziel offenbar erreicht: Rund 70 000 Besucher sahen sich die Spiele der Fußballweltmeisterschaft in der Public Viewing Area am Brandenburger Tor an. Die Veranstaltungen vor dem öffentliche Riesenbildschirm seien „ein toller Image-Gewinn“ für Potsdam, sagte der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Innenstadt (Agip), Wolfgang Cornelius, gestern auf einer Pressekonferenz zur WM-Bilanz: „Wir waren nicht verschlafen, nicht provinziell“.
Die Public Viewing Area sei ein „herrliches Gemeinschaftserlebnis“ gewesen. Die Potsdamer Gastronomin Sabine Dzaack, die an ihrem Stand in Area Vitamin-Drinks verkaufte, sprach gestern euphorisch von einem „Riesenerfolg“. Ebenso begeistert zeigte sich der Organisator des ukrainischen Fan-Zentrums auf dem Luisenplatz, Alexander Gevel von der deutsch-ukrainischen Event-Firma Germol. Jedesmal, wenn die ukrainische Nationalmannschaft gespielt habe, sei seine Fun-City mit mehr als 700 Besuchern sogar „übervoll“ gewesen. Er sei „sehr zufrieden“. Zwar hätten sich seine Umsatzerwartungen nicht ganz erfüllt – dennoch sind die rund 300 000 Euro Kosten nicht nur gedeckt, sondern Germol konnte mit dem bisher größten Event seiner Firmenhistorie Gewinn machen, sagte Gevel den PNN. Während sich die WM auch für den Catering-Service in der Public-Viewing-Area laut Mitarbeiterin Petra Tietz „gelohnt“ hat, haben die Cafés am Platz „Babette“ und „Gelateria am Brandenburger Tor“ sowie das Restaurant „Gastmahl des Meeres“ nach eigenen Angaben Umsatz eingebüßt. Den drei Gastronomen sei während der WM das „Kerngeschäft weggebrochen“, so Gelateria-Geschäftsführerin-Sandra Zeisberg. Lediglich zu den Spielen hätten Gäste in den Lokalen innerhalb der Area gesessen. Hinzu sei die „hohe Platzmiete“ gekommen, die sie an den Veranstalter zahlen mussten.
Ob der Besuchermangel an der Public Viewing Area gelegen habe, könne sie jedoch nicht sagen. Gerd Helinski, Geschäftsführer von Heli-Concept, wies zudem darauf hin, dass er „alle Eingaben sehr, sehr ernst behandelt“ hätte. Außerdem sei es für alle Beteiligten die erste WM gewesen. Bei Sportereignissen könnten Gastronomen sich ohnehin „keine goldene Nase“ verdienen, wies Barmann Wladislaw Dawidenko hin, der während der WM einen Cocktailstand in der Public Viewing Area betrieb. Trotzdem gehe er „auch mit Blick auf die Umsätze mit einem Lächeln vom Platz“. Mit einem Lächeln saß auch der Potsdamer Karstadt-Chef Harald Kirchfeld in der gestrigen Pressekonferenz: Er freue sich über „über die Erwartungen gute Umsätze“ – vor allem bei den Fan-Artikeln, so Kirchfeld. Das Potsdamer Kaufhaus stehe im WM-Vergleich zu den Berliner Karstadt-Standorten besser dar. Ob es nun auch in Potsdam längere Öffnungszeiten geben werde – wie es der Konzern Karstadt-Quelle etwa für die Bundeshauptstadt erwägt – „wird sich zeigen“, so Kirchfeld. Das hänge auch davon ab, ob die anderen Innenstadthändler sich ebenfalls dafür aussprechen. Zur WM allerdings hatten Potsdams Innenstadthändler ihre Öffnungszeiten nach einer Woche wieder verkürzt. Ursprünglich hatten sie die gesamten vier Wochen täglich bis 22 Uhr öffnen wollen. Doch dann hatten sich laut Kirchfeld die „hoch gesteckten Umsatzerwartungen nicht erfüllt“.
Dagegen konnte das Potsdamer Hotel- und Gaststättengewerbe laut Hartmut Pirl vom Tourismusverband rund „15 bis 20 Prozent Auslastung zulegen“. Hauptsächlich „durch Fifa-Kontingente und Gäste, die in Berlin keine Zimmer mehr gefunden haben“, so Pirl, „aber auch, weil wir die Preise nicht überzogen haben“. Zudem habe der Direktor des Seminaris-Seehotels wirtschaftliche Kontakte zur Ukraine knüpfen können. Denn Pirls Hotel war WM-Quartier für die ukrainische Nationalmannschaft. Schon am 15. Juli will der Hotelier nun zusammen mit Event-Manager Gevel eine Tagung für ukrainische und brandenburgische Unternehmern organisieren. J. Wedemeyer
J. Wedemeyer
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