Landeshauptstadt: Zeppelinstraße – Luft so giftig wie nirgendwo Amt: Spitzenreiter bei Stickstoffdioxidbelastung
Potsdam-West/ Babelsberg - Die Potsdamer Zeppelinstraße ist im zu Ende gehenden Jahr die Straße im Land Brandenburg, an der die durchschnittlich höchste Belastung mit gesundheitsschädlichem Stickstoffdioxid gemessen wurde. Das zeigen die monatlich erhobenen Luftgütedaten für Potsdam, die das Landesamt für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz (LUGV) herausgibt.
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Potsdam-West/ Babelsberg - Die Potsdamer Zeppelinstraße ist im zu Ende gehenden Jahr die Straße im Land Brandenburg, an der die durchschnittlich höchste Belastung mit gesundheitsschädlichem Stickstoffdioxid gemessen wurde. Das zeigen die monatlich erhobenen Luftgütedaten für Potsdam, die das Landesamt für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz (LUGV) herausgibt.
Demnach wurden in der Zeppelinstraße zwischen Januar und November durchschnittlich 45,27 Mikrogramm Stickstoffdioxid pro Kubikmeter gemessen. Platz zwei nimmt die Babelsberger Großbeerenstraße gemeinsam mit der Neuendorfer Straße in Brandenburg/Havel ein – hier zeigten die Geräte monatlich im Schnitt 42,27 Mikrogramm pro Kubikmeter an. Eine Richtlinie der Europäischen Union (EU) legt allerdings seit diesem Jahr fest, dass der Jahresmittelwert von Stickstoffoxid unter 40 Mikrogramm pro Kubikmeter liegen muss. Das giftige Gas entsteht etwa in Automotoren als Verbrennungsrückstand, es greift die Schleimhäute an und macht damit Atemwegserkrankungen wahrscheinlicher.
Nicht viel besser steht Potsdam bei der Feinstaubbelastung da. Auch hier wird an der Großbeerenstraße gegen geltende EU-Richtlinien verstoßen. Denn an diesem Messpunkt wurde der geltende Tagesgrenzwert von 50 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter dieses Jahr an 37 Tagen überschritten – die EU erlaubt seit 2005 aber nur 35 solcher Verstöße. An der Zeppelinstraße registrierte das LUGV bislang genau 35 Überschreitungen. Allerdings hatten im Laufe des Jahres mehrere Umweltexperten schon darauf verwiesen, dass wegen des kalten Winters und dessen Hochdruckwetterlage es in vielen Kommunen Brandenburgs überdurchschnittliche Feinstaubbelastungen gegeben habe.
Bereits im Juli hatte das LUGV die wahrscheinlichen Grenzwertüberschreitungen bei Feinstaub und Stickstoffoxid vorausgesagt. Als Reaktion sagte damals die zuständige Umweltdezernentin Elona Müller (parteilos), man wolle „jetzt keine Schnellschüsse produzieren“. So arbeite die Stadt an Papieren zu Maßnahmen gegen Straßenlärm sowie für mehr Klimaschutz, ebenso werde der Luftreinhalteplan für Potsdam überarbeitet. Dies solle noch 2011 geschehen. In alle Maßnahmen seien Experten und Wissenschaftler eingebunden. Wie geplant werde im nächsten Jahr auch ein Stadtentwicklungskonzept Verkehr sowie darauf aufbauend ein Konzept zur Wegeführung für Lkw erstellt, so Müller damals.
Von diesen Ankündigungen hat sich die Stadt inzwischen zum Teil verabschiedet. Eine Fortschreibung des Lkw-Führungskonzeptes wäre aus haushaltstechnischer Sicht „frühestens 2012 möglich“, teilte Müllers Fachbereich jüngst den Stadtverordneten in einer Vorlage mit. Zumindest aber sollen „erste Ergebnisse und bewertete Maßnahmen“ zur Fortschreibung des Luftreinhalteplans Ende diesen Monats vorgelegt werden, heißt es in dem Papier weiter. Ebenso teilte die Stadtverwaltung auf Anfrage der Wählergruppe Die Andere mit, man sehe für eventuelle juristische Klagen von Anwohnern, die von Grenzwert-Überschreitungen betroffen seien, momentan „keine Grundlage“. Wie andere Großstädte wolle Potsdam sich bei der zuständigen EU-Kommission melden, so die Verwaltung, und eine Fristverlängerung und damit eine Zurückstellung von Sanktionen beantragen. H. Kramer
H. Kramer
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