
© Andreas Klaer
Von Jan Brunzlow: Wohnen im Maschinenhaus
Stiftungsrat berät heute über die Vergabe von Immobilien in Welterbeparks / Kosten: 26 Millionen Euro
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Sanssouci - Die Schlösserstiftung will einige ihrer wertvollen Immobilien in den Potsdamer Welterbe-Parks an private Investoren übergeben. Zu dem Paket gehören das Mühlenhaus an der Historischen Mühle, die Meierei am Kuhtor im Park Sanssouci und das Maschinenhaus im Park Babelsberg. Insgesamt würden neun Gebäude durch ein privates Unternehmen zu sanieren und drei nicht mehr vorhandene Gebäude wieder neu zu errichten sein, heißt in einer Vorinformation der Stiftung. Im Gegenzug erhalte das Unternehmen weitreichende Rechte die Gebäude in Eigenregie zu betreiben und zu vermieten. Vor allem im Park Babelsberg könnten daher zahlreiche exklusive Wohnungen in den kommenden beiden Jahren neu entstehen. Einen entsprechenden Plan der Stiftung soll heute vom neuen Stiftungsrat besprochen werden.
Die Gebäude werden von der Stiftung für museale Zwecke nicht benötigt, sagte Stiftungssprecher Ulrich Henze. Sie seien Bestandteil des Gesamtkunstwerks der Parks, die Sanierung habe allerdings regelmäßig zurückstehen müssen. Denn insgesamt schiebt die Stiftung einen Investitionsstau von 730 Millionen Euro an den Welterbeschlössern vor sich her. Um die für die Stiftung nicht prioritären Gebäude dennoch sanieren zu können, ist nun das Verfahren einer öffentlich-privaten Partnerschaft gewählt worden. Eine Machbarkeitsstudie habe das Vorhaben bestätigt, heißt es seitens der Stiftung.
Die Stiftung sucht somit ein Unternehmen, dass bis 2012 den Großteil der Sanierungsarbeiten an den zwölf Projekten fertig stellt. Insgesamt werden die Kosten dafür auf bis zu 26 Millionen Euro geschätzt. Das Risiko trage das Unternehmen, die Stiftung wolle einzig die selbst genutzten Gebäude wie das geplante Besucherzentrum an der Historischen Mühle mieten. Für alle anderen Immobilien erhalte der private Partner „das Recht zur Verwertung durch Vermietung oder Verpachtung“. Selbst eine Übergabe der Grundstücke auf Erbbaupachtbasis an das private Unternehmen sei bei bestimmten Immobilien denkbar, heißt es seitens der Stiftung. Sollte der sich nach der Landtagswahl im September nun konstituierende Stiftungsrat heute für das Vorhaben aussprechen, soll das Immobilienpaket schon im März europaweit ausgeschrieben werden.
Wann die ersten Mieter im Maschinenhaus im Park Babelsberg wohnen werden, steht allerdings noch nicht fest. Aber Wohnen ist die Nutzung, die laut Stiftung aus denkmalpflegerischer Sicht zu bevorzugen ist. Wünschenswert sei auch eine zusätzliche kulturelle Nutzung des Gebäudes nach Entwürfen von Ludwig Persius. Bislang steht das Maschinenhaus am Ufer der Glienicker Lake leer, die Fenster sind verbarrikadiert. Die Kosten für eine denkmalgerechte Sanierung werden seitens der Stiftung auf 1,6 Millionen Euro geschätzt. Etwa 480 Quadratmeter des früheren Maschinengebäudes für den Betrieb der Fontänen, Seen und Rieselhähne im Park Babelsberg würden anschließend zur Vermietung zur Verfügung stehen. Wohnen könnte auch die Nutzung des wieder aufzubauenden Parktores III im Park Babelsberg sein. Zumindest sei dies wünschenswert, heißt es seitens der Schlösserstiftung. Eine halbe Million Euro soll die Wiedererrichtung des ursprünglich in den Jahren 1865/66 durch Moritz Gottgetreu erbauten und 1945 abgerissenen Pförtnerhauses am Mühlentor nahe der Nuthestraße kosten. Mit 3,8 Millionen Euro teurer und wahrscheinlich auch exklusiver könnte der Marstall oberhalb des Kleinen Schlosses im Park Babelsberg nach seiner Sanierung werden. Der 1839 von Eduard Gebhardt errichtete Marstall diente zur Unterbringung der Pferde und Kutschen von Kaiser Wilhelm I. Die Wohnungen des Hofmarschalls und Unterkünfte für Diener und Kutscher im Obergeschoss sind nicht mehr bewohnbar und stehen leer.
Die Stiftung will sich allerdings ein Vormietrecht zu den vom Unternehmen „nachgewiesenen Marktkonditionen“ einräumen lassen. Und auch das Besucherzentrum am Mühlentor, das 6,8 Millionen Euro kosten soll, will die Stiftung für 30 Jahre von dem privaten Partner anmieten. Die Grundstücke und Gebäude bleiben dabei im Eigentum der Stiftung. In einem Jahr soll mit den Sanierungs- und Bauarbeiten begonnen werden.
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