Landeshauptstadt: Wo die Kriminalität wächst – und sinkt
Süd-Babelsberg ist bei Einbrechern und Dieben sehr beliebt. Das zeigen die aktuellen Polizeistatistiken
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Im südlichen Babelsberg müssen Potsdamer besonders aufpassen, wenn sie ihr Fahrrad abstellen. Das Viertel rund um die Großbeerenstraße ist laut der aktuellen Polizeistatistik der Schwerpunkt in Sachen Fahrraddiebstahl. Demnach wurden dort im vergangenen Jahr 252 der 2016 Diebstähle von Drahteseln in Potsdam registriert – der Anteil liegt bei 12,5 Prozent. Damit ist jedes achte gestohlene Fahrrad in dieser Gegend geklaut worden.
Ohnehin gehört Süd-Babelsberg zu den Potsdamer Vierteln, die überdurchschnittlich mit Kriminalität belastet sind. Das geht aus der Statistik zu den sogenannten Kriminalitätshäufigkeitszahlen (KHZ) in den Potsdamer Stadtteilen hervor, die den PNN vorliegt. Die KHZ-Zahl berechnet sich dabei aus der Zahl der Delikte bezogen auf angenommene 100 000 Einwohner je Stadtteil (siehe Kasten). Für die gesamte Stadt Potsdam ist dieser Wert im vergangenen Jahr gesunken: von 10309 auf 9347. Deutlich darüber liegt das südliche Babelsberg mit einer KHZ-Zahl von 10 686. Zum Vergleich: In Metropolen wie Hamburg, Berlin oder Frankfurt am Main wurden im vergangenen Jahr Werte zwischen 13 500 und 17 000 registriert.
Neben Süd-Babelsberg sind auch die nördlichen Ortsteile Sacrow und Grube, der Schlaatz, Drewitz sowie die Innenstadt von Kriminalität betroffen. Deutliche Zuwächse waren zum Beispiel in Potsdam-West und der Templiner Vorstadt zu verzeichnen – während in den meisten anderen Stadtteilen vergleichsweise weniger Straftaten gemeldet wurden.
Im Detail ist zum Beispiel wieder das südliche Babelsberg der Schwerpunkt für Autoaufbrüche – dort passierten im vergangenen Jahr elf Prozent dieser Delikte in ganz Potsdam, 77 Fälle in absoluten Zahlen. Das liege allerdings auch an dem Umstand, dass in diesem Bereich zahlreiche Autohäuser ihren Sitz hätten, hatte Potsdams Polizeichef Maik Toppel zuletzt den Stadtverordneten im Hauptausschuss erklärt.
Als weitere Schwerpunktregionen in Sachen Fahrraddiebstahl nannte er die Innenstadt, die Wohngebiete Schlaatz und Stern sowie Babelsberg-Nord – also das Viertel zwischen Griebnitzsee und Rudolf-Breitscheid-Straße. Auch generell war die Zahl der Raddiebstähle erneut gestiegen – auf mittlerweile 2016 Fälle. Seit 2012 hat es hier sogar einen extremen Anstieg um 60 Prozent gegeben. Die Polizei macht unter anderem überregional agierende Banden für den Zuwachs verantwortlich, verweist aber auch auf ähnliche Probleme in anderen Kommunen.
Dagegen war die nördliche Innenstadt – also das Gebiet um die Brandenburger Straße – die Schwerpunktregion für illegale Graffiti-Schmierereien und aufgebrochene Dienst- und Büroräume. Allein 103 Fälle aufgebrochener Kellerräume wurden 2014 auch im Wohngebiet Am Stern erfasst – knapp jeder siebte Einbruch dieser Art in Potsdam. Polizeisprecher Heiko Schmidt sagte den PNN, zum Beispiel würden Ladendiebstähle häufiger in der Innenstadt stattfinden – allein aus der Tatsache heraus, dass es dort mehr Läden gebe als in anderen Vierteln. „Hier spielen die Tatgelegenheiten eine wichtige Rolle“, so Schmidt.
Ähnliche Effekte zeigten sich für die Bahnhofspassagen oder das Stern-Center, das zu Drewitz gezählt wird. Diese Tatsachen flössen wiederum in die Höhe der KHZ-Werte für die jeweiligen Stadtteile ein. Dabei nehmen die Innenstadt und Drewitz wie erwähnt stets die vorderen Plätze ein. Schmidt sagte, auch Einbrüche in Einfamilienhäuser würden in den entsprechend geprägten Stadtteilen häufiger vorkommen als eben in Neubauvierteln mit Mehrfamilienhäusern.
Leicht über dem Potsdamer Durchschnitt liegt die Kriminalitätsbelastung in der noblen Berliner Vorstadt – dem Viertel werden laut Polizei auch Straftaten im Umfeld des Kulturstandorts Schiffbauergasse zugerechnet, etwa Diskoschlägereien. Fast jedes vierte Rauschgiftdelikt ermittelte die Polizei für den Schlaatz – 120 von 533 Fällen. Im Kampf gegen Drogen habe die Polizei im vergangenen Jahr mehr Personal eingesetzt, sagte Toppel – daher stieg die Zahl der erfassten Fälle auch insgesamt um 43 Prozent.
Insgesamt war die Zahl der Straftaten 2014 zurückgegangen – von 16 438 auf 15 093, ein Minus von rund acht Prozent. Im Jahr zuvor war die Fallzahl noch um 4,5 Prozent gestiegen.
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