
© Planwerk
Wo einst das Trippenhaus stand: Antike Ideen für die Leerstelle neben der Potsdamer Bibliothek
Ungewöhnlicher Vorschlag: Das junge Architekturbüro Planwerk mischt sich in die Debatte um die Gestaltung der Neuen Mitte ein.
Stand:
Seit vielen Jahren klafft neben der Stadt- und Landesbibliothek am Platz der Einheit eine große Leerstelle. Nicht wenige dürften sich schon Gedanken gemacht haben, was dort neben die fensterlose Wand des Bildungsforums gebaut werden könnte? Auch das junge Architekturbüro Planwerk aus Potsdam hat dies getan – und einen Entwurf mit überraschendem Design veröffentlicht: Rote Backsteinfassade, antike Rundbögen, klare Formen.
So sieht die Idee für den künftigen Erweiterungsbau der Stadt- und Landesbibliothek und der Volkshochschule aus, für den die kommunale Immobilienunternehmen Pro Potsdam aktuell ein Wettbewerbsverfahren durchführt. Damit wäre es der Nachfolgebau des historischen Trippenhauses von 1756, das sich einst auf diesem Eckgrundstück befand.
Dennoch ist ausgeschlossen, dass der Entwurf gebaut wird, denn Planwerk durfte nicht am Wettbewerb teilnehmen: Bedingung für die Ausschreibung war, dass mindestens drei Geschäftsjahre vorgewiesen werden können, Planwerk gibt es jedoch erst ein Jahr.
„Allerdings sind wir schon seit rund zehn Jahren als Architekten tätig“, sagt Franco Giesecke, der das Büro zusammen mit Susanne Isabell Gehlfuß und Mathias Grasnick führt. Alle drei sind Absolvent:innen der Fachhochschule Potsdam und hatten zuvor bei einem anderen Potsdamer Architekturbüro zusammengearbeitet, aus dem in diesem Jahr Planwerk hervorgegangen ist.
„Ich kann die Bedingungen der Ausschreibung natürlich nachvollziehen; die Pro Potsdam möchte, dass hier Qualität gebaut wird“, sagt Giesecke. „Aber trotzdem bleiben dabei andere gute Entwürfe auf der Strecke.“
Fünf Projekte haben die drei Architekt:innen bereits in Potsdam realisiert, weitere vier in Werder (Havel) und ein 17.700 Quadratmeter großes Stadtquartier in Neuruppin. Beim Wettbewerb für den Bau eines Stadthauses im Block IV am Alten Markt hat Planwerk den Zuschlag bekommen, nur ein paar Meter vom Bildungsforum entfernt. Hier war das Alter des Büros keine Bedingung.
Die Architekt:innen hatten Lust, weitere Ideen für die neue Mitte zu entwickeln: Auch wenn sie nicht am Wettbewerb für das Grundstück neben dem Bildungsforum teilnehmen konnten, hat sich das Planwerk-Team entschieden, seine Idee als architektonischen Debattenbeitrag zu veröffentlichen. „Wir sind motiviert und von unserem Entwurf überzeugt“, sagt Giesecke.

© Andreas Klaer
Als Vorbild diente der altertümliche Bautyp des Tabulariums: „Tabularien waren in der Antike öffentliche, staatliche Gebäude, die der Archivierung von Urkunden dienten“, sagt Giesecke. Also gewissermaßen Bibliotheken, was zur Funktion des Hauses passen würde. Die Wahl des Baumaterials verweist ebenfalls auf die Vergangenheit: „So waren tatsächlich in dem Bereich der Altstadt Backsteinbauten anzutreffen“, sagt Giesecke. „Berühmtestes Beispiel ist hier sicherlich das Trip Huis.“
Wir sind motiviert und von unserem Entwurf überzeugt.
Franco Giesecke, Architekt beim Büro Planwerk
Das Trippenhaus war eine Art Probebau für das Neues Palais, dessen Mauerwerk ebenfalls von roten Backsteinen dominiert wird. Damit geht Planwerk auf eine Vorgabe der Pro Potsdam ein: „Neuinterpretation ,Huis Trip’ empfohlen“, steht in den Wettbewerbsunterlagen.
Eine Verbindung aus alt und neu
Zusammen mit den geraden, modernen Formen des Entwurfs ergibt sich eine Verbindung aus alt und neu: „Das Gebäude funktioniert als Vermittler zwischen der zeitgenössischen Fassade der Bibliothek und den in der Friedrich-Ebert-Straße anschließenden drei Stadthäusern nach Potsdamer Fassadentypologie“, so Giesecke. Dass das Gebäude so klobig angelegt ist, hat auch seinen Grund: „In Potsdam war es Standard, Eckbauten sehr stabil auszurichten, so dass die Häuser an den Seiten davon eingefasst wurden“, sagt Giesecke.
Für die drei jungen Architekt:innen aus Potsdam ist es wichtig, sich in den Dialog mit einzubringen: „Wir alle kommen ja von der Fachhochschule und stecken in den ganzen Diskussionen zur Gestaltung der Innenstadt drin“, sagt Giesecke. Also jene Fachhochschule, die einst dort stand, wo heute der Block IV entsteht. „Wir hoffen, damit einen Beitrag zur Debatte um die Neue Mitte Potsdam leisten zu können“, so Giesecke.
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