Landeshauptstadt: Zehn Torten für zehn Jahre
Tausende Besucher feierten bei freiem Eintritt den Geburtstag des Volksparkes. Nach Jahrhunderten militärischer Nutzung hat inzwischen der Spaß Einzug gehalten
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Ein herausragendes Potsdamer Beispiel für die Umnutzung einst militärisch genutzter Flächen feiert einen runden Geburtstag: Der Volkspark im Bornstedter Feld wird dieser Tage zehn Jahre. Wo Soldaten über Jahrhunderte hinweg den Krieg übten, können sich seit 2001 die Potsdamer und ihre Gäste vergnügen. Das taten sie denn auch am gestrigen Sonntag in großer Zahl. Unter dem Motto „10 Torten an 10 Orten“ feierte man den 10. Geburtstag des ehemaligen Buga-Parks.
Bei freiem Eintritt und bestem Sonnenschein waren viele Besucher gekommen, um ihr „Tortenstück“ vom Geburtstagskuchen abzubekommen. An mehreren Orten im Park hatten die Veranstalter nämlich Torten platziert. Echte Torten waren dies nicht, sondern Volksfestattraktionen, die von den Veranstaltern dem Tortenmotto entsprechend einfach als Torten bezeichnet wurden: Karussell und Trampolin waren ebenso dabei wie ein Clown und ein kräftig wackelndes Kunst-Rind, auf dem sich Kinder als Cowboy versuchen konnten. Also eher Kinderfreuden als Gaumenfreuden.
An einem der „Torten-Orte“ gab es jedoch auch echte Konditorkunst. Die Potsdamer Bäckerei Braune hatte zehn riesige Torten aufgefahren, die so groß waren, dass sie für mehrere Hundert Festbesucher reichten. Die Schlange der Menschen, die etwas von dem kostenlos feilgebotenen Geburtstagskuchen abbekommen wollten, hätte jedem DDR-Konsum zur Ehre gereicht: Zeitweise standen um die 200 Menschen an. Bei der Kuchenausgabe half die versammelte Prominenz denn auch mit: Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD), Hausherr Horst Müller-Zinsius vom Entwicklungsträger Bornstedter Feld und Staatssekretär Rainer Brettschneider ließen es sich nicht nehmen, mit großer Ausdauer den Kuchen unter das Volk zu bringen.
Müller-Zinsius erinnerte in seiner zuvor gehaltenen kurzen Ansprache an die Entwicklung des Parkareals. Die Eröffnung des Parks im Jahre 2001 sei „seinerzeit ein Meilenstein in der Entwicklung der Stadt“ gewesen. Man habe mit der Entscheidung, neben den historischen Parks in Potsdam einen weiteren Park zu schaffen, Mut bewiesen. Der Park war im April 2001 unter Anwesenheit von Bundespräsident Rau, Bundeskanzler Gerhard Schröder und Ministerpräsident Manfred Stolpe als Park der 26. Bundesgartenschau eröffnet worden.
Seit der Buga hat sich der Park aufgrund der vielen Mitmachangebote zum echten Volkspark entwickelt. Im Gegensatz zu den historischen Parks von Potsdam darf der Rasen betreten werden und sogar das Grillen ist an ausgewiesenen Flächen erlaubt. Es gibt jede Menge Spielplätze, einen Wasserspielplatz, einen Fußballplatz, eine Disc-Golf-Anlage, ein Grünes Klassenzimmer, Partygärten und eine asphaltierte Strecke für Skater. Auch sportlichen Aktivitäten kann man hier frönen: Volleyball und Klettern ist ebenso möglich wie – seit kurzem – Minigolfspielen. Oberbürgermeister Jakobs wies in seiner kurzen Geburtstagsansprache denn auch darauf hin, dass die Parkgründer damals einen Park hatten schaffen wollen, der zum Aufenthalt einlädt. Nicht überall in Deutschland sei es zudem so gut wie in Potsdam gelungen, den Park der Bundesgartenschau in eine sinnvolle Nachnutzung zu überführen. Jakobs wünschte sich, dass der Park weiterhin so gut gepflegt werde und die Bevölkerung das große Areal auch in Zukunft gut annehme. Ebenfalls habe sich der neu entstandene Stadtteil „Bornstedter Feld“ in unmittelbarer Nachbarschaft des Volksparks gut entwickelt. Bei den Planungen für dieses städtebauliche Großprojekt habe es einige Skeptiker gegeben. Deren Befürchtungen, die Entwicklung des Gebiets könne misslingen, hätten sich jedoch nicht bewahrheitet, so Jakobs.
Die Potsdamer Bundesgartenschau ist seit bald zehn Jahren Geschichte – die letzten Hinweise darauf auch. Den Namen der Tram-Haltestelle „BUGA-Park/Biosphäre“ gibt es seit gestern offiziell nicht mehr. Die Station heißt nun „Volkspark“.
Der Volkspark online
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