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Von Hella Dittfeld: Wunder und Lügen in Preußischblau

Erstmals in Potsdam: Zentrale Veranstaltung zum Tag des Gästeführers in Deutschland

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Die Potsdam-Gides haben am Sonntag blaugemacht und das auf eine ganz besondere Art. Bei der zentralen Auftaktveranstaltung zum Tag des Gästeführers in Deutschland widmeten sie sich auf vielfältige Weise der Farbe Blau und luden danach zu Wanderungen durch die Stadt ein. Der Bundesverband der Gästeführer Deutschlands (BVGD) stellt den Tag des Gästeführers am 21. Februar seit 1999 jedes Jahr unter ein besonderes Motto. Der Potsdam Gide e. V. richtete die Zentralveranstaltung zum ersten Mal aus und hatte als Ort das Filmmuseum gewählt.

Stefan Frerichs überbrachte als Chef der Wirtschaftsförderung die Grüße des Oberbürgermeisters und betonte, dass die Gästeführer wesentlich dazu beitrügen, die Stadt der Schlösser und Gärten weltweit bekannt zu machen und ihre Vorzüge herauszustellen. Der Gästeführer müsse neben all den Zahlen und Fakten aber immer auch eine ganz persönliche Botschaft herüberbringen, forderte er. Die hinterlasse die tieferen Spuren.

Christine Handke vom Filmmuseum machte als Gastgeberin des Gide-Tages, gleich die Probe aufs Exempel und warb für ihr Haus. Das Potsdamer Filmmuseum besteht 2011 genau 30 Jahre, ist das erste Filmmuseum überhaupt, das in Deutschland gegründet wurde und feiert gerade mit vielen Veranstaltungen das Jahr des Films. Als besondere Offerte bot Handke den Gästeführern an, sich einmal selbst führen zu lassen durch die Geschichte des Filmstandortes Babelsberg.

Nachdem das Barocktanz-Ensemble Sanssouci mit Menuett, Bourrée und launigen Erläuterungen durch Mike Sprenger ins 16. Jahrhundert entführt hatte, wurden dann ganz aktuell 13 Routen nicht ins Blaue, sondern in alle möglichen blaugetönten Gefühlsschattierungen eingeschlagen. So konnten sich die Besucher über den König und seine „blauen Kinder“ informieren. Wenn die nämlich nicht parierten und schlechte Leistung brachten, gab es Prügel und blaue Flecke. Blau war auch die Farbe des Soldatenkönigs, der diesmal Gattin Sophie Dorothea und Sohn Friedrich entsandt hatte, die Gäste zu führen. Es wurde über Karpfen blau und die Fischereirechte in Potsdam erzählt oder über den blauen Dunst zwischen Grotte und Marmorsaal. Die Organisatorin der vielseitigen Veranstaltungen, Gabriele Fairon, versuchte dagegen das Blaue vom Himmel zu lügen. Das fiel ihr sichtlich schwer, denn die Potsdam-Gides sind normalerweise bemüht, Daten und Fakten geschichtsgetreu zu vermitteln. Deshalb löste Gabriele Fairon ihre Flunkereien auch sofort auf. So musste Friedrich Wilhelm von Steuben natürlich nicht wegen Geheimnisverrates nach Amerika emigrieren. Er hatte als Militär nach Ende des siebenjährigen Krieges in Preußen nur keine Aufgaben mehr. Oder Friedrichs II. Leibkutscher Johann Georg Pfund wurde nicht hingerichtet, sondern nur wegen seines frechen Mundwerks eine Zeitlang von des Königs Kutschbock verbannt.

Den Potsdam Gide e. V. gibt es seit 1990. Er wurde durch elf Fremdenführer gegründet und hat inzwischen 85 Mitglieder. Seit 2008 gibt es für die erfolgreiche Ausbildung als Gide ein einheitliches deutsches Zertifikat, das die meisten Mitglieder des Potsdamer Vereins schon erworben haben, erklärte Vereinsvorsitzende Regina Ebert.

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