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Landeshauptstadt: Zahnpasta für Elefanten und Solarzellen aus Früchtetee

Die Eröffnung des Extaviums in der Caligari-Halle geriet zur Show – die soll es künftig öfter geben

Von Peer Straube

Wie ein Magier steht Axel Werner auf der Bühne. Hunderte Kinderaugen sind auf zwei Schüsseln mit dampfendem Wasser gerichtet. Werner kippt ein weißes Pulver hinein – und schon wabern dicke Schwaden von Trockeneis über den Fußboden. „Das ist gefrorenes Kohlendioxid, minus 80 Grad kalt“, sagt er und bereitet schon den nächsten Trick vor. „Falls ihr mal Elefantenzahnpasta herstellen müsst“, erklärt er den Grundschülern und mischt ein weißes Pulver und eine helle Flüssigkeit in einer Flasche. Sofort schießt eine weiße Schaumschlange aus dem Flaschenhals. Diesmal sind Kaliumiodid und Wasserstoffperoxid für die verblüffende Wirkung verantwortlich. Die Kinder johlen vor Vergnügen.

Den Magier in solchen Shows wird der Physiker Werner künftig wohl öfter geben. Am Dienstag eröffnete das von ihm gegründete Extavium, die wissenschaftliche Mitmach-Welt für Kinder, am neuen Standort in der Caligari-Halle im Filmpark Babelsberg. Dort steht mit 2400 Quadratmetern doppelt so viel Fläche für Experimente zur Verfügung wie im Vorgängerquartier in der Wetzlarer Straße. Und diesen Vorteil will Werner nutzen: Das Angebot soll sich nicht mehr nur an Grundschüler, sondern auch an Jugendliche und Erwachsene richten, etwa mit Wochenendshows und neuen Kursen zum Thema Klima und Kohlendioxid. Dafür habe man den Energieriesen Vattenfall als Sponsor gewonnen, sagt Werner. Eigentlich eine Ironie, trägt doch Vattenfall mit seinen Braunkohlekraftwerken erheblich zur Freisetzung des klimaschädlichen Gases bei. „Aber die reden uns nicht rein“, erzählt Werner. So könne er die finanzielle Unterstützung nutzen, um die Besucher über Klimaschutz aufzuklären. Ein anderer Kurs beschäftigt sich mit Solarenergie. „Aus Zahnpasta und Früchtetee bauen wir dabei eine Solarzelle“, sagt der Extaviumschef.

Von der Nähe zum Filmpark erhofft sich Werner auch einen noch höheren Bekanntheitsgrad und damit noch mehr Zulauf. Schließlich gebe es nun zum ersten Mal „Laufkundschaft“. Zum alten Standort in der Wetzlarer Straße seien jährlich im Schnitt 85 000 Besucher gekommen, hier soll die 100 000er Marke geknackt werden. Im Gegensatz zum Filmpark, der bekanntlich an der Extavium-Betreibergesellschaft beteiligt ist, bleibt das Extavium jedoch ganzjährig geöffnet. Künftig soll der Besuch beider Einrichtungen auch mit einem Kombiticket möglich sein. Erstmals soll die Einrichtung an der frischen Luft expandieren. Ein kleiner Außenbereich ist in Planung, die Ideen reichen vom Teich über eine Solaranlage bis zum Kräutergarten und einem Bienenstock. Im Innern der Halle gibt es derzeit rund 130 Stationen, an denen die Welt der Wissenschaft erforscht werden kann – vom Trabbi am Flaschenzug bis zur neuen Green Box, bei der die digitale Trickserei im Film erklärt wird. Vor dem grünen Schirm können sich die Kinder von der Kamera filmen lassen und anschließend sogar in einem Film „mitspielen“: „In einem Ausschnitt aus ,Drei Haselnüsse für Aschenbrödel’“, so Werner.

Filmparkchef Friedhelm Schatz freut sich über das Zusammenrücken mit dem Extavium. „Es warten spannende Abenteuer“, sagte er – und an Werner gewandt: „Wir haben schon eine Reihe verrückter Ideen.“ Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) erhofft sich vom Extavium auch Fachkräftenachwuchs: „Vielleicht werden einige von euch ja mal Ingenieure“, sagte er zu den Kindern. „Die brauchen wir ganz dringend.“

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