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Landeshauptstadt: Wohnprojekt U 24 droht die Räumung

Vorzeigeprojekt für „Befriedigung des Hausbesetzerproblems“ streitet sich mit Erbengemeinschaft

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Babelsberg - Den Bewohnern des alternativen Wohnprojekts in der Uhlandstraße 24 droht der Rauswurf mittels Räumungsklage. Deswegen müssen sie mit dem Verein Uhlandstraße 24 e.V. und ihrer Anwältin Imme Hackmann heute vor dem Potsdamer Landgericht in einem Zivilverfahren erscheinen. Ihre Gegner: Eine Erbengemeinschaft, die das Haus offenbar verkaufen wolle.

Die Geschichte des Hauses beginnt nach Auskunft von Anwältin Hackmann 1994 – damals sei die Uhlandstraße 24 von einem Unternehmen der Stadt als Ausgleich für wegfallende besetzte Häuser in der Gutenbergstraße angeboten und als Vorzeigeprojekt für die „Befriedung des Hausbesetzerproblems“ gefeiert worden. Die Jugendlichen bekamen jeweils Mietverträge für die Räume. Auch Hackmann lebte damals in dem Haus.

1999 erhielt die Erbengemeinschaft dann laut Hackmann die Rücküberführung des Hauses bestätigt. Doch viel passierte offenbar erst einmal nicht – bis zum Sommer 2004, als Vertreter der Erbengemeinschaft den unmittelbaren Kontakt zum Verein aufnahmen. „Sie wollten höhere Einnahmen aus dem Haus erzielen. Der Verein hat versucht , sich mit den Erben auf einen Nutzungs- oder Erbbaurechtsvertrag und entsprechende Konditionen zu einigen, aber leider ohne Erfolg“, so die Anwältin, Höhepunkt sei die Räumungsklage im August vergangenen Jahres gewesen – das aktuelle Verfahren.

So sehen die Bewohner der Uhlandstraße dem heutigen Termin am Landgericht mit Spannung entgegen. Und sie versuchen die Bedeutung eines der letzten noch existierenden alternativen Wohnprojekte Potsdams klar zu machen. „Wir bieten regelmäßig kleine Veranstaltungen für den Kiez an, Filme, Lesungen, Konzerte und Ausstellungen zum Beispiel. Wir wünschen uns, unser vielfältiges kulturelles und soziales Angebot auch in Zukunft erhalten zu können“, sagt einer der Bewohner. In der U24 sollten Menschen die Möglichkeit haben, eigenständig und selbst bestimmt miteinander zu leben.

Und auch Hackmann argumentiert: Jahrelang hätten die Bewohner regelmäßig Geld an die Erbengemeinschaft überwiesen. Zugleich hätten sie „im Rahmen ihrer Möglichkeiten“ das Haus mit Reparaturen erhalten. Im Grunde genommen hätten die Bewohner so die Substanz des Gebäudes gerettet. Nach wie vor seien die Bewohner kompromissbereit, sagt Hackmann. Der Verein würde auch versuchen, das Haus zu kaufen und es auf eigene Kosten zu sanieren. Bisher sei dies an der Erbengemeinschaft gescheitert. Jetzt sind Soli-Partys geplant, um den Erhalt des Hauses zu sichern – und eine Broschüre als Information und Hilferuf. Henri Kramer

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