Landeshauptstadt: Zeit AG für Alleinerziehende
Neues Projekt: Im Eltern-Kind-Zentrum sollen Single-Väter und -Mütter und ihre Kinder Hilfe finden
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Am Stern / Drewitz – Es gibt immer mehr Alleinerziehende, auch in Potsdam, sagte Sozialbeigeordnete Elona Müller gestern im Eltern-Kind-Zentrum am Stern. Dort stellte sie der Presse ein neues Modellprojekt vor, dass Alleinerziehenden Unterstützung geben soll. Denn am Stern und in Drewitz leben laut der neuesten Statistik die meisten Alleinerziehenden Potsdams: Am Stern in 6,4 Prozent aller Haushalte und in Drewitz sogar in 11,3 Prozent – fast doppelt so viel wie im Potsdamer Durchschnitt.
Darum soll auch das Eltern-Kind-Zentrum der Arbeiterwohlfahrt am Stern die Anlaufstelle für alleinerziehende Anwohner werden. „Zeit AG“ soll das Projekt heißen: „Zeit für Kinder! Chancen für Alleinstehende! Gesundheit für alle!“ Noch ist recht vage, wie den Betroffenen geholfen werden soll. Die Organisatoren wollen sie erst einmal fragen, was sie sich wünschen: Am 1. Juli um 17 Uhr im Eltern-Kind-Zentrum in der Pietschker-Straße 14. Ihre Kinder können sie mitbringen, sie können während der Veranstaltung im Zentrum spielen.
Fest steht, dass es eine Internetportal geben soll, auf dem Alleinerziehende wichtige Infos und Links für Alleinerziehende finden. Und auch eine Dienstleistungs-Tauschbörse sei bereits geplant. Dort könnten Eltern beispielsweise Babysitting gegen Hilfe bei Bewerbungsschreiben tauschen, erklärte Müller. Sie betonte, dass das Projekt nicht nur geschiedene oder verwitwete Eltern als alleinerziehend begreift, sondern auch Eltern, die sich nur am Wochenende sehen, weil die Arbeitsplätze in verschiedenen Städten liegen, Patchworkfamilien und Eltern, die in Schichtdiensten arbeiten. Auch das erschwere eine gemeinsame Erziehung. Potsdam schätze als urbane Stadt offene und unkonventionelle Lebensweisen und Familienformen, sagte Müller. „Aber gerade Alleinerziehende haben ein erhöhtes soziales Risiko mit entsprechenden gesundheitlichen Folgen“, erklärte sie. Nach neuesten Studien hätten sie ein höheres Risiko zu verarmen, denn Alleinerziehende finden meist schwerer einen Job. Sie und ihre Kinder seien großen Belastungen ausgesetzt, sagte Heike Weinert von der Techniker-Krankenkasse, die das Vorhaben mit einer fünfstelligen Summe sponsert. Zwei Jahre soll es zunächst laufen. Die Summe sei eine Investition in die Prävention von Krankheiten.
Die Erziehungswissenschaftlerin Andrea Hösel wird das Projekt koordinieren, die Kognitionswissenschaftlerin Daniela Kahlert von der Universität Potsdam wird es wissenschaftlich begleiten und auswerten. Das, was sich in den zwei Jahren bewährt, soll sich dann in Potsdam etablieren. just
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