ATLAS: Wohlfühlfaktor

Noch ein Superlativ. Potsdam ist die Welthauptstadt des Großen Eichen- oder einfach nur Heldbocks. Muss sich die Landeshauptstadt darauf gefasst machen, in den kommenden Tagen die Schlagzeilen von „New York Times“ und allen anderen Medien von Weltrang zu bestimmen? Nicht Obama, nicht Syrien, nicht die EuroKrise? Wird ein sechs Zentimeter langes Insekt mit Monsterfühlern allen anderen Themen den Rang ablaufen? Spaß beiseite. Abgesehen davon, dass der Chef des Landesumweltamtes nun klarstellt, was eigentlich Aufgabe des Rathauses gewesen wäre – nämlich, klipp und klar darzustellen, dass der Käfer für den Neubau des Schwimmbades kein Hindernis darstellt, sind die geballten Heldbock-Vorkommen in Potsdam tatsächlich eine schöne Nachricht. Wenn sich seltene Tiere ansiedeln, ist das immer ein Zeichen von halbwegs intakter Umwelt: Rare Fledermausarten sind hier ebenso vertreten wie der Biber. Letzterer vielleicht nicht zur Freude des Freundschaftsinselgärtners, weil das Tier die frisch gepflanzten Bäume abnagt, aber immerhin. Potsdams reiche Wald- und Wasservorkommen sind bekanntlich ein wichtiger weicher Standortfaktor für Firmenansiedlungen. Wo sich der Heldbock wohlfühlt, kann es der Mensch getrost auch.