
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Zeichentrick und Bildhauerei
Seit diesem Schuljahr kann in Potsdam an zwei neuen Gesamtschulen gelernt werden
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Potsdams Schullandschaft ist vielfältiger geworden: Seit Beginn dieses Schuljahres lernen etwa 50 Kinder an einer der beiden neu gegründeten Gesamtschulen. Auf dem Mediencampus Babelsberg in der Großbeerenstraße, seit wenigen Monaten neues Zuhause des Babelsberger Filmgymnasiums, befindet sich nun auch die Neue Gesamtschule Babelsberg.
Mit 34 Kindern in zwei siebenten Klassen ging man an den Start, und es werden im Laufe des Schuljahres voraussichtlich noch einige hinzukommen, freut sich die neue Schulleiterin Cornelia Bartholomäus. Mit der Gründung sei man dem Wunsch vieler Eltern nach Kontinuität nachgekommen und habe die Lücke zwischen Grundschule und Gymnasium gefüllt. Nun kann man hier einen 10.-Klasse-Abschluss machen oder weiter zum Abitur gehen. Im neuen, modernen Schulgebäude fühlen sich die neuen Siebenten wohl, meinen die Lehrer.
Im Foyer der Schule stimmen eine uralte Zeiss-Filmkamera, ein mannshohes Monstrum, sowie zwei große Sitzinseln in Form der grünen Shrek-Ohren auf die Profilierung der Einrichtung ein: Das Medium Film findet Eingang in fast alle Unterrichtsfächer, auch wenn es nicht per se wie am Gymnasium unterrichtet wird. Zwischen zwei Wahlpflichtbereichen muss man sich entscheiden, ein zweite Fremdsprache lernen oder Technik-Unterricht belegen. Dieser findet unter anderem im Werkhaus Potsdam oder hauseigenen Werkstätten statt, beinhaltet den Umgang mit IT-Technik, Arbeit in einer Holz- und Keramikwerkstatt und am Fahrrad. Dabei werde auch mal ein Animationsfilm gedreht, sagt Techniklehrer Carsten Sass.
Gute Erfahrungen haben die Lehrer mit Blockunterricht gemacht. Man könne effektiver arbeiten und neue Unterrichtsformen ausprobieren. Die Fachräume nutzen beide Schulen, zum Sportunterricht geht es an die Neue Grundschule in der Flotowstraße – noch. Ein Neubau vom Schulträger, der Anerkannten Schulgesellschaft, in geplant.
Die Arbeitsgemeinschaften des Nachmittagsbereichs finden in Kooperation mit dem Gymnasium statt, Zeichentrickfilm-AG oder Improvisationsübungen, Band, Chor oder Hockey sind derzeit im Angebot, Tanz und darstellendes Spiel sollen noch dazukommen. Auch zu den etablierten Filmgesprächen am Gymnasium seien die Gesamtschüler eingeladen, sagt Bartholomäus. Ein angenehmes Schulklima, geprägt vom Miteinander, helfe beim Lernen, ist sie überzeugt und freut sich über den gelungen Start; noch gibt es Kapazitäten für neue Schüler.
Über weitere Schüler würde sich auch Heike Dietzel freuen. Die Gründerin und Geschäftsführerin der internationalen Grundschule Potsdam am Ravensbergweg leitet nun auch die angliederte „Creative Gesamtschule“. Mit 18 Schülern ging man an den Start, 20 werden es nach den Herbstferien sein. Die Ganztagseinrichtung auf dem Creativ-Campus unmittelbar am Waldrand soll langfristig zweizügig werden. Im Gegensatz zur bilingualen Grundschule wird an der Gesamtschule deutsch unterrichtet, ein anerkannter deutscher Abschluss ist das Ziel.
Die Methodik im Klassenraum unterscheide sich allerdings von herkömmlichen Schulen, betont Dietzel. So gebe es offenen Unterricht mit Einflüssen zum Beispiel aus der Montessori-Pädagogik sowie viel eigenständiges Lernen mit Jahresplan, Modulen und Zielkarten. Ein fokussiertes Arbeiten mit individuellen Freiheiten, führe dazu, dass manche Kinder hier geradezu „aufblühen“, ist Dietzel überzeugt. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Berufsvorbereitung. „Die Kinder sollen herausfinden: wer bin ich, wo liegen meine Stärken?“, beschreibt die Geschäftsführerin und dreifache Mutter diesen Prozess. Fremdsprachenunterricht ausschließlich von hochqualifizierten Muttersprachlern, Bildhauerei, Kochen und Singen mit einer Opernsängerin stehen neben den üblichen Grundfächern im Stundenplan des Creativ Campus. Eine Lerntherapeutin greift Kindern mit Lernschwächen unter die Arme. Die Kinder kommen aus ganz Potsdam und Berlin, oft auch von der Internationalen Grundschule.
An Grund- und Gesamtschule gibt es übrigens Schulkleidung. „Das Wort Uniform mag ich gar nicht“, sagt Dietzel. Die Kinder tragen einheitlich bunte Oberteile, bei den Jungs sind Hemden Pflicht. Diese Kleidung helfe beim Fokus auf den Unterricht – sogar manch Lehrer habe sich für die bequemen und hochwertigen Stücke, „die nicht teuer sein müssen“, so Dietzel, entschieden.
Beide neuen Gesamtschulen verlangen ein einkommensabhängig gestaffeltes Schulgeld.
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