
© Lutz Hannemann
Nauener Vorstadt: Neuer Zaun-Streit in Potsdam: Zaun oder nicht Zaun
Der Pfingstberg-Streit ist endlich beendet. Doch in Potsdam gibt es einen neuen Streit um den öffentlichen Zugang zu einem Park.
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Potsdam - Zäune, Wege, öffentlich zugängliche Flächen und private Investitionen – Zutaten, die in Potsdam Stoff zur Auseinandersetzung bieten. Nach dem kürzlich beendeten Konflikt um die private Nutzung eines Teils des Pfingstbergs durch Springer-Vorstand Mathias Döpfner geht es diesmal um ein ehemaliges Gartendenkmal am Ufer des Jungfernsees: den sogenannten Sello-Park der Villa Jacobs. Am Dienstagabend beschäftigten sich die Stadtverordneten im Bauausschuss mit dem Thema.
Die historische Gartenanlage ist nach jahrzehntelanger Vernachlässigung verwildert. Die Stadtverwaltung erarbeitet derzeit einen Bebauungsplan für das Areal zwischen der Villa und dem Campus Jungfernsee. Das Verfahren war im April vergangenen Jahres mit einem Aufstellungsbeschluss eingeleitet worden. Im Ergebnis könnte dadurch eine bisher öffentlich zugängliche Fläche eingezäunt werden – oder auch nicht.
Mehrere Optionen für das Areal
Die Verwaltung hatte den Stadtverordneten am Dienstag drei Varianten vorgeschlagen, wie weiter zu verfahren sei: Erste Option wäre, den Status quo im B-Plan festzuschreiben. Alles bliebe Wald und öffentlich zugänglich. Das Gartendenkmal inklusive des Hippodroms aus dem 19. Jahrhundert würde ebenso wenig wiederhergestellt wie ein Verbindungsweg zwischen Uferweg am Jungfernsee und der Fritz-von-der-Lancken-Straße. Zweite Option wäre, den größten Teil der Fläche zu einer privaten Grünfläche umzuwidmen. Der Eigentümer könnte anschließend die Pflege der Gartenanlage übernehmen – und den Zutritt beschränken. Nur ein schmaler Streifen für den Verbindungsweg würde zur öffentlichen Grünfläche deklariert. Neu war am Dienstag die dritte Option: Auch hier würde ein großer Teil der Fläche zur privaten Grünanlage werden. Das eigentliche Hippodrom würde aber öffentlich bleiben – die Stadt müsste es aber kaufen, auf eigene Kosten sanieren und pflegen.
Unter den Ausschussmitgliedern gingen die Meinungen dazu auseinander. Für Saskia Hüneke (Grüne) war die Erhaltung des Gartendenkmals unabhängig von dessen Betretbarkeit im öffentlichem Interesse. Sollte es eine Chance geben, die historische Gartenanlage wiederherzustellen, sollte man diese Möglichkeit nicht ausschließen. Auch Lars Eichert (CDU) favorisierte die Privatlösung: „Wir wollen doch nicht noch mehr Parkanlagen pflegen.“ Wolfhard Kirsch vom Bürgerbündnis verwies darauf, dass der Eigentümer kooperativ sei und auch sein Grundstück auf der anderen Seite der Villa Jacobs gelegentlich für die Öffentlichkeit zugänglich mache. Für Pete Heuer (SPD) war das nicht genug: Der Oberbürgermeister solle mit dem Eigentümer einen städtebaulichen Vertrag schließen, der die regelmäßige Öffnung des Areals garantiere, so Heuer. Alles andere wäre ein schlechter Tausch. „Zwei Tage im Jahr sind zu wenig.“ Michél Berlin (Linke) sah gar eine „Blaupause zum Pfingstberg“.
Unterschied zum Pfingstberg-Streit
Zum Fall Pfingstberg gibt es jedoch einen Unterschied: Die Fläche ist bereits in privatem Eigentum und gehört nicht einer öffentlichen Institution, die finanziell nicht in der Lage ist, sie zu pflegen. Der Eigentümer der Villa Jacobs, der Architekt Stefan Ludes, hatte das Grundstück bereits im Zuge der Sanierung der Villa vor etwa zehn Jahren vom Entwicklungsträger Bornstedter Feld erworben. Wie sich am Dienstag zeigte, ist er nicht allein: Ein Teil des Hippodroms gehöre einem anderen Eigentümer, wie Stadtplanungschef Andreas Goetzmann auf Nachfrage einräumte. Daraufhin vertagte der Ausschuss die Entscheidung. Bis September solle geklärt werden, ob auch der andere Eigentümer an einer Einigung interessiert sei.
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