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ATLAS: Zeitgebunden

Klaus Büstrin über Tugenden, die neu definiert werden sollten

Stand:

Die Erziehung junger Herren ist ein schwer Werck“, konstatierte im 17. Jahrhundert Graf Dohna zu Schlobiten angesichts der Erziehung seiner Söhne. Obwohl den Kindern die Tugenden, die in Preußen zum festen Kanon von Moral und Sitte gehörten, tagtäglich vorgebetet wurden. Und er versuchte sie sogar vorzuleben. Mit 21 Tugenden musste man sich seit des Großen Kurfürsten Zeiten beschäftigen. Glücklicherweise hat Innenminister Jörg Schönbohm in seinem Vortrag über die „Preußischen Tugenden“ beim Neujahrsempfang der Fördergesellschaft zum Wiederaufbau der Garnisonkirche nicht alle genannt und über sie referiert. Ja, referiert, doch nicht über sie reflektiert. Man hatte an diesem Abend den Eindruck, dass der Innenminister die Erfüllung von Tugenden, wie sie in vergangenen Jahrhunderten gefordert wurden, in den Vordergrund stellte. Denis Diderot hätte nach den Ausführungen gesagt: „Jede Tugend, jedes Laster hat seine Zeit und kommt einmal aus der Mode.“ Die Tugenden sind also nach Diderot zeitgebunden. Tugenden, heute auch Wertvorstellungen genannt, sollten jeweils neu definiert werden, damit man zu einer Orientierung finden kann, auch in Sachen Disziplin. Die Erziehung junger Herren und auch Damen bleibt „ein schwer Werck“.

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