Landeshauptstadt: Ziegel und Putz stürzten vom Turm Auch für die Römischen Bäder im Park
Sanssouci wurde eine Notsicherung erforderlich
Stand:
Sanssouci - Mit Schutzgerüst und von einer Plane umhüllt zeigt sich neben anderen Baudenkmalen im Park Sanssouci nun auch der Turm der Römischen Bäder. Wie Alfons Schmidt, Baudirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, mitteilte, müssen an dem Gebäude dringliche Sicherungsmaßnahmen ausgeführt werden. Sturmböen hatten lose Dachziegel vom Turm gerissen, auch Putzstücke fielen herab – glücklicherweise ohne Besucher zu verletzen.
Die von der Bauabteilung umgehend eingeleiteten Untersuchungen ergaben, dass die Dacheindeckung durch Setzungserscheinungen der Konstruktion und Feuchteeinwirkung fast völlig zerstört ist. Gleiches trifft auf den Putz zu, der laut Schmidt „großflächig vom Absturz bedroht ist. Durch die Einhausung wurde die Gefahr für die Touristen erst einmal gebannt, an der Sanierung der Eindeckung und der Putzsicherung werde „mit Hochdruck gearbeitet. Die Sicherungsmaßnahmen haben einen beträchtlichen Umfang und werden voraussichtlich bis Ende nächsten Jahres andauern.
Der Baudirektor stellte klar, dass es sich dabei um die „Reaktion auf einen Notfall handelt. Die Arbeiten seien nicht der Beginn der notwendigen Gesamtsanierung, deren Kosten auf mindestens acht Millionen Euro geschätzt werden. Dazu zählt auch die Stabilisierung der Uferstützmauer zum Parkgraben. Wird diese Aufgabe nicht bald in Angriff genommen, drohen Teile der Gebäudegruppe zum Wasser hin abzurutschen. Für Veranstaltungen können die Römischen Bäder bereits nicht mehr vermietet werden. Die durch den schlechten Bauzustand notwendigen „schleichenden Schließungen, hatte Stiftungsgeneraldirektor Hartmut Dorgerloh deutlich gemacht, betreffen auch zahlreiche Räume im Neuen Palais, den zuvor als Konzertstätte genutzten Säulenhof des Orangerieschlosses und Fontänenanlagen, die wegen des desolaten Leitungsnetzes abgestellt werden mussten. Zugenommen hat die Zahl der alles andere als attraktiven Schutzeinhüllungen als letztes Mittel, Baudenkmale vor dem Verfall zu retten. Seit Jahren zeigen sich unter anderem der Rundtempel auf dem Ruinenberg, der Rossebrunnen an der Maulbeerallee und das Gärtnerhaus des Thiemann-Villa derart verhüllt, neu hinzu kommt der Marstall im Park Babelsberg.
Aus dem Haushalt der Stiftung, der 2007 für Investitionen lediglich 6,2 Millionen Euro vorsieht, kann die Generalsanierung der Römischen Bädern nicht finanziert werden. Deshalb sei auf eine baldige Entscheidung der Politik über ein Investitionssonderprogramm zu hoffen. In einem Masterplan hat die Stiftung einen Bedarf von 730 Millionen Euro aufgelistet, davon 285 Millionen in den nächsten zehn Jahren, um die dringlichsten Aufgaben zu bewältigen.
Die Römischen Bäder wurden über einen längeren Zeitraum von 1829 bis 1840 nach Entwürfen Karl Friedrich Schinkels von Ludwig Persius gebaut. Durch den Bauherren Friedrich Wilhelm IV. beeinflusst, entstanden nacheinander das Gärtnerhaus mit dem jetzt eingerüsteten Turm, ein Pavillon, ein Haus für die Gärtnergehilfen, eine als Orangerie dienende Arkadenhalle und das eigentliche Römische Bad als Fantasiebau, der nie zum Baden genutzt wurde. Es besteht aus Atrium (Mittelhof eines römischen Wohnhauses), Impluvium (Raum mit Regenwassersammelbecken), Apodyterium (Umkleideraum), Caldarium (Warmwasserbad), Billardzimmer und zwei Viridarien (Gartenhof). Die Römischen Bäder sind von Mai bis Oktober für das Publikum geöffnet. Im ehemaligen Gehilfenhaus werden in der Saison wechselnde Kunstausstellungen gezeigt.
Erhart Hohenstein
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: