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Landeshauptstadt: Wo die Kriminalität wächst

In einzelnen Potsdamer Stadtdteilen ist die Belastung durch Straftaten im vergangenen Jahr um mehr als das Doppelte gestiegen

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Im Potsdamer Kirchsteigfeld hat sich die Gefahr, Opfer einer Straftat zu werden, im vergangenen Jahr mehr als verdoppelt, ähnlich ist es in Golm. Auch in der Berliner Vorstadt, in Marquardt und der Teltower Vorstadt gab es deutlich mehr Kriminalitätsdelikte pro Einwohner. Das geht aus einer Polizeistatistik zu den sogenannten Kriminalitätshäufigkeitszahlen (KHZ) in den Potsdamer Stadtteilen hervor, die den PNN vorliegt.

Der Wert errechnet sich aus der Zahl der Delikte bezogen auf 100 000 Einwohner. Für ganz Potsdam ist der Wert 2013 in die Höhe geschnellt: Von 9 899 im Vorjahr auf 10 309, ein Anstieg von knapp fünf Prozent. In Großstädten wie Berlin werden Werte von 14 000 bis 15 000 erreicht.

In einzelnen Potsdamer Stadtteilen ist die Kriminalität noch deutlicher gewachsen – allerdings von einem niedrigen Niveau. Vor allem das Kirchsteigfeld ist auffällig: Hier stieg die KHZ-Zahl von nur 1861 auf 4440 – ein Plus von fast 140 Prozent. Golms Werte wuchsen von 2035 auf 4315 um 112 Prozent. Erklärungen, welche Straftaten eine besondere Rolle spielten, legte die Polizei den PNN auf Anfrage nicht vor. Allerdings hatte die Polizei für das Kirchsteigfeld bereits für 2013 mehr angezündete Mülltonnen gemeldet, in Golm waren mehrfach Einbrüche und Fahrraddiebstähle angezeigt worden.

Über dem Potsdamer Durchschnitt liegt die Kriminalität in der noblen Berliner Vorstadt – hier stiegen die KHZ-Werte von 9 542 um 30 Prozent auf 12 308. Dem Viertel werden laut Polizei auch alle Straftaten im Umfeld des Kulturstandorts Schiffbauergasse zugerechnet, etwa Diskoschlägereien. Um 30 Prozent auf 8 025 stiegen die KHZ-Werte in der Teltower Vorstadt, um mehr als 40 Prozent auf 8749 in Marquardt. Um zehn Prozent auf überdurchschnittliche 13 516 kletterte die KHZ in Drewitz – in dem Wert stecken sämtliche Diebstähle im Stern-Center.

Um 15 Prozent gesunken ist dagegen die Kriminalitätsbelastung am Schlaatz – von 14 579 auf immer noch vergleichsweise hohe 12 320. Die Zahl der angezeigten Schlägereien mit Verletzten sei von 186 auf 152 gefallen – hier hatte der Schlaatz 2012 eine Spitzenposition inne. In Babelsberg-Süd und Zentrum-Ost, wo 2012 noch vermehrt Einbrüche und Sachbeschädigungen registriert wurden, ging die Kriminalität laut Statistik um rund fünf Prozent auf 10 766 zurück. Jeweils 20 Prozent weniger Straftaten wurden in der Nauener Vorstadt und der Jägervorstadt registriert, hier liegen die KHZ-Werte nun bei 5 955 und 5 525 weit unter dem Potsdamer Durchschnitt. In der Templiner Vorstadt verminderte sich die KHZ-Zahl sogar fast um die Hälfte auf jetzt 3833.

Auffällig ist die Entwicklung in traditionell besonders mit Kriminalität belasteten Bereichen wie der Innenstadt. Dort stehen laut Polizei relativ wenige Einwohner vielen Laden- und Fahrraddiebstählen gegenüber. So verharrte die nördliche Innenstadt konstant bei einem KHZ-Wert von 15 066, dagegen fiel die Zahl im südlichen Zentrum von 21 450 auf 17 256, ein Rückgang von 20 Prozent: Hierzu gehören laut Ermittlern die Bahnhofspassagen, die im vergangenen Jahr bis zu ihrer Erweiterung im November mit teils monatelang nicht geöffneten Ladenflächen kaum als Angriffsfläche für Diebe dienten.

Solche Effekte in der Statistik erklärte auch Polizeisprecher Christoph Koppe für einzelne, gerade weniger dicht bewohnte Stadtteile. Er verwies auf Gebiete wie Wildpark oder das Industriegelände mit je unter 50 Einwohnern. Passierten in solchen Gebieten mehrere Straftaten, steige die KHZ-Zahl immens – in diesen beiden Fällen auf Werte über 400 000, also mehr als vier Straftaten pro Jahr pro Anwohner. Auch im kleinen Sacrow liegt die KHZ bei 15 682. Halbiert hat sich die Zahl in Satzkorn mit jetzt 3 600, fast verdreifacht hingegen in Nedlitz mit jetzt 13529. Ein Sonderfall war 2013 Fahrland: Hier stieg der KHZ-Wert von 3 300 auf sagenhafte 40 000. Dort wurden allein durch ein Strafverfahren gegen einen diebischen Postboten (PNN berichteten) mehr als 1 500 zusätzliche Strafanzeigen erfasst, wie Koppe sagte. Vor allem dadurch sei der Anstieg zu erklären.

Zugleich haben die Zahlen der Potsdamer Polizei in diesem Jahr einen weiteren Makel, weil sie mit statistischen Tricks die Kriminalstatistik geschönt haben soll. Innenministerium und Polizei hatten das bestritten. Trotz der kritisierten Statistikmethoden stieg die Kriminalität in Potsdam 2013 erstmals seit Jahren wieder an, allein die Zahl der Fahrraddiebstähle um knapp 50 Prozent.

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