Landeshauptstadt: Wut aus dem Bauch
Mit Gadget aus Schweden kommt am nächsten Dienstag eine prominente Grindcore-Band nach Potsdam
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Mit der bekannten und recht harmlosen Comicfigur Inspector Gadget haben Gadget aus Schweden nichts zu tun – im Gegenteil. Ihre Musik klingt für normale Hörer, als wenn eine Metallica-Scheibe mit mindestens dreifacher Geschwindigkeit über einen Schallplattenspieler gejagt wird: Gadget spielen so genannten Grindcore, ein ungemein derber Musikstil zwischen Punk und Metal ohne Melodien, aber dafür mit viel Gitarren-Geschredder und extremen Schlagzeugwirbeln. Am kommenden Dienstag ist die vierköpfige Band ab 21 Uhr ins Potsdamer „Archiv“ eingeladen. „Ich erinnere mich an den Archiv-Gig im September vor zweieinhalb Jahren: Wir mussten damals noch unsere Fähre von Schweden nach Deutschland schaffen, deswegen war ganz zeitiges Aufstehen angesagt“, sagt Gadget-Sänger Wiliam Blackmoon, so sein Krach-Pseudonym. Doch trotz des wenigen Schlafes fand er schon damals den alternativen Punk-Schuppen in der Leipziger Straße recht cool: „Das war großartig: Nette Leute und gutes Essen.“
Für eine Band wie Gadget ist das keine Selbstverständlichkeit. Wer ihre Tourpläne der vergangenen Jahre ansieht, bemerkt zwangsläufig: Große Hallen sind nicht unter ihren Auftrittszielen. Dafür ist die Gadget’sche Vorstellung von Musik zu extrem. Dennoch: In der mit unzähligen Bands bestückten Grindcore-Szene ist die 1999 gegründete Gruppe recht bekannt, zählt zu den etablierten Krawallmachern. „Wir sind ja von allen möglichen extremen Klängen beeinflusst, deswegen sind wir vielleicht im Endeffekt im krassesten Metal-Genre angekommen“, sagt Blackmoon. Die Fans hätten am aktuellen Album neben den rasend-wütenden Sound besonders „unsere subtile Dunkelheit“ geschätzt, so der Musiker, der bei Gadget Drums spielt und ab und an markerschütternde Schreie ausstößt. Sein Kollege Emil Englund dagegen growlt, versucht also mit tiefer Stimme zu grunzen, direkt aus dem Bauch heraus ohne Umweg über die Stimmbänder – typisch für Bands aus dem Grindcore-Sektor.
Der Inhalt der Texte ist so aber freilich nicht zu verstehen. Eine Botschaft für ihre Hörer haben Gadget gleichwohl: Ihnen geht es um die Wut auf Menschen wie George W. Bush, auf so empfundene Ungerechtigkeiten in der Welt, auf den Staat und seine Repräsentanten, die musikalisch aggressiv artikuliert wird. In Deutschland tun sie dies besonders gern. „Hier ist es meistens schön – gutes Essen und gute Betten machen den Unterschied zwischen einer guten und einer schlechten Tour.“
So freuen sie sich schon auf das Konzert in Potsdam. Ihre neue Platte „The Funeral March“ wollen sie spielen, dazu „Klassiker“, wie Blackmoon sagt: „Ich glaube, dass uns jeder Fan von extremer Musik eine Chance geben sollte.“ HK
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