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Zum 50. Jahrestag des Ungarischen Volksaufstands organisiert das ZZF eine Konferenz zur Erinnerungskultur
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Für einen kurzen Augenblick gab es den Moment der Hoffnung. Als sich am 23. Oktober 1956 Studenten auf dem Josef-Behm-Platz in Budapest versammelten, um ihre Solidarität mit dem polnischen Arbeiteraufstand zu bekunden, glaubten sie tatsächlich, etwas bewegen zu können. Knapp 300 000 Menschen waren es, die sich von dem Massenprotest nicht nur Auswirkungen für Polen, sondern auch für ihr eigenes Land erhofften. Freie Wahlen, zum Beispiel. Oder die Ernennung von Imre Nagy, einem reformierten Kommunisten, zum Regierungschef. Aber vor allem: mehr Unabhängigkeit von der Sowjetunion. Doch eben diese war es, die den anhaltenden Kundgebungen mit dem Einmarsch der Roten Armee am 4. November ein Ende bereitete.
Anlässlich des 50. Jahrestages des Ungarischen Volksaufstands finden derzeit eine Reihe von Veranstaltungen statt. „Es ist in Ungarn das größte kulturhistorische Ereignis des Jahres – neben dem 125. Geburtstag von Bela Bartok“, sagt Dr. Sándor Peisch, ungarischer Botschafter in Berlin. So wird im Vorfeld der zentralen Feierlichkeiten am 22. und 23. Oktober in Budapest und Berlin, zu denen auch Bundespräsident Horst Köhler erwartet wird, eine große internationale Konferenz stattfinden. „Die Ungarische Revolution 1956: Kontext – Wirkung – Mythos“, so lautet das Thema der Zusammenkunft vom 4. bis 6. Oktober in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaft in Berlin, die unter der Federführung des Potsdamer Zentrums für Zeithistorische Forschung (ZZF) organisiert wird. In Zusammenarbeit mit der Stiftung Aufarbeitung und dem Collegium Hungaricum sollen bei dieser zweitägigen Konferenz vor allem die Eigenheiten verschiedener Erinnerungskulturen erörtert werden. Kein unwichtiges Unterfangen, denn daraus lassen sich auch Rückschlüsse auf den Umgang mit anderen wichtigen Aufständen innerhalb Europas ziehen. Der Aufstand in Budapest gilt als eine Art Zäsur und „Vorhut“ für den Prager Frühling von 1968 – und letztlich auch für den Zusammenbruch des Ostblocks, so Peisch. Die Zielsetzung der Revolution sei erst nach der Wende von 1989 in Erfüllung gegangen: mit dem Fall des Eisernen Vorhangs. N. Heymann
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