Landeshauptstadt: Wo ist die Original- Thüringer? Auf Rostbratwurstsuche bei der Thüringer Woche
Es sollte doch eigentlich um die Wurst gehen, die Thüringer Rostbratwurst. Das für Freistaatler identitätsstiftende Fleischgemenge im Naturdarm sucht man aber auf der gestern gestarteten Thüringer Woche in den Bahnhofspassagen leider vergebens.
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Es sollte doch eigentlich um die Wurst gehen, die Thüringer Rostbratwurst. Das für Freistaatler identitätsstiftende Fleischgemenge im Naturdarm sucht man aber auf der gestern gestarteten Thüringer Woche in den Bahnhofspassagen leider vergebens. Nirgends wabern die leckeren Grilldüfte durch die Luft, dafür darf gestaunt werden, was so unter der Marke Thüringen feil geboten wird. Dabei hat das Bundesland mit dem wenig bescheidenen Slogan „Deutschlands starke Mitte“ einige Exportschlager. Glas zum Beispiel – auch zu finden in den Bahnhofspassagen. „Doch ob das aus Thüringen kommt, weiß ich nicht“, gesteht die Verkäuferin. Die Frage beantworten die Standnachbarn. „Das sieht man gleich, dass das aus Tschechien ist“, sagt Monika Jungmichel, die Modeschmuckdesign und Natursteine anbietet. Die Händler selbst sind übrigens auch nicht aus Thüringen, sondern waschechte Sachsen. Dass die Dresdener Handwerker ihre Waren unter thüringischem Siegel verkaufen, liegt laut Monika Jungmichel daran, dass es kaum noch echte Handwerker gibt. „Nur Glasbläser einzuladen, wäre ja auch langweilig.“ Dabei transportierte Torsten Krüger mit seiner Glasbläserei wenigstens ein wenig Lauscha-Flair – die Heimat der thüringischen Glasbläser – in die Bahnhofspassagen. Immerhin, die ebenfalls feilgebotenen Holzwaren sind „teilweise“ aus den Wäldern rund um den Rennsteig, erklärt die Verkäuferin des Syritai-Verkaufsstandes. Doch welche Maserung nun original thüringisch ist, bleibt im Dunkeln. Der regionalen Handarbeitskunst kommt man bei den Webdecken noch näher. Die „importiert“ Händlerin Cornelia Krüger direkt aus dem südthüringischen Hildburghausen. „Dort ist eine kleine Familienweberei, die fast exklusiv nur für uns webt.“ Dahinter dann – endlich die Erfüllung – ein Wurststand. Die älteste Salamiproduktionsstätte des Freistaates in Kraftsdorf, nahe Gera, offeriert ihr Angebot. Ob klassisch in den Sorten Hirsch und Wacholder oder die modernen Varianten Paprika, Pfeffer und Knoblauch – Salami-Vielfalt stapelt sich auf dem Tresen. Und findet man hier eine frisch gegrillte Thüringer Rostbratwurst? Leider nicht. Na, eine original-thüringische Salami tut“s auch. Kay Grimmer
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