Landeshauptstadt: Wohnen im Turm
Zwischen Templiner Straße und Vorderkappe entsteht an der Villa Luisenhof ein neues Wohnquartier
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Templiner Vorstadt - Wer schon immer davon träumte, in Potsdam in einem Turm zu wohnen, für den könnte dieser Wunsch auf einem Grundstück zwischen der Templiner Straße und der Havelbucht Vorderkappe nahe Hermannswerder in den nächsten Jahren in Erfüllung gehen. Die seit Langem leer stehende Villa Luisenhof in der Templiner Straße 21 soll saniert und in sieben Eigentumswohnungen aufgeteilt werden. Und zu der mit über 200 Quadratmetern größten Wohnung wird als besonderes Schmankerl der Turm des rund 120 Jahre alten und unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes gehören. Das jedenfalls sehen die Pläne der Kaufeigenheime Potsdam GmbH vor. Geschäftsführer Uwe Emontz rechnet mit dem Beginn der Sanierungsarbeiten allerdings nicht vor Ende dieses Jahres, sagte er den PNN.
Viele baufachliche Fragen seien zunächst noch zu klären, ein schnellerer Baubeginn daher unrealistisch. Zum Beispiel, so Emontz, werde man der Frage nachgehen: „Wie war das ursprüngliche Farbbild der Villa?“ Da ein konkreter Sanierungsplan bislang nicht vorliege, habe die von ihm vertretene Firma – eine Tochter der Kaufeigenheime Wohnungsbaugesellschaft aus Ingolstadt – noch nicht damit begonnen, die geplanten Wohnungen am Markt anzubieten.
Schon wesentlich eher als in der Villa werden hingegen die Bauleute in unmittelbarer Nachbarschaft des historischen Gebäudes mit ihren Arbeiten beginnen. Hier sollen zahlreiche neue Wohnhäuser entstehen. Das gesamte Grundstück ist knapp 40 000 Quadratmeter groß. Die verfallenen Garagentrakte, verwaisten Gewächshäuser sowie viele andere Gebäude, die in den vergangenen Jahren das Areal neben der Villa Luisenhof prägten – oder eher verschandelten –, sind im vergangenen Jahr abgerissen worden. Noch im 1. Quartal dieses Jahres soll mit der Neubebauung begonnen werden. In einem ersten Bauabschnitt sollen im westlichen Bereich des kurz vor Hermannswerder gelegenen Grundstücks drei Mehrfamilienhäuser mit 76 Eigentumswohnungen sowie neun Reihenhäuser entstehen. Laut Geschäftsführer Emontz sind bereits die ersten der künftigen Wohnungen verkauft worden. Die Eigentumswohnungen seien zwischen 65 und 185 Quadratmeter groß und für Preise ab 2400 Euro pro Quadratmeter zu haben. Die dreigeschossigen Gebäude mit weißen Fassaden und dunklen Dächern wurden von dem Potsdamer Architekturbüro Van Geisten-Marfels entworfen. Alle Eigentumswohnungen sollen eine Fußbodenheizung bekommen. Nach Angaben von Emontz werden die Gebäude hohen energetischen Ansprüchen genügen.
Wann weitere Bauabschnitte folgen, sei vom Verkauf abhängig, so Emontz. Die Häuser, die künftig auf der Grundstücksteilfläche zwischen der Villa Luisenhof und der Templiner Straße errichtet werden sollen und für die ebenfalls bereits Pläne vorhanden seien, wolle man im Paket verkaufen. Derzeit gebe es jedoch noch keine feste Zusage eines kaufwilligen Investors. In einem Plattenbau im östlichen Bereich des Grundstücks residiert momentan noch das Landeslabor Berlin-Brandenburg mit einer Außenstelle. Laut Emontz werde sich daran vermutlich zumindest bis 2018 oder 2019 nichts ändern. Es sei jedoch geplant, dass das Gebäude freigezogen und abgerissen wird, um dort Platz für weitere Wohnhäuser zu schaffen. Der zwischen Villa und Havelufer bestehende Wald bleibe erhalten, versicherte Emontz. Ob das Grundstück, das von der Templiner Straße bis fast an den Uferweg heranreicht, dauerhaft eingezäunt bleiben wird, sei hingegen noch nicht entschieden.
Die Firma Kaufeigenheime hatte das exklusive Areal im Jahre 2013 vom Land Brandenburg gekauft. Ein 2009 erschienenes Heft der Reihe „Brandenburgische Denkmalpflege“ gibt Auskunft über die Geschichte des Geländes und der imposanten Villa: Demnach hatte Franz Heinrich Schwechten, Architekt der alten Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, die Villa einst für den Generaldirektor der Berliner Schultheiß-Brauerei Richard Roesicke entworfen. Doch er war nicht der Erste, der das Grundstück bebaute. Als Roesicke 1893/94 die nach seiner Frau Luise benannte Villa errichten ließ, befanden sich auf dem Gelände bereits Gebäude der Brauerei W. Meyer Co., die Roesicke als Mälzerei weiter bewirtschaftete. Nach dem Tod seiner Frau im Jahre 1910 – Roesicke selbst war bereits 1903 verstorben – erwarb der Potsdamer Magistrat das Anwesen. 1915 wurden Grundstück und Villa an die in Gotha gegründete Stiftung des Töchterheims Annenhaus verpachtet. Später bildete man hier Landwirte aus. Um 1939 zog das gerade gegründete Landwirtschaftliche Untersuchungsamt in einen Neubau auf dem Gelände ein. Auch zu DDR-Zeiten befanden sich hier Agrarlabore.
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