Landeshauptstadt: Wohnungen an der alten Tuchfabrik
Am Bahndamm sollen bis zu 200 Wohnungen entstehen – der Gestaltungsrat kritisiert erste Entwürfe
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Das Gelände der alten Tuchfabrik in Zentrum-Ost hat einen neuen Eigentümer – und dieser plant auf der Fläche den Bau von bis zu 200 Wohnungen. Der frühere Eigentümer, die TLG Immobilien, hatte lange vergeblich nach einem Käufer für das Grundstück mit der denkmalgeschützten Tuchfabrik in der Mitte gesucht. Wie die TLG Immobilien nun auf PNN-Anfragen bestätigte, wechselte die mehr als 23 000 Quadratmeter große Fläche bereits im September den Besitzer. Zum Kaufpreis wollte das Unternehmen keine Angaben machen.
Neuer Eigentümer ist die „Wohnen an der Nuthe Vermögensverwaltungs GmbH“ mit Sitz in Magdeburg, die auf der Fläche zwischen Nuthestraße, Lotte-Pulewka-Straße und Friedrich-List-Straße mit den parallel verlaufenden Bahngleisen Wohnungen errichten will. Geschäftsführer ist Alexander Gottschald, dessen G+G Bauträger GmbH derzeit das denkmalgeschützte Schloss Petzow saniert. Am Dienstag stellten Unternehmensvertreter gemeinsam mit Architekt Peter Schube erste städtebauliche Ideen zur Bebauung des Grundstücks im Gestaltungsrat vor. Das Expertengremium berät Bauherren in Potsdam im Hinblick auf die städtebauliche und architektonische Qualität ihrer Projekte. Diesen Rat wolle man frühzeitig suchen, so Schube. Als Kern des Projekts solle der denkmalgeschützte Altbau der Tuchfabrik saniert werden. Entlang der Lotte-Pulewka-Straße sei eine straßenbegleitende, an der Wiesenstraße eine aufgelockerte Bebauung vorgesehen. Nach den ersten Entwürfen soll ein Teil der nötigen Stellplätze für Autos in einer halb in die Erde eingelassenen Tiefgarage im Sockel der Randbebauung untergebracht werden. An den Straßenecken seien Gewerberäume möglich.
Dass das Projekt frühzeitig in den Gestaltungsrat eingebracht wurde, sei der richtige Ansatz, so die Mitglieder des Expertengremiums. Kritik gab es dennoch: So stieß die Verlängerung des Riegels von der Lotte-Pulewka-Straße quer durch das Grundstück bis zur Friedrich-List-Straße auf Missfallen. Dadurch werde der Blick auf die Tuchfabrik verspielt, hieß es. Das Fabrikgebäude und die ehemalige Fabrikantenvilla, die sich auf dem benachbarten Grundstück befindet, gehörten historisch zusammen, so Gestaltungsratsmitglied Christian Rapp. Außerdem wurden die zahlreichen Parkplatzflächen und Erschließungswege zwischen den einzelnen Gebäuden kritisiert. Überhaupt sei für das Gelände eine städtebauliche Aufgabenstellung vonseiten der Stadt nötig. Architekt und Bauherren wollen nun die Anmerkungen des Gestaltungsrats in ihre weitere Planung einbeziehen.
Ebenfalls Kritik gab es an einem Wohnungsbauprojekt in der Erich-Mendelsohn-Allee im Bornstedter Feld, das vor einem Jahr bereits einmal vorgestellt wurde. Insgesamt etwa 120 Wohneinheiten sollen dort in Reihenhäusern und zwei zeilenartigen Viergeschossern entlang der Straße errichtet werden. Im Vergleich zum ersten Entwurf hatte der Bauherr – die Hanseatische Immobilien Treuhand – eine zusätzlichen Häuserreihe im Inneren des Quartiers geplant. „Städtebaulich ist es deutlich schwächer als zuvor“, so Gestaltungsratschefin Ulla Luther.
Im Gegensatz dazu war das Expertengremium am Dienstag hochzufrieden mit den Plänen der Potsdamer Wohnungsgenossenschaft 1956 für die Aufstockung eines sogenannten Würfelhauses im Wohngebiet Am Schlaatz. Sechs Wohnungen sollen dort für etwa 1,5 Millionen Euro entstehen. Marco Zschieck
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