Landeshauptstadt: Zebrastreifen ignoriert
Elternaktion gegen Raser vor der Kita „Tausendfüßler“ in der Scholl-Straße
Stand:
Potsdam-West - „Zebrastreifen, Zebrastreifen/Mancher wird dich nie begreifen“, schallt es den Autofahrern in der Geschwister-Scholl-Straße entgegen. Mehr als ein Dutzend Eltern gehen mit ihren Kindern aus der Kita „Tausendfüßler“ betont langsam über den Zebrastreifen unweit des Schlosses Charlottenhof. Die Autofahrer müssen stoppen und können so die Schilder lesen, die von den mit Rasseln und Trillerpfeifen ausgerüsteten Familien hochgehalten werden: „Hier ist eine Kita! Bitte anhalten und langsam fahren!“
Die Eltern sind besorgt, denn der Zebrastreifen wird oft ignoriert. Elternvertreterin Daniela Kolodziej, Mutter von vierjährigen Zwillingen, erzählt beispielhaft von einem besonders haarsträubenden Fall: „Ich wollte mit meinen Kindern über den Zebrastreifen gehen und die Autos, die direkt davor standen, hatten auch angehalten, aber dann hat einer der hinteren Fahrer die stoppenden Autos einfach überholt und ist über den Streifen gefahren, als wir noch drauf standen!“ Von solch riskanten Manövern und Rasereien können fast alle Eltern hier berichten, die mit ihren Kindern regelmäßig den Fußgängerübergang benutzen.
Die gestrige Aktion sollte die Autofahrer auf das Problem aufmerksam machen. Oft wird auch zu schnell gefahren, da erst etwa 20 Meter vor dem Übergang die Tempo-30-Zone beginnt, davor gilt Tempo 50. „Dann ist es häufig schon zu spät“, meint Kolodziej. Auf der Scholl-Straße herrscht vor allem zu den Stoßzeiten reger Durchgangsverkehr - also genau dann, wenn die Eltern ihre Kinder zur Kita bringen oder abholen.
„Wir wollen den Autofahrern eigentlich keinen Vorwurf machen“, sagt Kolodziej: „Denn ich glaube, für viele Fahrer ist es gar nicht ersichtlich, dass hier eine Kita ist.“ Hinweisschilder gibt es zwar, aber die scheinen nicht auszureichen. Schon vor über einem halben Jahr haben sich die Eltern deshalb hilfesuchend an die Stadtverwaltung und die Polizei gewandt - mit wenig Erfolg. „Die Bußgeldstelle, die turnusmäßig blitzt, bestätigt zwar, dass oft zu schnell gefahren wird, ist aber nicht handlungsbefugt“, klagt die Mutter Madeleine Thiede. „Die Polizei sagt, an dieser Stelle passieren nicht so häufig Verstöße, dass man sie als Gefahrenzone betrachten könne“, so Kolodziej. „Und weil hier noch nie etwas Ernstes passiert sei, wird kein Anlass zum Handeln gesehen.“ Zu warten, bis ein Unfall passiert, ist jedoch so ziemlich das Letzte, was Kolodziej und die anderen Eltern tun wollen.
Vielmehr fordern sie eine Verlängerung der 30er-Zone – auch zeitlich, denn Tempo 30 gilt in der Scholl-Straße nur bis 17 Uhr, die Kita hat jedoch bis 18 Uhr geöffnet. „Die Stadtverwaltung hat uns im Frühjahr gesagt, eine Ausdehnung der 30er-Zone sei eigentlich kein Problem. Passiert ist aber bislang nichts“, sagt Kolodziej. Zudem fordern die Eltern eine „Über-Kopf-Aufhängung“, eine Art Banner, das deutlich auf die Verkehrssituation hinweist. Ein entsprechender Antrag wurde bereits bei der Stadt eingebracht und wird bei der Stadtverordnetenversammlung am 16. Juni diskutiert.
Kolodziej hofft, dass so zumindest bis zum Herbst, wenn es früher dunkel wird, endlich Maßnahmen ergriffen worden sind. Sie hätte sich an alle relevanten Stellen gewandt, meint Kolodziej und fügt an: „Wenn wirklich etwas passiert, kann keiner sagen, er hätte nichts davon gewusst!“ Erik Wenk
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: