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Wie viele? In der Biosphäre werden derzeit die Tiere gezählt. Tierpfleger Hans Hopp hält hier einen Borneo-Flugfrosch in der Hand. Bei vielen Kleintieren helfen nur statistischen Verfahren und die Erfahrung der Experten.

© dpa/Bernd Settnik

Landeshauptstadt: Zählappell in Potsdams größtem Zoo

In der Biosphäre wird Bestandsaufnahme gemacht – rund 5000 Tiere gibt es

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Bornstedter Feld - Tierpfleger Hans Hopp nimmt eine kleine „Eidechse“ aus dem Terrarium. „Das ist eine Bartagame“, erklärt er und berichtet den erstaunten Zuhörern: „Sie diente in manchen Horrorfilmen als Modell.“ Das Tierchen ist erst zwei Monate alt und gerade mal zehn Zentimeter lang. Ausgewachsen kann es fast einen halben Meter groß werden. Benannt ist das aus Australien stammende Reptil nach den Hautfalten der Kehle, die aufgespreizt zusammen mit dem aufgerissenen Maul ihren Eindruck auf manchen Rivalen nicht verfehlen dürften.

Die Bartagame ist eine von weit über 60 Tierarten, die in der Biosphäre im Bornstedter Feld leben. In den letzten drei Tagen des alten Jahres sind die Pfleger mit der Bestandsaufnahme beschäftigt. Auf 5000 Individuen schätzt Chef-Tierpfleger Lothar Moos den Bestand. Das Artenspektrum reicht von Chinesischen Zwerghühnern über winzige Baumsteigerfrösche und japanische Kois im Urwaldsee bis zu eindrucksvollen Insektenarten. Es gibt Wüsten- und Nagerterrarien, spezielle Käfige für Skorpione und mehrere Vogel-Volieren. Hinter den Kulissen befinden sich 28 Terrarien und Aquarien, in denen der Nachwuchs aufgepäppelt wird. Moos ist seit der Eröffnung der Biosphäre 2001 hier Tierpfleger. Angefangen habe alles mit zwei Aquarien „und heute sind wir der größte Zoo in Potsdam“. Allein 400 „Haus-Geckos“ sollen sich im Urwaldgestrüpp aufhalten. Zu sehen ist nicht ein einziger. „Ich bin glücklich, wenn ich mal einen zu Gesicht bekomme“, sagt Biosphären-Geschäftsführer Eckhard Schaaf. Hopp erklärt, dass die Tierchen derzeit eine Art „Futterruhe“ halten und in den Sommermonaten auf Baumstämmen liegend zu beobachten seien.

Eine genaue Tierzahl festzustellen sei schwierig, sagt Lothar Moos. Um die flinken Zebrafinken und die Korallen im Unterwasserbecken zu zählen, sei viel Erfahrung notwendig. Die jährliche Inventur sei jedoch nötig, um gegenüber den Naturschutzbehörden, dem Landesumweltamt und sogar gegenüber dem Amtstierarzt auskunftsfähig zu sein. Letzterer bemängele zum Beispiel, wenn die Chinesischen Zwerghühner zu dick werden. Diese halten sich nämlich zu gern auf der Terrasse des Cafés Tropencamp auf und betteln bei den Besuchern um Futter. Nach den Attraktionen der Biosphäre gefragt, nennt Moos neben dem „gesamten Haus“ besonders die Unterwasserwelt und das Schmetterlingshaus. In Letzterem drängen sich meist die Besucher dicht an dicht, umschwärmt von bunten Tropenfaltern. Am Drahtgitter hält der nachtaktive Atlasfalter seine „Tagesruhe“. Sein Gespinst während der Metamorphose wird zur wertvollen Atlasseide verarbeitet. Gegenüber anderen Arten sei der Atlasfalter pflegeleicht, weil dessen Raupen sich von der einheimischen Ligusterpflanze ernähren. Für andere Arten müssen laut Moos teils kostspielige Futterpflanzen beschafft werden. Ein erwachsener Falter ernährt sich, wenn überhaupt, von flüssigen Leckereien. So sind für den Zebrafalter spezielle Honigblüten als Weide aufgestellt.

Die Unterwasserwelt vermittelt einen einzigartigen Blick in das Leben der Korallen und Korallenfische. 32 Gramm Kochsalz pro Liter Wasser – das ist das Substrat, in dem sich das Korallenleben abspielt. „Vor sechs Jahren habe ich eine Seeanemone eingesetzt“, berichtet Moos. Bis heute hat sich die „Anemone“ , die bekanntlich eine Tierart ist, so stark vermehrt, dass sie die gesamte Rückwand des Aquariums schmückt. Günter Schenke

Günter Schenke

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