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Dialog erwünscht. Eine neue Infobox im Lustgarten hat seit dem gestrigen Montag geöffnet. Nach dem Abschluss des Werkstattverfahrens zum Lustgarten will die Pro Potsdam sie auch an anderen Orten einsetzen, zum Beispiel in Krampnitz.

©  Julius Frick

Landeshauptstadt: Wünsch dir was

Die Potsdamer sollen sich an der Debatte über den Lustgarten beteiligen. Online und in einer neuen Infobox

Von Katharina Wiechers

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Es war der jahrelange Streit um die Zukunft des Mercure-Hotels, der den Anstoß für das Werkstattverfahren zum Lustgarten gegeben hatte. Bereits im Mai gab es eine Expertenrunde, seit dem gestrigem Montag sind nun auch die Bürger dazu aufgerufen, sich an der Debatte zu beteiligen. Online und in einer roten Infobox an der Breiten Straße können sich die Potsdamer informieren und ihre Meinung äußern.

Ausdrücklich soll es dabei nicht nur um die Zukunft des 17-stöckigen Hotels, sondern um das ganze Lustgarten-Areal gehen. Dieses wurde zwar erst 2001 neu gestaltet, aus Sicht der Stadtverwaltung allerdings unter völlig anderen Bedingungen (siehe Interview). Nun wollen Stadt und Sanierungsträger nach eigenem Bekunden auch Vorschläge dazu erarbeiten, wie und ob das Areal stärker bebaut werden soll, ob der große Festplatz an der Breiten Straße erhalten bleibt und wie der begrünte Garten stärker in den Vordergrund gerückt werden könnte.

Sieben „streitbare und kreative“ Planungsteams sollen deshalb in den kommenden Monaten Entwürfe für die neue Gestaltung erarbeiten und dann zur Diskussion stellen, wie Sigrun Rabbe vom Sanierungsträger sagte. Die Planungsteams kommen aus Köln, Berlin, Karlsruhe und Bonn – und auch die Potsdamer Lustgarten-Architekten Dietz-Joppien beteiligen sich.

Doch bevor sie loslegen, werden zunächst Anregungen der Bürger gesammelt. Unter www.werkstatt-lustgarten.de sind sie ab sofort dazu aufgerufen, in einem Forum über die Lustgarten-Gestaltung zu diskutieren. Als Nutzer registriert oder lediglich als „Gast“ können dort Kommentare veröffentlicht werden. Weniger internet-affine Potsdamer können ihre Meinung aber auch in der neuen Infobox abgeben, die seit gestern geöffnet hat. Dort steht unter anderem ein Briefkasten bereit, in dem schriftlich formulierte Wünsche oder Anregungen hinterlassen werden können. Außerdem ist neben mehreren Luftbildern auch ein Miniatur-Modell der Potsdamer Innenstadt aus Holz aufgebaut. Bis zur Landtagswahl am 14. September sollen die Potsdamer auf diesen beiden Wegen ihre Meinung äußern, dann ist die erste Beteilgungsphase abgeschlossen. Die Beiträge werden bei einem ersten Werkstattgespräch am 29. September ausgewertet – die öffentliche Veranstaltung wird vom ehemaligen Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) moderiert. Läuft alles nach Plan, steht dann die Aufgabenstellung an die sieben Planungsteams fest und sie können sich an die Arbeit machen.

In einer zweiten Phase sollen die Vorschläge der Stadtplaner, Architekten und Soziologen dann erneut von den Bürgern diskutiert werden. Vom 17. November bis zum 12. Dezember wird dafür wieder die Infobox geöffnet und das Online-Forum freigeschaltet. Ein zweites Werkstattgespräch ist für den 27. Februar geplant. Die dritte Phase findet im Frühjahr statt, dann sollen die überarbeiteten Entwürfe noch einmal vorgestellt werden. Termine gibt es noch nicht.

Für Horst Müller-Zinsius, Geschäftsführer der Pro Potsdam und des Sanierungsträgers Potsdam, könnte das Verfahren der Beginn einer neuen Debattenkultur in der Stadt sein. Diesmal solle nicht nur die Sicht der Stadtplaner und Politiker einbezogen werden, sondern auch die der Potsdamer. Außer wenigen Einschränkungen etwa durch das Urheberrecht werde völlig ergebnisoffen diskutiert. „Es soll niemand bevorzugt werden. Weder die Historiker noch die Modernisten noch die DDR-Bauten-Liebhaber“, sagte er und sprach damit die vielen Interessenskonflikte an, die mit dem Lustgarten und vor allem dem Mercure verbunden sind. Die Debatte war durch die Pläne von Software-Milliardär Hasso Plattner entbrannt, der das Hotel abreißen und stattdessen ein Museum bauen lassen wollte. Die Stadtspitze hätte dies begrüßt und verfolgt den Abriss-Plan bis heute, doch bei einigen Potsdamern hatte das Projekt für Unmut gesorgt. Plattner rückte daraufhin von dem Vorhaben ab und realisiert das Museum nun an der Alten Fahrt.

Dass auch bei der nun als Werkstattverfahren organisierten Debatte wieder das Hotel im Vordergrund stehen wird, ist zu erwarten – auch wenn der Sanierungsträger sich auch Vorschläge unter anderem dazu erhofft, wie der Garten stärker genutzt werden könnte. Doch schon der erste Eintrag im Forum, der nicht von einem der Organisatoren stammte, war eindeutig: „Rediscover Mercure“ lautete er, also „Das Mercure wiederentdecken“.

Die Infobox am Lustgarten hat bis zum 14. September montags bis freitags von 14 bis 20 Uhr geöffnet, samstags von 12 bis 20 Uhr und am Sonntag von 12 bis 18 Uhr.

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