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Selbstgemacht. Nach einer kleinen Gewürzkunde bei einem Workshop in der Biosphäre haben Charlotte (15) und Denise (16) ihre Schoko-Pralinen ordentlich mit Kardamom und Pfeffer aufgepeppt.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Wo der Pfeffer wächst

Schüler können in der Biosphäre Potsdam viel über Gewürze lernen und dabei Pralinen herstellen

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Bornstedter Feld - Zermahlen, zerreiben, stößeln. Nach und nach verschwinden Kardamom-Kapseln, Nelken-Blüten und Pfefferkörner in den schweren Stein-Mörsern der 24 Schüler in der Weihnachtsbäckerei der Biosphäre Potsdam. Mahlen, reiben, stößeln und fertig ist das feine Pulver.

Mit Gewürzworkshop und Pralinenwerkstatt bietet die Biosphäre seit gestern – bis über die Vorweihnachtszeit hinaus – eine Weihnachtsbäckerei der besonderen Art an. Als erste Besucher lernten die 24 Schüler vom Bertha-von-Suttner-Gymnasium in Berlin-Reinickendorf, dass es bei der Herstellung der Schokoladenpralinen vor allem auf die richtige Würze ankommt.

„Wozu verwendet man Gewürze überhaupt?“, fragt Biosphäre-Mitarbeiterin Sabine Hergt die 13- bis 16-jährigen Schüler. „Als Geschmacksverstärker“, antwortet ein Mädchen. „Ja, aber oft werden sie auch als Kosmetik oder Heilmittel verwendet. Deshalb sind im schweren Weihnachtsessen oft Gewürze, die gut für die Verdauung sind“, so Hergt. Sehr viel früher wurden Gewürze auch als Zahlungsmittel verwendet, und da Gewürze rar waren, entbrannten in der Neuzeit regelrechte Kriege um die Kontrolle von Handelsrouten und Marktmonopolen. Seit dem 19. Jahrhundert sind die Monopole verschwunden und jeder kann mit Gewürzen kochen und backen.

„Ich finde es interessant, das mal selber herzustellen“, sagt die 15-jährige Charlotte, die gerade einen Brocken Schokoladenmasse in Pralinen-Form bringt. Dass das Wort Schokolade vom atztekischen „xocolatl“ stammt, wusste sie bislang nicht. Das heißt bitteres Wasser, denn die südamerikanischen Ureinwohner machten aus Kakaobohnen Kaffee.

„Ich fand spannend, dass die Azteken den spanischen Eroberer Cortez für einen Gott gehalten und Kakao-Bohnen als Geld benutzt haben“, meint der 14-jährige Ridvan. Gerade hat er zusammen mit zwei Mitschülern die grünlichen Kardamon-Kapseln aufgebrochen und zerreibt nun die kleinen dunklen Samen. Kardamon ist nach Safran und Vanille das teuerste Gewürz überhaupt: Ein Gramm kostet zwischen vier und 14 Euro. „Zu Hause mahle ich nie Gewürze im Mörser“, sagt Ridvan, Charlotte geht es ähnlich: „Wir kaufen Gewürze als Pulver, nur Pfeffer mahlen wir selbst.“ Pfeffer stammt aus Indien, weshalb man sagt: „Geh doch dahin, wo der Pfeffer wächst.“ Beliebt zu dieser Jahreszeit ist auch der rosafarbene Weihnachtspfeffer, der gar kein Pfeffer ist. „In den USA ist sein Anbau verboten“, sagt Sabine Hergt. „Weil er halluzinogene Wirkung hat?“, fragt ein Mädchen. „Nein, weil er zu den Arten zählt, die einheimische Pflanzen verdrängen.“Die gemahlene Gewürzmischung dürfen die Schüler in einem kleinen Reagenzglas mitnehmen, an dem ein Plätzchen-Rezept hängt. Die Pralinen selbst können zum Schluss noch mit Kakaopulver, Kokosraspeln und kleinen Silberkugeln verziert und in einen Faltkarton verpackt werden. Aber wer darf die Leckerei jetzt essen? „Ich schenke sie meinen Eltern“, sagt der 13-jährige Esra. „Ich esse sie selbst“, verrät der 15-jährige Tolga, und die 14 Jahre alte Miriam meint diplomatisch: „Kommt drauf an, wie die Pralinen am Ende aussehen.“ Erik Wenk

Der Gewürzworkshop mit Pralinenwerkstatt findet noch bis zum 6. Januar statt. Schulklassen zahlen 10 Euro je Schüler, Erwachsene 18,50 Euro, Kinder und Ermäßigte zwischen 9,50 und 14,80 Euro. Anmeldung unter info@biosphäre-potsdam.de.

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