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Zanotto. Dortustraße 53. Tel.: (0331) 23 54 74 06. Geöffnet 12 bis 16 und 18 bis 22 Uhr, Dienstag Ruhetag.

© A. Klaer

Italienisches Restaurant in Potsdam: Zanotto

Den Charme dieser winzigen Potsdamer Osteria machen aus: der charismatische Chef und seine grandios einfache Küche aus dem Veneto.

Stand:

Gehen wir mal wieder zum Italiener. In Potsdam, das sich gastronomisch ungefähr so schnell bewegt wie der Zugspitzgletscher. Ob diese Stadt mit vielen zum Teil ganz diskutablen italienischen Restaurants noch eins mehr braucht? Die Frage lässt sich nur durch entschlossenes Hingehen beantworten – zu Chris Zanotto, der in der gemütlichen Dortustraße in diesem Jahr eine winzige Osteria aufgemacht hat.

Nach etwa einer Minute ist klar: Sie steht und fällt mit ihm. Er begrüßt und redet und offeriert und präsentiert und schenkt ein und ... Ein Charismatiker, der von manchem Gast möglicherweise als ein bisschen anstrengend empfunden wird, aber mit der Zeit seinen Eifer auch ein wenig dämpft. Sehr sympathisch: Es gibt keine Standardkarte, keine Pizza, keine Scallopine alla soundso – nur ein Tagesangebot von etwa zehn Gerichten der oberitalienischen Küche, denn der Chef stammt aus dem Veneto.

Im ersten Moment war ich davon ein wenig enttäuscht, denn ich hatte auf der sehr sporadisch gepflegten Webseite schon sehr viel spannendere Gerichte gelesen, als an diesem Abend verfügbar waren.

Aber: Ein besseres Vitello tonnato habe ich noch nie gegessen, rosa Fleisch, subtil gewürzt. Und auch die Burrata mit Ochsenherztomaten und einem kleinen Salat zeigte, dass liebevolle Zuwendung zu Details überbordende Kreativität durchaus ersetzen kann. Details: Im vortrefflich hausgebackenen Brot animiert ein Hauch von Amalfizitrone, die Bruschetta wird mit aromatisch-süßen Cocktailtomaten gemacht.

Außerordentlich gut gefiel mir auch das Kürbisrisotto, das der Chef am Tisch in einem ausgehöhlten Laib von Asiago-Käse wendet. Aroma, Konsistenz, Geschmack: Es geht nicht besser.

Schließlich ließen wir uns noch Ravioli mit cremiger Kartoffelfüllung und Auberginenpüree hinstellen und ganz schlichte Linguine mit Tomaten, Oliven und einem Hauch Basilikum: Diese grandiose Einfachheit scheitert oft an Schlamperei und mäßigen Produkten, hier aber nicht.

Wer die einzigartige „Osteria Centrale“ in Berlin-Charlottenburg schätzt, der wird garantiert auch hier glücklich werden. Ebenso wie dort spielen hier die Secondi eine Nebenrolle – angeboten wurden diesmal lediglich Osso buco und ein Tomahawk-Steak, leider kein Fisch. (Vorspeisen und Pasta um 15 Euro). Auch aus der Weinauswahl macht der Padrone ein kleines Seelendrama; man darf ihm aber angstfrei folgen, denn die Preise sind fair – der Südtiroler Sauvignon-Klassiker Sanct Valentin kostet 44 Euro.

Darin liegt vermutlich der beste Tipp für einen Besuch: Wer nicht lange rumgrübelt, sondern Zanotto einfach machen lässt, der hat am meisten Spaß. Unbedingt mal hingehen – das ist aktuell der heißeste Laden in Potsdam.

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