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Von Lars Hartfelder: Wölfe reißen weniger Schafe in Brandenburg
Landesumweltamt hält Schutzmaßnahmen und Präventionskampagne für erfolgreich
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Bad Liebenwerda - Scheinbar unbeobachtet streifen Wölfe durch die Mark Brandenburg. Nur wenige Menschen bekommen die scheuen Tiere je zu Gesicht. Trotzdem rufen sie häufig Ängste hervor. „Der Wolf ist ein Konflikttier und verursacht Probleme“, sagte Matthias Freude, Präsident des Landesumweltamtes, auf einem Expertentreffen in Bad Liebenwerda (Landkreis Elbe-Elster).
„Brandenburg profitiert aber auch vom Wolf, denn er macht die Landschaft bunter.“ So würden die Raubtiere die großen Wildbestände allmählich dezimieren, wodurch wiederum die starken Schäden bei jungen Bäumen zurückgingen. Von Wölfen aufgescheuchte Wildtiere wie Rehe und Hirsche verteilten sich besser im Wald und fräßen nicht mehr einzelne Stellen kahl.
Das Wolfsmanagement sowie die Aufklärungs- und Präventionskampagne des Landesumweltamtes hätten dazu beigetragen, dass die Zahl der durch den Wolf gerissenen Schafe und Ziegen in Brandenburg deutlich zurückgegangen sei, betonte Freude. So seien im vergangenen Jahr den etwa 25 im Land lebenden Wölfen 34 Schafe und eine Ziege zum Opfer gefallen. 2008 seien es noch 69 Schafe und zwei Ziegen gewesen. Das Landesumweltamt zahlte den Landwirten im vergangenen Jahr eine Entschädigung in Höhe von 7000 Euro für die gerissenen Nutztiere.
Auf dem Expertentreffen wurden unter anderem Möglichkeiten für einen soliden Schutz von Nutztieren, beispielsweise der Einsatz von Herdenschutzhunden, vorgestellt. Nach Ansicht des Umweltamtspräsidenten treten Konflikte mit dem Wolf vor allem dann auf, wenn Schaf- oder Ziegenherden nicht gut genug geschützt sind und damit zu einer leicht erreichbaren Nahrungsquelle werden. „Mit dem Brandenburger Wolfsmanagement fördern wir eine wolfssichere Weidehaltung sowie die Anschaffung von Herdenschutzhunden und regulieren Schäden“, berichtete Freude. „Immer mehr Schafhalter stellen sich auf den Wolf ein“, fügte er hinzu.
Wölfe seien in Brandenburg mittlerweile flächendeckend gesichtet worden, berichtete Jens Teubner vom Landesumweltamt. „Einzelgänger durchstreifen das ganze Land“, sagte der Biologe. Feste Ansiedlungen gebe es aktuell in sieben brandenburgischen Regionen: In der Wittstocker Heide (Ostprignitz-Ruppin) und Jännersdorfer Heide (Prignitz), auf den Truppenübungsplätzen in Jüterbog (Teltow-Fläming) und in Lehnin (Potsdam-Mittelmark), auf dem Gelände des ehemaligen Tagebaus Welzow-Süd (Spree-Neiße), in der Lieberoser Heide (Dahme-Spreewald) sowie an der Grenze zwischen Brandenburg und Sachsen-Anhalt bei Altengrabow.
Teubner verwies darauf, dass Wölfe in Deutschland den höchstmöglichen Schutz genießen. Abschüsse würden mit Freiheitsstrafen von bis zu fünf Jahren geahndet. „Dennoch starben seit 1990 in Brandenburg fünf Wölfe durch Kugeln“, sagte Teubner.
Die Raubtiere leben in der Regel in einem Rudel, das aus dem Elternpaar, den Welpen und den sogenannten Jährlingen – ein bis drei Jahre alten Jungwölfen – besteht. Das Rudel ist eine Familie. Die Tiere werden erst mit etwa zwei Jahren geschlechtsreif. Wölfe ernähren sich hauptsächlich von pflanzenfressenden Säugetieren. In Brandenburg gehören vor allem Muffel-, Reh- Rot-, und Schwarzwild zur Nahrung. Deutschlandweit gibt es den Experten zufolge derzeit rund 60 Wölfe.
Lars Hartfelder
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