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Grippesaison in Potsdam: Zeit für Grippeschutz
Die Grippesaison beginnt wahrscheinlich erst Anfang 2017. Doch Experten raten, sich schon jetzt impfen zu lassen. Mehr Sorgen dürfte vielen Eltern ein Magen-Darm-Virus bereiten, der zurzeit an Potsdamer Kitas die Runde macht.
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Potsdam - Zwar hat die Grippesaison in Potsdam noch nicht begonnen. Doch Ärzte und Experten raten schon jetzt dazu, sich impfen zu lassen. „In der Regel beginnt die Saison nach der Jahreswende, selten auch schon mal Mitte oder Ende Dezember“, sagt Susanne Glasmacher vom Berliner Robert Koch Institut (RKI). Das RKI übernimmt vor allem Aufgaben des gesetzlichen Infektionsschutzes. Aktuell gebe es bereits „sehr wenige“ Virusnachweise. „Im Hinblick auf das Thema Schutz ist der Beginn der Saison aber egal“, sagt die Pressesprecherin des RKI. „Das Thema Impfen ist jetzt, im Oktober und November, aktuell.“ Älteren Menschen, Schwangeren, chronisch Kranken jeden Alters und medizinischem Personal empfiehlt die Biologin die Schutzimpfung. Um eine Infektion von vorneherein zu vermeiden, sollte jeder außerdem auf Händehygiene achten und sich von Menschen mit Atemwegserkrankungen möglichst fernhalten.
In Potsdam wurden in der vergangenen Saison 218 Influenzaerkrankungen registriert. In der Saison zuvor waren es noch 244 und von 2013 auf 2014 nur 21. Jedoch besitzen diese Zahlen nur wenig Aussagekraft, wie Glasmacher betont. Nur Fälle, die labordiagnostisch bestätigt wurden, kann das RKI mit in die Statistik aufnehmen – die wenigsten Fälle würden labordiagnostisch bestätigt: „Diese Zahlen sind nur ein Bruchteil der tatsächlichen Infektionen.“
Keinen 100-prozentigen Grippe-Schutz
Einen hundertprozentigen Schutz gegen die Grippe gebe es sowieso nicht. „Man muss trotz Impfen damit rechnen, krank zu werden“, sagt Glasmacher. Dies betont auch Thomas Weinke, der am Potsdamer Klinikum „Ernst von Bergmann“ den Bereich Gastroenterologie und Infektiologie leitet. „Da sich die Influenza-Viren jedes Jahr verändern, kann es immer mal zu Impfversagen kommen“, erklärt der Mediziner. Die Impfung empfehle er als Mitglied der Stiko, der ständigen Impfkommission am RKI, trotzdem in jedem Fall. Denn eine wirkliche Alternative gibt es nicht. Es gebe zwar einige medikamentöse Behandlungsmethoden, jedoch sei aus medizinischer Sicht die Prophylaxe durch eine Impfung am sinnvollsten.
Mit der Impfbereitschaft der Potsdamer ist Weinke aber ohnehin zufrieden. „Die Impfbereitschaft der Brandenburger ist generell gut“, sagt er. Nur selten mache sich Impfskepsis breit. Die Grippeschutzimpfung werde sowieso nur den bekannten Risikogruppen empfohlen. Impfen lassen könne man sich primär beim Hausarzt, auch einige Arbeitgeber bieten die Impfung als Service an.
Die Bereitschaft zum Impfen sei in den vergangenen Jahren im Wesentlichen gleich geblieben, sagt Weinke. Oft kämen in einem Jahr, dem eine grippestarke Saison vorausgegangen sei, mehr Leute zum Impfen und umgekehrt.
Kaum Grippefälle in Potsdam, dafür Magen-Darm-Virus
Bisher wurden laut RKI kaum Grippefälle gemeldet. Vielen Eltern dürfte ein Magen-Darm-Virus, das zurzeit an Potsdamer Kitas die Runde macht, momentan mehr Sorge bereiten. „Aber das ist absolut nichts Neues“, kann Michael Radke Entwarnung geben. Als Chefarzt leitet er seit 19 Jahren das Kinderklinikum im Ernst von Bergmann-Krankenhaus. Diese Virusinfektionen, ausgelöst durch Noro- und Rotaviren, seien typisch für die kalte Jahreszeit. Kleine Kinder und ältere Menschen seien wegen ihres erhöhten Wasserbedarfs besonders gefährdet. „Hinzu kommt, dass kleine Kinder noch kein ausgeprägtes Hygieneverhalten haben“, erklärt Radke. Die Krankheit sei aber nach maximal drei Tagen vorbei. Bis hinein in den März oder April werden sich die Viren verbreiten.
Als Prävention empfiehlt Radke, ebenfalls Mitglied in der Stiko, die Impfung gegen Rotaviren für Säuglinge und Kleinkinder. Für Noroviren gebe es leider noch keine ausreichende Schutzimpfung.
Anne-Kathrin Fischer
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