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Nichts geht mehr. Die Leichtathletik- und die Schwimmhalle im Potsdamer Luftschiffhafen sind seit Mittwoch komplett gesperrt. Der Wachschutz sorgt jetzt dafür, dass niemand mehr das unsichere Gebäude betritt.

© Manfred Thomas

Sport: Wohin nun?

Potsdamer Spitzen- und Breitensportler, Sportschüler und -studenten suchen nach der Schließung der Leichtathletik- und Schwimmhalle am Luftschiffhafen nach Ausweichmöglichkeiten

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Sarah Mayer wirkte geschockt: „Das ist richtig besch! Wir haben bisher sehr gut trainiert, die Vorbereitung auf die kommende Saison lief wie geplant – und nun müssen wir sehen, wie wir einigermaßen über die Runden kommen“, sagte die Speerwerferin des SC Potsdam, die wie alle Leichtathleten des Bundes- und Landesstützunktes Potsdam seit Dienstagmorgen nicht mehr in der Leichtathletik-Halle des Luftschiffhafens trainieren darf. Die wurde ebenso wie die benachbarte Schwimmhalle von der Bauaufsichtsbehörde der Stadt mit sofortiger Wirkung geschlossen. „Nun müssen wir entweder im Freien oder in Berlin beziehungsweise in Kienbaum trainieren. Und wie das kosten- und zeitmäßig klappen soll, weiß ich noch nicht“, erklärte die U 23-Europameisterin von 2011 und U 23-EM-Zweite dieses Jahres, die 2014 mit einem Ticket zu den EM der Elite in Zürich liebäugelt. „Ich hänge derzeit komplett in der Luft.“

Kai-Uwe Meier, Chefcoach der SC-Leichtathleten und leitender Landestrainer, musste gestern früh ebenso wie alle anderen Übungsleiter auch sein Büro räumen. Während die Schwimmhalle im Dunkeln lag und die Leichtathletikhalle menschenleer war, schafften die Trainer und Sportler Bälle, Speere, Matten, Gewichte und weitere Übungsgeräte in den Flachbau des benachbarten Stadions. Das ist im Luftschiffhafen zunächst die einzige Ausweichmöglichkeit, da das Nebenstadion derzeit saniert wird. „Es ist natürlich kein Vergleich – im Stadiongebäude haben wir weder Telefone noch Internet. Aber wir versuchen, das Bestmögliche für die rund 300 betroffenen Leichtathleten zu machen“, erklärte Meier nach mehreren Krisenrunden am Dienstag. Derzeit werde geprüft, ob Trainingsgruppen auch in der MBS-Arena und der Ballspielhalle unterkommen könnten. In der alten Fechthalle soll möglicherweise ein Kraftraum installiert werden. Das für den 14. Dezember geplante Hallenleichtathletik-Sportfest sowie mehrere Sichtungstermine für neue Talente mussten bereits abgesagt werden; die Berlin-Brandenburgischen Meisterschaften am 25. und 26. Januar werden nun in Berlin ausgetragen.

Zu den rund 500 Sportlern, die von der Hallenschließung betroffen sind, gehören auch Schwimmer, Wasserballer, Moderne Fünfkämpfer, Triathleten und Paralympics-Schwimmer. „Die Stadt hat uns von 6.30 bis 21 Uhr zwei Bahnen im Schwimmbad am Brauhausberg für alle Sportarten zur Verfügung gestellt – das ist eigentlich lächerlich angesichts des großen Bedarfs“, sagt Schwimmtrainer Jörg Hoffmann, und Potsdams derzeit bester Schwimmer Yannick Lebherz erklärte: „Ich habe heute früh schon am Brauhausberg trainiert, wo man sehr kooperativ ist. Die Einschränkungen für uns sind trotzdem sehr groß, vor allem wegen des Strömungskanals und des Kraftraums, die uns jetzt fehlen.“ Bitter ist dies vor allem für seine Trainingskollegen Felix Wolf und Christian Diener, die sich in der unmittelbaren Vorbereitung auf die Kurzbahn-EM im dänischen Herning befinden.

„Zwei Bahnen sind definitiv zu wenig“, erklärt Christian Prochnow, Landestrainer der Paralympics-Schwimmer. Doch auch die Bundeswehr signalisierte, dass sie zur weiteren Entlastung zwei Bahnen in ihrer Schwimmhalle in Geltow zur Verfügung stellen könnte. „Wir müssen das Beste draus machen, Heulen nutzt ja nichts“, meint der Moderne Fünfkämpfer Stefan Köllner, der gestern ebenfalls am Brauhausberg übte. Relativ entspannt gaben sich Wasserball-Coach André Laube und Triathlon-Trainer Ron Schmidt. „Wir rücken halt alle ein bisschen zusammen“, so Laube. „Wir Triathleten sind eh gut im Improvisieren“, so Schmidt.

Hart trifft es dagegen die Studenten der Potsdamer Uni, die im Luftschiffhafen ihre Schwimm- und Leichtathletik-Seminare haben. „Wenn wir nach Berlin ausweichen müssen, ist das mit zusätzlichen Kosten verbunden und unsere derzeitigen Stundenpläne sind nutzlos“, erklärte Tom Krüger, der am Institut für Trainings- und Bewegungswissenschaften für die Leichtathletik-Ausbildung zuständig ist. Noch gar keine Ausweichmöglichkeit gibt es für die Schwimmseminare der Studenten. „Unsere Uni trägt ein Drittel der gesamten Unterhaltskosten der Schwimmhalle am Luftschiffhafen, aber bei der Notfallplanung am Brauhausberg wurden wir außen vor gelassen“, zürnte der Schwimmverantwortliche Ulrich Wefers.

nbsp;Michael Meyer, Luisa Müller

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