Sport: „Wunder von Potsdam“
Frauenfußball-Bundesligist FFC Turbine schlug gestern daheim FSV Frankfurt 5:1
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Frauenfußball-Bundesligist FFC Turbine schlug gestern daheim FSV Frankfurt 5:1 Von Michael Meyer In Kürze werden sich Potsdams Turbine- Kickerinnen gemeinsam im Kino „Das Wunder von Bern“ anschauen. Die Tickets dazu bekamen sie gestern nachmittag geschenkt, als sich Ariane Hingst, Viola Odebrecht, Conny Pohlers und Nadine Angerer als Weltmeisterinnen ins Goldene Buch der Landeshauptstadt eintrugen. Bundesligist FSV Frankfurt besuchte den Film bereits am Samstagaabend in Potsdam und erlebte gestern sein „Wunder von Potsdam“ – ein blau- es, denn er unterlag beim Spitzenreiter 1. FFC Turbine 1:5 (0:2). Dabei sah es in Halbzeit eins lange nicht nach einem klaren Potsdamer Heimsieg aus. Auf regennassem Rasen lief der Ball nur schleppend durch die Turbine-Reihen, leisteten sich die Potsdamerinnen zu viele Stockfehler, endeten ihre Torschüsse in den Händen von FSV-Torfrau Verna Volz (7. Pohlers, 23. Mittag, 26. Hingst, 38. Hingst) oder am Aluminium (34. Pohlers). Als die 750 Zuschauer schon mit einem 0:0 zur Pause rechneten, beendete ein Doppelschlag aber die dem Wetter angepasste Trostlosigkeit: Conny Pohlers schlug von linksaußen einen langen Ball vors Tor, der an den rechten Innenpfosten klatschte – 1:0 (44.). „Das sollte eigentlich eine Flanke werden“, gestand sie später. Nur eine Minute nach ihrem Treffer jubelte das Liebknecht-Stadion erneut. Nach Eckball Navina Omilades von rechts köpfte Ariane Hingst aufs Tor, Volz konnte nur kurz zu Petra Wimbersky abwehren und die bedankte sich aus Nahdistanz mit dem 2:0 (45.). „Wir wollten hier 0:0 spielen, aber die beiden Tore vor der Pause waren der Knackpunkt“, meinte nach dem Abpfiff Frankfurts Weltmeisterin und Mannschaftsführerin Sandra Smisek. Mit dieser Führung im Rücken zog nach dem Seitenwechsel mehr Ruhe und Genauigkeit ins Turbine-Spiel ein. Erneut blieben Möglichkeiten ungenutzt (47. Drehschuss Hingst, 49. Hingst, 54. Wimbersky, 61. Mittag), ehe sich Gäste-Schlussfrau Volz einen weiteren Patzer leistete: Einen straffen Hingst-Schuss lenkte sie Jennifer Zietz vor die Füße, die den Ball aus zwei Metern nur noch über die Torlinie drückte (63.). „Das war ein Abstaubertor, aber ich stand halt goldrichtig“, freute sich die Stürmerin. Sie machte kurz darauf wegen eines im Abschlusstraining erlittenen Blutergusses im rechten Oberschenkel Platz für Anika Machalett. Ein Glücksgriff von Trainer Bernd Schröder, denn nur eine halbe Minute nach ihrer Einwechslung jagte Machalett das Leder zum 4:0 in die Maschen (66.), als sie im Anschluss an eine Ecke aus 13 Metern trocken abzog. „Als der Ball zu mir kam, musste ich ihn einfach reinmachen“, erzählte sie, und: „Als der Trainer mir bei meiner Einwechslung sagte, ich solle rechstaußen im Sturm spielen, dachte ich, ich höre nicht richtig.“ Im Angriff spielt die 21-Jährige sonst nie. So sehr sich Schröder über das 4:0 freute, so sehr ärgerte er sich über Frankfurts 4:1 durch Jennifer Meier, die an der Strafraumgrenze die herauslaufende Nadine Angerer überlupfte (81.). „Ich hätte ein bisschen früher losrennen müssen“, bekannte „Nadse“, während der Coach schimpfte. „Wir hätten zu Null spielen müssen“, meinte er auch angesichts des gestrigen 11:0-Kantersiegs des FFC Frankfurt gegen Saarbrücken. Anja Mittags 5:1 nach schönem Sololauf (84.) war kein allzu großer Balsam auf diese Wunde. „Am Ende können wir mit dem Spiel zufrieden sein, obwohl das Gegentor ärgerlich war“, erklärte auch Turbine-Kapitän Ariane Hingst. FSV-Manager Jürgen Strödter anerkannte: „Glückwunsch Turbine für den sehr guten Kombinationsfußball. Der Sieg geht selbst in dieser Höhe völlig in Ordnung.“ Und Bernd Schröder war nach dem fünften Sieg im fünften Meisterschaftsspiel letztlich wieder besänftigt. „Wir haben jetzt bereits vier Gegentore, aber zum Glück auch schon viele geschossen, so dass wir mit unserem Torverhältnis zufrieden sein können. Mit dem heutigen Sieg haben wir einen weiteren Schritt nach vorn gemacht“, sagte er. „Die Liga sieht, dass wir immer in der Lage sind, vier, fünf Tore zu schießen.“ Gratulant zum Sieg war auch Stamm-Zuschauer Matthias Platzeck, der als neues Mitglied des FFC-Fördervereins „Turbine-Club“ weitere Gönner für den Bundesligisten gewinnen will. Als „Wunder von Potsdam“ bezeichnet der Ministerpräsident „die vielen sportlichen Erfolge für unsere nur 130 000 Einwohner zählende Stadt“. Das „Wunder von Bern“ hat er – mit Tränen in den Augen – schon gesehen. Turbine Potsdam: Angerer; Liepack, Makowska, Kuznik; Omilade, Hingst, Odebrecht, Wimbersky; Zietz (65. Machalett), Pohlers, Mittag.
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