Landeshauptstadt: Wo Hitler-Gegner „Verpflegung fassten“
Innenminister weihte saniertes Dienstgebäude am Regierungsstandort Henning-von-Tresckow-Straße ein
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„Hier haben berühmte Männer Verpflegung gefasst“, stellte Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm gestern bei der Einweihung eines sanierten Dienstgebäudes für sein Ministerium auf dem Regierungsstandort an der Henning-von- Tresckow-Straße fest. Schönbohm erinnerte an die Geschichte des Hauses mit der schlichten Bezeichnung K. Der Backsteinbau war 1884 als Garnisonschule erbaut worden und diente dem preußischen Militär später als Wirtschaftsgebäude. Auf dem Areal an der Straße, die heute seinen Namen trägt, hatte Henning von Tresckow, der sein Leben im Widerstand gegen Hitler gab, 1918 seine Offizierslaufbahn begonnen. „Es geht um die Wiedererrichtung eines Areals, das Potsdams historische Mitte prägt und sich in vielfacher Hinsicht in den Geschichtsbüchern wiederfindet“, so Schönbohm.
In das aufwändig für 4,3 Millionen Euro sanierte Haus K ziehen mehrere Abteilungen des Innenministeriums mit insgesamt etwa 70 Mitarbeitern ein. Einige davon residierten zuvor in einer Holzbaracke auf dem Gelände. Schönbohm lobte seine Mitarbeiter, die unter den bisherigen Bedingungen arbeiteten: „An den Arbeitsleistungen war nicht zu erkennen, wer in einem Holzhaus sitzt.“ Das Haus K beherbergt nach der nun offiziell beendeten Sanierungszeit von zwei Jahren sechs verschiedene Referate sowie die Bibliothek des Innenministeriums. Für Behinderte wurde ein entsprechender Eingangsbereich, ein Fahrstuhl und spezielle Sanitäreinrichtungen geschaffen. Das Haus hat eine Hauptnutzfläche von 1500 Quadratmetern. Das Haus K war „relativ marode“, erklärte der Architekt Andreas Elz: „Überall sprang einen der Schwamm an.“ Daher seien die Holzbalkendecken durch Steineisendecken ersetzt worden. Aus dem Treppenhaus, dessen Tonziegel-Säulen nun wieder zu sehen sind, wurden Elz zufolge acht bis neun Farbschichten abgetragen. 3500 Steine mussten nachgebrannt werden, um kaputte Ziegel zu ersetzten.
Schönbohm erklärte, es gebe „Kollegen, die noch auf einen solchen Tag wie heute warten.“ In der Tat bedeutet das Haus K nur eine Etappe auf dem Weg zur Gesamtsanierung des nach der Heinrich-Mann-Allee 107 zweiten Potsdamer Regierungsstandortes. Wie Finanzstaatssekretär Rudolf Zeeb informierte, ist die Phase der Sanierung der Bestandsgebäude am Standort fast abgeschlossen. „Jetzt beginnt die letzte Phase des Ausbaus der Liegenschaft mit dem geplanten Neubaukomplex, in dem ab 2013 das Arbeits-, das Umwelt- und das Wissenschaftsministerium untergebracht werden sollen“, so Zeeb.
Das Konzept für die Unterbringung der Landesministerien sieht eine Reduzierung der Zahl der Regierungsstandorte auf zwei vor. Auf dem Gelände Henning-von-Tresckow-Straße sind gegenwärtig das Innen- und das Infrastrukturministerium sowie das Polizeipräsidium und der Polizei-Schutzbereich Potsdam, an der Heinrich-Mann-Allee sind die Staatskanzlei, das Justiz-, das Wirtschafts- und das Bildungsministerium bereits endgültig untergebracht. Für das Finanzministerium soll dort in diesem Jahr mit dem Bau eines neuen Gebäudes begonnen werden.
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